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Die Villa Kellermann in der Mangerstraße steht seit Jahren leer.

© Foto (Archivbild, 2016): Johanna Bergmann

Exklusiv

Restaurant in Potsdam: Jauch eröffnet Villa Kellermann wieder

Lange war es nur ein Gerücht, nun hat sich der Eigentümer der Villa Kellermann offiziell zu erkennen gegeben: TV-Moderator Günther Jauch will das Haus in Teilen öffentlich machen - und holt dafür Sterne-Koch Tim Raue nach Potsdam.

Von Peer Straube

Potsdam - Manche haben es gewusst, viele haben es geahnt, doch er selbst hat ein Geheimnis daraus gemacht – bis jetzt: Günther Jauch hat die legendäre Villa Kellermann am Heiligen See gekauft und lässt sie derzeit denkmalgerecht sanieren. Das bestätigte Jauch am Freitag den PNN. „Im Herbst soll alles fertig sein“, sagte der Potsdamer TV-Moderator. Zugleich bestätigte Jauch erstmals öffentlich, dass der Berliner Sternekoch Tim Raue in dem Bauwerk ein Restaurant eröffnen will

TV-Moderator und Wahlpotsdamer Günter Jauch.
TV-Moderator und Wahlpotsdamer Günter Jauch.

© Sebastian Gabsch PNN

Unklar ist noch, was auf der Speisekarte stehen wird

Welche Art von Küche die Besucher künftig erwartet, ließ der Moderator offen. „Die Speisekarte ist noch nicht fertig“, erklärte er lediglich. Raue wollte sich auf Anfrage am Freitag nicht zu seinen Plänen in Potsdam äußern. 

Heute ist die Villa Kellermann wegen der Bauarbeiten vollständig eingerüstet.
Heute ist die Villa Kellermann wegen der Bauarbeiten vollständig eingerüstet.

© Sebastian Gabsch PNN

Mit Jauchs Bekenntnis steht jetzt fest, dass die Villa, in der zu DDR-Zeiten der Kulturbund seinen Sitz hatte und die nach der Wende jahrelang gastronomisch genutzt wurde, zumindest teilweise wieder öffentlich zugänglich sein wird – als einzige Immobilie am Ostufer des Heiligen Sees, der wohl begehrtesten Potsdamer Lage. 

Jauch war früher selbst Stammgast in dem Lokal

Jauch ist bereits seit drei Jahren Eigentümer der Villa Kellermann, hatte diese Tatsache bislang jedoch öffentlich unter Verschluss gehalten. Der beliebte TV-Moderator erwarb das Gebäude nebst 2700 Quadratmeter großem Grundstück 2015 von den Erben des Kosmetikkonzerns Wella, Gisa und Hans-Joachim Sander, die das Haus vis-à-vis vom Marmorpalais bereits 2005 bei einer Zwangsversteigerung gekauft hatten. 

Bis 2009 betrieb Gastronom Maximilian Dreier dort das „Ristorante Villa Kellermann“, zu dessen Stammgästen auch Jauch gehörte, seitdem stand das Gebäude leer. Kurz nach dem Kauf begann Jauch mit der Sanierung des denkmalgeschützten Baus, die in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Wie viel die Restaurierung kostet, ist nicht bekannt. Sie soll jedoch wegen des teils desolaten Zustands sehr aufwendig sein. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll Jauch planen, die oberen Geschosse des Hauses zu Apartments auszubauen. 

Günther Jauch im Jahr 2009 bei der Abschiedsparty des Restaurants, rechts neben ihm: Ex-Restaurant-Besitzer Maximilian Dreier.
Günther Jauch im Jahr 2009 bei der Abschiedsparty des Restaurants, rechts neben ihm: Ex-Restaurant-Besitzer Maximilian Dreier.

© Manfred Thomas

Raue ist für Potsdam der dritte Sternekoch

Mit Raue bekommt Potsdam seinen dritten Sternekoch – neben Alexander Dressel vom Restaurant „Friedrich Wilhelm“ im Hotel Bayrisches Haus und David Schubert, der im „Kochzimmer“ am Neuen Markt den Löffel schwingt. Der Guide Michelin hatte Tim Raue für sein nach ihm benanntes Restaurant in der Nähe des Berliner Checkpoint Charlie bereits 2012 zwei Sterne verliehen, das britische Restaurant Magazine listet es auf Platz 37 der 50 besten Restaurants der Welt. Bis Ende 2018 hatte er auch das „Sra Bua“ im Adlon betrieben. Erst im November hatte Raue vom Gault Millau erneut 19,5 von 20 Punkten bekommen. Damit gilt er als bester Koch Berlins.

Einen möglichen Ansatzpunkt für Raues Pläne in Potsdam liefert eine Äußerung des Kochs aus dem vergangenen Mai. Damals hatte er gegenüber dieser Zeitung erklärt, er plane, das ehemals im Berliner Kollwitzkiez liegende „La Soupe Populaire“ („Suppe für alle“) wiederzubeleben – unter anderem Namen und am neuen Standort. 

Auch im Garten der Villa Kellermann konnte man früher speisen. 
Auch im Garten der Villa Kellermann konnte man früher speisen. 

© Foto (Archivbild, 2005): Manfred Thomas

Eines der spannendsten Gebäude Potsdams

Die Geschichte der Villa Kellermann ist wohl eine der spannendsten, die ein Gebäude in Potsdam zu bieten hat. Errichtet wurde sie 1914 für den königlich-preußischen Zeremonienmeister W. von Hardt und mit den seinerzeit modernsten technischen Raffinessen ausgestattet. Dazu gehörten ein Speisenaufzug und ein Fahrstuhl und sogar eine Tankstelle samt 750-Liter-Tank im Garten.

In der Weimarer Republik gehörte das Haus dem jüdischen Bankier Emil Wittenberg, der von den Nazis enteignet wurde. Danach zog die Heeresleitung der Wehrmacht dort ein. Nach 1945 gehörte die Villa dem DDR-Kulturbund und blieb bis zum Mauerfall öffentlicher Treff von Intellektuellen, Künstlern und Schriftstellern. Benannt wurde sie damals nach dem Schriftsteller Bernhard Kellermann, ebenfalls Mitglied des Kulturbundes und heute vor allem für seinen Roman „Der Tunnel“ berühmt. Den Namen trägt das Haus in Potsdam bis heute. Ab 1988 traf sich unter dessen Dach auch die Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung, kurz Argus, der unter anderem Carola Stabe, Wieland Eschenburg und Matthias Platzeck angehörten.

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