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Potsdam im Jahr 2015: Eine entschärfte Bombe liegt an der Fundstelle. Nun soll eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg an diesem Freitag entschärft werden.

© Ralf Hirschberger/dpa

Regionalverkehr und S-Bahnen betroffen: Bombenentschärfung in Potsdam: Was am Freitag wichtig ist

Potsdam steht am Freitag erneut eine Bombenentschärfung bevor. Durch den Sperrkreis führen Tram- und Buslinien - und entgegen vorheriger Angaben liegen auch Gleise hinter dem Hauptbahnhof im Sperrkreis.

Einschränkungen im Tram- und Busverkehr in Potsdam

Die Bombenentschärfung hat auch Auswirkungen auf den Verkehr in der Landeshauptstadt Potsdam. Betroffen sind die Straßenbahnlinien 91, 92, 93, 96 und 98 vom Hauptbahnhof in Richtung Süden sowie die Buslinien 690, X1, 601, 611, 619 und 750. Ab 7.30 Uhr fahren diese Linien vom Hauptbahnhof ohne Halt durch bis zum nächsten Haltepunkt außerhalb des Sperrkreises. Sobald der Sperrkreis abgesichert ist und der Sprengmeister mit der Entschärfung beginnt, wird der Verkehr auf diesen Linien ganz unterbrochen. Die Vollsperrungen gelten bis zur offiziellen Entwarnung.

Wichtig für Pendler: Einschränkungen im Regionalverkehr und bei der S-Bahn

Entgegen vorheriger Angaben aus dem Rathaus gibt auch im Regionalverkehr und bei der S-Bahn Einschränkungen. Zwar liegen der Hauptbahnhof als auch der Bahnhof Babelsberg außerhalb des Sperrkreises und sind frei zugänglich. Dennoch befindet sich ein Teil der Gleisanlagen im Sperrkreis, sodass während der Entschärfung zwischen S-Bahnhof Babelsberg und Hauptbahnhof keine S-Bahnen oder Regionalbahnen fahren.

Sperrkreis: Ab 7.30 Uhr kontrollieren Evakuierungstrupps den abgesperrten Bereich

Im Sperrkreis für die Bombenentschärfung befinden sich zwei Pflegeheime, eine Einrichtung des betreuten Wohnens, eine Kindertagesstätte, das Jugendkulturzentrum Freiland, zwei Friedhöfe, der Kletterpark, außerdem die Staatskanzlei, das Redaktionsgebäude der Märkischen Allgemeinen Zeitung sowie die Ministerien und Landesämter und der Bundespolizeistandort am Standort Heinrich-Mann-Allee 103. Die 3000 Bewohner im Sperrkreis müssen ihre Wohnungen am Freitag bis 7.30 Uhr selbstständig verlassen haben. Erst danach können Evakuierungstrupps kontrollieren, ob sich noch Menschen in dem gesperrten Bereich befinden. Zu den Einsatzkräften zählen Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der Polizei, der Potsdamer Berufsfeuerwehr und freiwilliger Feuerwehren. Wie lange die Evakuierung und die Bombenentschärfung dauern, hängt auch davon ab, ob es bei der Räumung zu Zwischenfällen kommt (s.u.) - in der Vergangenheit ist das immer wieder der Fall gewesen.

Von den Sperrungen betroffen sind die Teltower und die Templiner Vorstadt zwischen Friedrich-List-Straße, Nuthestraße, Horstweg und Albert-Einstein-Straße. Die Heinrich-Mann-Allee ist zwischen Brauhausberg und Horstweg gesperrt, die Friedrich-Engels-Straße zwischen Leipziger Dreieck und Nuthestraße. Autofahrer werden gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Der Hauptbahnhof, die Humboldtbrücke, die Lange Brücke und die Nuthestraße bleiben für Autofahrer passierbar, ebenso die Albert-Einstein-Straße und die Zufahrt zum Wissenschaftspark. Sowohl die Friedrich-List-Straße als auch der Horstweg sind nicht von der Sperrung betroffen. Die Nuthe ist für Wassertouristen ab Horstweg gesperrt. 

