zum Hauptinhalt
Der Potsdamer Ethnobiologe Dr. Heinz-Dieter Krausch.

© Manfred Thomas

Renommierter Potsdamer Ethnobotaniker verstorben: Ein wandelndes Lexikon für Brandenburgs Natur

Der Potsdamer Ethnobotaniker Heinz-Dieter Krausch war hochgeschätzt als Experte für regionale Pflanzen und deren geschichtliche Hintergründe. Am 10. Juli 2020 ist er mit 91 Jahren verstorben.

Potsdam - Schade, dass über viele Wissenschaftler erst geschrieben wird, wenn sie gestorben sind, sagt Wolfgang Kautz, einst Gärtnerlehrling bei Karl Foerster und später wissenschaftlicher Mitarbeiter am Botanischen Institut der Uni Potsdam, mit großem Bedauern über seinen Berufskollegen Heinz-Dieter Krausch, der am 10. Juli mit 91 Jahren in Potsdam verstorben ist. Der Ethnobotaniker, dessen Name in der Öffentlichkeit wenig bekannt war, galt in Fachkreisen als hochgeschätzter, stets bescheidener, ruhiger Kollege. Mit seinem detaillierten und immer abrufbaren Wissen über regionale sowie seltene Pflanzen beeindruckte er alle, die mit ihm beruflich, beispielsweise im Botanischen Garten, zu tun hatten. Kautz erinnert sich: „Er hatte zudem einen eigenen kleinen Garten mit außerordentlichen Raritäten und wusste über jede Pflanze genauestens Bescheid.“

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Geboren wurde Krausch 1928 in Guben, studierte in Potsdam Biologie und Chemie, verfasste seine Diplomarbeit über die Wiesen des Oberspreewaldes und promovierte mit einer Arbeit über Trockenrasen. Er wurde Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften in Berlin, habilitierte 1970 mit einer Arbeit zu Wäldern, Hecken und Saumgesellschaften des Stechlinsee-Gebietes an der Universität Halle-Wittenberg, durfte aufgrund politischer Haltung nicht Professor werden, betreute aber viele Studenten und Doktoranden. Nach der Wende wurde er wissenschaftlicher Berater bei der Einrichtung neuer Schutzgebiete in Brandenburg. Im Ruhestand begann er, Bücher über die regionale Botanik zu schreiben. Seine wichtigsten Werke waren „Kaiserkron und Päonien rot – Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen“ und „Bauerngärten in Brandenburg“. Viele Auszeichnungen und Ehrungen wurden ihm zuteil.

Andreas Kalesse, bis 2018 Leiter der Potsdamer Denkmalschutzbehörde, schätze ihn als Vertreter einer zu Unrecht wenig bekannten Wissenschaft. Die Ethnobotanik beschäftigt sich mit der Herkunft der Pflanzen und ihren historischen Hintergründen. „Er tauchte von Anfang an in seiner unmittelbaren Heimat und später in ganz Brandenburg immer wieder tief in die geschichtlichen Hintergründe des menschlichen Umgangs mit Pflanzen ein und untersuchte beispielsweise auch slawische Bezeichnungen für Pflanzen“. 

Krauschs Wissen weiter nutzbar machen

Krausch habe einen großen Kulturschatz gehoben, das Wissen aufbereitet und bewahrt. Angesichts neuer Herausforderungen aufgrund des heutigen Klimawandels werde es immer wichtiger, auf historische Quellen und jahrhundertealte Erfahrungen zurückgreifen zu können. „Trockenheit und Dürren hat es auch früher gegeben, das Wissen darüber müssen wir uns heute nutzbar machen“. Kalesse, der Denkmalpfleger, preist Krausch auch für sein umfängliches Wissen im Bereich Siedlungskunde und Archäologie. „Da konnte man ihn alles fragen – er war ein wandelndes Lexikon, bevor es Google gab.“

Hinweis: In einer früheren Fassung des Textes war der Name des Verstorbenen irrtümlich als Hans-Dieter Krausch angegeben. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false