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So langsam gehen die Kitas in Potsdam wieder zum Regelbetrieb über.

© Sebastian Gabsch

Regelbetrieb mit Ausnahmen: Kitas in Potsdam nach der Coronakrise

Die meisten Potsdamer Kitas haben wieder regulär geöffnet. Manche Träger brauchen aber mehr Zeit

Von Peer Straube

Potsdam - Ein Vierteljahr lang mussten viele Potsdamer Eltern den Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung bewältigen – das hat nun ein Ende. Die meisten Kitas der Stadt haben bereits am Montag den Regelbetrieb wieder aufgenommen, andere folgten am Dienstag. Es gibt jedoch auch Träger, die länger für die Vorbereitungen brauchen und erst ab Anfang nächster Woche voll öffnen. Das ergab eine PNN-Umfrage.

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Vor allem Eltern zeigten sich erleichtert. In den letzten Wochen hatten die PNN zahlreiche E-Mails von Müttern und Vätern erreicht, die über die zunehmende Belastung geklagt und von Problemen bei der eingeschränkten Kitabetreuung berichtet hatten. Für viele von ihnen hat sich die Situation nun grundlegend verbessert. Etwa für Holger Höftmann. Noch Ende Mai schrieb der 43-jährige Babelsberger, dass sich seine sechsjährige Tochter, „die noch vor 8 Wochen lebensfroh durch die Gegend gehopst ist“, nun lustlos sei und sich „kaum noch zu beschäftigen“ wisse. Nun besucht seine Tochter wieder regulär eine Fröbel-Kita Am Stern. Er freue sich darüber, sagte er den PNN. „Ich hoffe nur, dass sich die Lockerungen nicht irgendwann rächen.“

"Auf dem Zahnfleisch gegangen"

Die elf Potsdamer Fröbel-Kitas, in denen üblicherweise rund 2000 Kinder betreut werden, seien alle am Netz, sagte Unternehmenssprecherin Beatrice Strübing. Zwar sei die Organisation des Neustarts wegen der Kurzfristigkeit der Landesentscheidung „einigermaßen stressig“ gewesen, aber dennoch habe alles geklappt. 

Zufrieden ist auch eine Mutter, deren zwei Kinder in einer Kita der Kinderwelt gGmbH betreut werden. Die 38-Jährige, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, war nach eigenem Bekunden in den letzten Wochen „auf dem Zahnfleisch gegangen“. Weder sie noch ihr Mann arbeiten in systemrelevanten Berufen, der eingeschränkte Regelbetrieb mit vierstündiger Betreuung an einem Tag pro Woche habe sie „absolut nicht weitergebracht“. Nun wisse sie ihre Kinder betreut und könne endlich wieder regulär arbeiten, sagte die Bornstedterin. 

In den 20 Einrichtungen der Potsdamer Awo, mit 3300 betreuten Kindern größter Träger der Stadt, ist nach Angaben von Chefin Angela Schweers der Regelbetrieb am Montag problemlos angelaufen. Wenn die Telefone nicht klingelten, sei das ein gutes Zeichen, sagte sie. „Und heute blieben sie still.“

"Keinerlei Problemmeldungen"

Ähnlich ist die Lage in dem einen Hort und den acht Kitas des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks (EJF), in denen rund 1000 Kinder betreut werden. Fast alle Einrichtungen hätten am Montag den Regelbetrieb aufgenommen, sagte die zuständige Bereichsleiterin Lisa Lorenz. Eine Ausnahme bilde die Kita Am Kanal, die aus organisatorischen Gründen seit Dienstag wieder täglich geöffnet sei. Jede Einrichtung habe mindestens zehn Stunden geöffnet, um auch Eltern mit längeren Arbeitswegen entgegenzukommen.

Die acht Kitas und zwei Horte der Hoffbauer gGmbh, Tochter der gleichnamigen Stiftung, sind seit Montag alle wieder am Netz. Sie habe „keinerlei Problemmeldungen bekommen“, sagte Geschäftsführerin Julia Meike. Die Öffnungszeiten seien den Bedarfen angepasst worden. Manche Eltern wollten ihre Kinder derzeit auch gar nicht in der Kita betreuen lassen – aus Sorge vor einer möglichen Infektion. 

Einige Kitas starten später

Es gibt allerdings auch Eltern, die sich noch gedulden müssen, bis ihre Kinder wieder regulär in die Kita dürfen. Die drei Häuser des Trägervereins Frauen in der Lebensmitte (FidL), in denen knapp 150 Kinder betreut werden, starten erst am Montag in den Vollbetrieb. Eine Mutter, die lieber anonym bleiben möchte, ärgert das. Statt auf den Organisationsaufwand zu verweisen, hätte der Träger lieber mehr Flexibilität zeigen und die Eltern einbinden sollen, findet sie. Essen beispielsweise hätten die Eltern ihren Kindern auch mitgeben können. FidL wies die Vorwürfe zurück. Das Mitbringen von Speisen sei aus Haftungsgründen nicht möglich, sagte FidL-Geschäftsführer Markus Weyh den PNN. Das Essen für 150 Kinder zu organisieren, benötige eine Woche Vorlauf. Zudem hätten Dienstpläne neu geschrieben und der erst am Freitag vorliegende Rahmenhygieneplan des Landes auf jede Einrichtung individuell angepasst werden müssen. „Wenn man am Freitagnachmittag neue Rechtsgrundlagen schafft, die am Montagmorgen gelten soll, ist dies schlicht der Versuch der Quadratur des Kreises“, sagte FidL-Chef Weyh und übte zugleich Kritik am Land. Per Pressemitteilung werde eine Rechtsgrundlage verkündet, „die es noch gar nicht gibt“, so Weyh. Das biete Anlass für potenzielle Rechtsstreitigkeiten. Er hätte sich ein „verantwortungsvolles Miteinander“ gewünscht, sagte Weyh und verwies auf Berlin, wo der Regelbetrieb in den Kitas mit einer Woche Vorlauffrist am 22. Juni starte. Der Träger sei für das Wohl der Mitarbeiter und der Kinder verantwortlich, so Weyh. 

Mehr Zeit für Vorbereitung gewünscht

Unterstützung erhielt er von Henri Herborn, dessen vierjähriger Sohn ebenfalls eine FidL-Kita besucht. Wenn man die Corona-Gefahr ernst nehme, müsse man den Trägern auch die Zeit für die Vorbereitung geben, sagte er den PNN. FidL handele verantwortungsvoll im Sinne der Kinder und der Mitarbeiter.

Das Land will den Schwarzen Peter auch nicht haben. Die Kitaträger seien „unmittelbar über die Verbände über das Vorhaben informiert“, sagte eine Sprecherin des Bildungsministeriums. „Dazu wurden die gesetzlichen Grundlagen geschaffen und der Rahmenhygieneplan Kita zeitnah geändert.“ Zudem habe man den Trägern wegen der Kurzfristigkeit der Kitaöffnung empfohlen, schnellstmöglich mit den Eltern Kontakt aufzunehmen, um die vorhandenen Möglichkeiten mit ihnen zu besprechen.

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