Die Bombe 

Der Sprengkörper, der auf dem Gelände des ehemaligen Tramdepots in Potsdam gefunden wurde, ist eine 250 Kilogramm schwere britische Fliegerbombe. Laut Stadtverwaltung handelt es sich dabei um die 189. größere Bombe, die im Stadtgebiet seit dem Jahr 1990 entschärft wird. Die Statistik erfasst dabei alle Sprengkörper über 100 Kilogramm. Laut Rathaus kam die Bombe bei Bauarbeiten auf dem Areal nahe der Heinrich-Mann-Allee zum Vorschein, gerade 60 Zentimeter unter der Erde. Der Sprengkörper sei leicht deformiert, hieß es aus dem Rathaus. Sprengmeister Mike Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg, der schon Anfang Juli eine britische Fliegerbombe vom Typ "MC 500" im Nuthepark nahe des Hauptbahnhofs in Potsdam entschärft hat, ist auch dieses Mal wieder im Einsatz. 

Bislang hat man in Potsdam rund sechs Tonnen Munition aus dem Boden geholt. Noch im Juli sagte Sprengmeister Mike Schwitzke den PNN, dass er damit rechne, dass noch bis zu drei Tonnen weitere Munition im Erdreich lagern.

Die Ausweichquartiere

Wer am Freitagmorgen seine Wohnung verlassen muss, kann während der Evakuierung und Entschärfung eines der beiden Ausweichquartiere nutzen: Als Aufenthaltsorte steht ein separater Bereich im Hauptbahnhof zur Verfügung, alte, kranke und transportbedürftige Menschen sollen in der Comeniusschule (Brauhausberg 10, 14473 Potsdam) unterkommen. 

Personen, die nicht selbstständig den Sperrkreis verlassen können, melden sich bitte frühzeitig bei der Potsdamer Feuerwehr unter (0331) 370 1216, um einen Transport für Freitag zu bestellen. Unter dem Link: https://egov.potsdam.de/gis-kmb kann eine adressgenaue Karte zum Sperrkreis eingesehen werden.

Bis zu 5000 Euro Bußgeld für Störer

Wie schon bei der vorigen Bombenentschärfung am 3. Juli drohen Störern hohe Geldstrafen. Wer den Sperrkreis durchbricht oder sich weigert, das abgesperrte Areal zu verlassen, muss mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro rechnen. Laut Rathaus kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Störungen und Verzögerungen durch Passanten. Die Stadt kündigte an, jede Störung bei der Evakuierung und Entschärfung am morgigen Freitag zur Anzeige zu bringen, beziehungsweise selbst Bußgeldverfahren einzuleiten. Eine Störung der Gefahrenabwehrmaßnahme sei ein Verstoß gegen die Kampfmittelverordnung für das Land Brandenburg hieß es. Danach handle ordnungswidrig, wer vorsätzlich oder fahrlässig gekennzeichnete Stellen betrete, auf denen Kampfmittel entdeckt worden sind und die als Gefahrenbereich gekennzeichnet sind. "Die Störer gefährden dabei nicht nur sich selbst, sondern auch den Sprengmeister bei seiner Arbeit. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro geahndet werden", sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung am Donnerstag.

Kurzer Rückblick: Bei der Bombenentschärfung Anfang Juli musste die Polizei zwar niemanden mit Gewalt aus dem Sperrkreis holen. Allerdings gestaltete sich die Räumung an manchen Stellen nicht ganz reibungslos. Ein Potsdamer, der im Sperrkreis wohnte stellte sich während der laufenden Evakuierung noch einmal unter die Dusche. Eine Frau soll ihre Wohnung erst nach intensiveren Gesprächen mit der Polizei verlassen haben. Bei einer Bombenentschärfung im Jahr 2017 wurden bereits vier Bußgelder von jeweils mehr als 500 Euro verhängt. 

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