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Ohne Genehmigung. Der Stellplatz wurde eigenmächtig eingerichtet.

© Ottmar Winter

Restaurant "Zum Alten Krug" vor Schließung?: Zoff um Stellplatz für Camper in Marquardt

Stadt besteht auf Genehmigung für den lange geduldeten Platz am Restaurant "Zum Alten Krug". Für den Wirt bleiben dadurch wichtige Zusatzeinnahmen aus.

Potsdam - Für Michael Schulze geht es um die Existenz seines Betriebes: Der Inhaber des Restaurants „Zum alten Krug“ in Marquardt fürchtet, dass er bis Ende des Jahres zahlungsunfähig sein wird. Grund ist zum einen die Corona-Krise, zum anderen der benachbarte Wohnmobilstellplatz, auf dem etwa 22 bis 30 Fahrzeuge Platz haben. Derzeit fehlen ihm die wichtigen Zusatzeinnahmen durch die Wohnmobile: Im Juli hatte die Bauaufsicht Schulze untersagt, die Fläche weiter als Stellplatz zu nutzen. „Wir sagen 20 bis 30 Campern pro Tag ab“, schrieb Schulze auf Facebook. Nun fehlten ihm rund 30 Prozent seiner Einnahmen. „Bei einer Pacht jenseits von 5000 Euro im Monat sehe ich mich gezwungen, das Geschäft zum 31. Dezember aufzugeben.“

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Um doch noch die letzten warmen Wochen des Jahres zu nutzen, hatte Schulz vergangene Woche angekündigt, den Stellplatz wieder zu öffnen. Dies geschah aber nicht, denn die Bauaufsicht drohte mit einem Zwangsgeld von 3000 Euro, wenn sich Schulze über die Nutzungsuntersagung der Stadt hinwegsetzen würde.

2016 einfach gebaut - ohne Genehmigung

Tatsächlich liegt für den Stellplatz keine Genehmigung vor: 2016 hatte Schulze den Platz, auf dem sich eine ehemalige Bauschutt-Deponie befand, eigenmächtig zum Stellplatz hergerichtet, Hecken gepflanzt, rasen gesät und Stromleitungen verlegt. „Wir haben damals einfach gebaut“, sagt Schulze, er habe sich dazu mit dem Eigentümer des Grundstücks abgesprochen, dem ehemaligen Ortsvorsteher Wolfgang Grittner. Auch wenn es sich um eine ehemalige Deponie handelt, geht von dem Platz keine Gefahr aus, wie ein Gutachten der Stadt bestätigt.

Sollte es bei dem Nutzungsverbot für den Stellplatz bleiben, will der Wirt das Restaurant zum Jahresende schließen.
Sollte es bei dem Nutzungsverbot für den Stellplatz bleiben, will der Wirt das Restaurant zum Jahresende schließen.

© Ottmar Winter

Nachdem der Stellplatz jahrelang geduldet wurde, folgte im Februar die erste Nutzungsuntersagung durch die Stadt, der Schulze jedoch nicht nachkam: Im April öffnete er den Platz erneut für Wohnmobile. Zwar hatte er auf Druck der Verwaltung Ende 2020 einen Bauantrag für den bereits seit vier Jahren existierenden Stellplatz eingereicht, dieser ist jedoch noch nicht genehmigt. Ein Grund dafür ist, dass die Stadt eine umfassende Rahmenplanung für die Gestaltung von Marquardt plant, in der auch der Stellplatz vorgesehen ist. Diese startet jedoch erst 2022 – zu spät für Schulze, der wegen Corona Sorge vor weiteren Umsatzeinbrüchen im Herbst und Winter hat. Natürlich habe er den Krug früher ohne die Stellplätze betreiben können, sagt er: „Aber jetzt mit Corona reicht es nicht.“

Wirt Schulze hat Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht

Gegen die aktuelle Schließung wehrt er sich nun gerichtlich: Schulze hat Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht, um einen Aufschub der Nutzungsuntersagung zu erwirken, der solange gelten soll, bis der B-Plan genehmigt ist. Die Stadt äußerte sich dazu auf PNN-Nachfrage unter Verweis auf das laufende Verfahren nicht.

Der Ortsbeirat Marquardt unterstützt den Stellplatz – allerdings nur in genehmigter Form: „Wir haben immer zu Herrn Schulze gesagt, er muss einen B-Plan machen“, sagt Peter Roggenbuck. Der Ortsvorsteher zeigt sich genervt davon, dass der Krug-Inhaber sich nicht an die Regeln halten wolle, die auch für alle anderen gelten. „Die Verfahren müssen eingehalten werden“, so Roggenbuck. Problematisch sei auch, dass sich die Fläche zum Teil im Landschaftsschutzgebiet befindet. Laut Schulze sei dies nicht der Fall. Dass Schulze den Krug vielleicht schließen muss, nimmt Roggenbuck gelassen hin: „Wenn er zumachen muss, dann muss er halt zumachen“, so der Ortsvorsteher. Ein neuer Pächter werde sich finden lassen.

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