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Eröffnung der "Marktschwärmerei Potsdam" im Rechenzentrum.

© Andreas Klaer

Regionale Lebensmittel: Potsdams neuer Bauernmarkt

Die "Marktschwärmer" möchten Erzeuger und Verbraucher von Lebensmitteln zusammenbringen. In Coronazeiten ist das gar nicht so einfach. In Potsdam gibt es jetzt eine Alternative.

Potsdam - Die Landeshauptstadt hat einen neuen Bauernmarkt. Die Online-Plattform “Marktschwärmer” vermittelt frische Lebensmittel vom Hof direkt in die Einkaufstüte. Die Kunden bekommen nicht nur regionale Lebensmittel, sie können auch die Menschen hinter den Produkten kennenlernen. Bestellt wird im Internet. Einmal in der Woche treffen Verbraucher und Hersteller im Rechenzentrum zusammen, um die Waren zu übergeben. In Kürze soll es einen weiteren Standort geben. 

Dem Bauern die Hand reichen

Diese Treffpunkte gibt es in ganz Deutschland, allein in Berlin-Brandenburg bestehen zurzeit 38 Marktschwärmereien. Auf der dazugehörigen Online-Plattform werden sie angezeigt. Eigentlich lautet das Motto: "Gib deinem Bauern die Hand.” Das sei aufgrund der Corona-Pandemie natürlich nur symbolisch möglich, sagt Maja Rotter. Gemeinsam mit ihrer Freundin Nicola Spehar hat sie die Potsdamer Marktschwärmerei initiiert. 

Am Dienstagabend fand die erste Veranstaltung statt. Insgesamt 16 regionale Erzeuger beteiligten sich. Dass nur sechs davon persönlich vor Ort sein konnten, lag den Organisatorinnen zufolge auch an den Pandemiebedingungen. Rotter und Spehar achteten genau auf die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln. Die Einkäufer mussten Masken tragen und einen vorgegebenen Weg nutzen, um zu ihren vorbestellten Waren zu gelangen ohne Anderen zu nah zu kommen. 

Ganz vorn standen Fabian Behrend und Anja Nagora vom Göhlsdorfer Hof in Kloster Lehnin. Die Landwirte bewirtschaften dort seit 2019 eine Fläche von elf Hektar und halten 160 Hühner. Am Dienstag hatten sie unter anderem Eier, Äpfel und Gewürzmischungen dabei. Normalerweise würden sie ihre Waren im eigenen Hofladen verkaufen, sagte Behrend. Durch einen Newsletter hätten sie bereits einen engen Kontakt zu ihrer Stammkundschaft aufgebaut. Die wollten sie nun ausbauen. 

Kunden können ihre bei regionalen Anbietern bestellten Nahrungsmittel abholen.
Kunden können ihre bei regionalen Anbietern bestellten Nahrungsmittel abholen.

© Andreas Klaer

Auch die Schweinezüchterin Anja Koch aus Gömnigk nutzt jetzt diese Form der Direktvermarktung. Am Dienstag hatte sie eine Kühlbox mit Fleisch und Wurst dabei. Ihr kleiner Betrieb setzt auf Freilandhaltung, was in der Schweinezucht ungewöhnlich ist. Aufgrund der Afrikanischen Schweinepest ist das momentan nur mit erheblichen Einschränkungen möglich. Einen weiteren Vertriebskanal könne sie in der schwierigen Situation gut gebrauchen, sagte Koch.  

Vom Einzelhandel unabhängig

Für die Erzeuger hat das Konzept der Martschwärmer-Plattform den Vorteil, dass sie ihre Produkte unabhängig vom Einzelhandel vermarkten können. Die Preise legen sie selbst fest. Im Gegensatz zum Wochenmarkt müssen sie nur liefern, was vorab online geordert und bezahlt wurde. Daher gibt es keine Verschwendung, der Hersteller hat einen sicheren Absatz. Für ihre Vermittlungstätigkeit erhält die Plattform zehn Prozent des Umsatzes. 

Weitere 8,35 Prozent des Umsatzes erhalten die “Gastgeberinnen” Rotter und Spehar für ihren Aufwand. Diese Kosten kann jeder Verbraucher auf der Website einsehen. Transparenz ist ein wichtiger Grundsatz der Plattform. Wer eine Marktschwärmerei eröffnen möchte, muss 150 Mitglieder und ein Grundsortiment an Waren organisieren.  

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Maja Rotter ist zufrieden mit dem ersten Markttag in der Landeshauptstadt. 39 Kunden seien gekommen, sagt die Babelsbergerin. “Viele kennen das Konzept bereits aus Berlin und sind froh, dass es das jetzt auch hier gibt.” Die nächste Übergabe findet am Dienstag vor Weihnachten ab 17 Uhr im Rechenzentrum statt. Die Bestellungen müssen allerdings bis Sonntagabend abgegeben werden. Anfang 2021 soll ein zweiter Standort im Heidehaus in Babelsberg hinzukommen. 

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