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Landeshauptstadt: Rettung für Mohrs Musikpavillon

Denkmal am Luftschiffhafen wird saniert / Uferweg nach Architekt benannt

Von Peer Straube

Potsdam-West - Der jahrzehntelange Verfall hat ein Ende. Spätestens im nächsten Jahr soll der 1932 am Luftschiffhafen erbaute Musikpavillon des Architekten Reinhold Mohr saniert sein. Diese frohe Botschaft verkündete Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) am gestrigen Donnerstag. Zugleich taufte er einen Teil des dort verlaufenden Uferwegs in Reinhold-Mohr-Ufer.

Der Architekt hat als Vertreter der Moderne in Potsdam beeindruckende Spuren hinterlassen. Er schuf unter anderem die Holzhaussiedlung an der Vorderkappe, die Turnhalle für die Gutmann-Villa und das Regattahaus am Luftschiffhafen. Letzteres ergänzte Mohr später mit dem Musikpavillon direkt am Wasser. Einst spielten hier kleine Kapellen zum Vergnügen der Gäste des Terrassenrestaurants im Regattahaus auf, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Inzwischen stehen nur noch ein paar Reste. Immerhin gelang es, die Ruine in diesem Jahr in die Denkmalliste des Landes aufzunehmen, ein Status, den das leer stehende Regattahaus bereits seit 1995 genießt. Dass der Musikpavillon jetzt gerettet werden kann, hat er der Ausstellung „Aufbruch in die Moderne“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zu verdanken.

Dort seien die Staatssekretäre des Landeskultur- und des Landesbauministeriums auf den traurigen Zustand des Pavillons aufmerksam geworden, sagte der Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer, Bernhard Schuster. Beide Ministerien hätten bereits eine Förderung für die Sanierung zugesagt, die Stadt bezahlt 5000 Euro für die Kostenschätzung. Nach Ansicht der Denkmalpflege dürfte die denkmalgerechte Sanierung rund 100 000 Euro kosten. Wie der Pavillon genutzt werden soll, ist noch offen. Klipp könnte sich eine gastronomische Nutzung vorstellen, etwa als Imbiss. Möglicherweise beginnen die Arbeiten noch in diesem Jahr, wahrscheinlicher ist jedoch ein Baustart 2012.

Auch die Regattahalle harrt weiterhin einer Nutzung. Die Landesbausparkasse (LBS), der das Objekt nebst großem Grundstück gehört, hat zumindest die Außenhülle sanieren lassen. Das holzverschalte, in drei sich verjüngenden Etagen aufsteigende Gebäude gilt als eine Meisterleistung Neuen Bauens in Potsdam. Denkmalpfleger Jörg Limberg hätte gern die ursprüngliche Farbfassung am Gebäude gesehen – blaugrauer Sockel, orange-ocker für die Holzverschalung und grünes Dach. Leider habe die LBS sich für den jetzigen Beigeton entschieden, bedauerte Limberg.

Die immer wieder ins Spiel gebrachte Nutzung als Ausflugsrestaurant hält LBS-Sprecher Uwe Krink für nicht realisierbar. Der Blick aus seinem Büro auf den Uferweg beweise: „Tourismus findet hier nicht statt.“ Für das Regattahaus nebst dazugehörigem großen Grundstück bedürfe es eines Gesamtkonzeptes.

Mohrs doppelte Würdigung hat einen konkreten Anlass. Heute vor 100 Jahren, am 1. Juli 1911, hat der in Stuttgart geborene Architekt seinen Dienst als Potsdamer Stadtarchitekt angetreten. 43 Jahre blieb und war er in vier Systemen, vom Kaiserreich bis zur DDR, für die Stadt tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Mohr Verfechter des Wiederaufbaus der historischen Innenstadt. Als er sich damit nicht durchsetzte, verließ er Potsdam enttäuscht und kehrte nach Stuttgart zurück, wo er 1978 mit 96 Jahren starb.

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