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Rechtsrock in Potsdam: Stadt sieht keine Handhabe gegen Rechtsrock-Konzert

Am Samstag will der Teltower Rechtsrocker Sacha Korn ein Konzert in Bornstedt veranstalten und einen Teil der Eintrittsgelder auf ein Spendenkonto der Bandidos leiten. Chancen für ein Verbot sieht die Stadt Potsdam zwar nicht, die Polizei ist alarmiert.

Potsdam - Der Landeshauptstadt steht am Samstag ein Rechtsrock-Konzert bevor. Stattfinden soll es im Restaurant „Viktoria Eck“ in Bornstedt. Einen entsprechenden Bericht der „Antifaschistischen Recherche Potsdam/Umland“ bestätigte ein Mitarbeiter des Lokals gegenüber den PNN. Die Veranstalter selbst hatten zunächst versucht, den Ort des Konzertes geheim zu halten.

Brisant ist, dass der Organisator, der Musiker Sacha Korn, offenbar dem Rockermilieu nahesteht. Ein Teil der Eintrittsgelder soll nach Angaben von Korn auf ein Spendenkonto der Rockervereinigung Bandidos fließen. Konkret geht es dabei um Gelder für einen neunjährigen Jungen, der Anfang März in Herne (Nordrhein-Westfalen) ermordet wurde. Der Stiefvater des Jungen ist Mitglied der Bandidos. Die Rockergruppe wusste bisher aber nichts von dem Konzert, sagte ein Pressesprecher der Bandidos den PNN. „Es handelt sich dabei um keine Initiative der Bandidos“, sagte der Sprecher. In Berlin waren die Behörden im Jahr 2012 gegen Konzerte von Korn vorgegangen. Ein Auftritt auf dem Gelände der „Brigade 81“, einem Unterstützerklub der Hells Angels, wurde wegen Sicherheitsbedenken untersagt.

Ob weitere Bands auftreten, ist nicht bekannt

Unklar ist noch, ob bei dem Konzert am Samstag noch weitere Bands auftreten werden. Laut Antifa hatte ursprünglich der Berliner Neonazi-Rapper Patrick Killat alias „Villain051“ einen Auftritt für diesen Tag „im Raum Berlin“ angekündigt, den Post später aber wieder gelöscht. Der Verfassungsschutz hält ein gemeinsames Konzert von Korn und Killat aber für unwahrscheinlich. „Korn bemüht sich gelegentlich, von eindeutigen rechtsextremistischen Strukturen Abstand zu halten“, hieß es vom Innenministerium.

Der rechtsextremistischen Szene zuordnen lässt sich Sacha Korn auf den ersten Blick nicht. Er selbst beschreibt seine Musik als „Neue Deutsche Härte“. Auf seiner Facebook-Seite heißt es zur politischen Linie des Musikers: „Kein links, kein rechts! Einfach nur geradeaus!“ Allerdings sind mehrere Lieder von Sacha Korn bereits auf einer Schulhof-CD der rechtsextremistischen NPD erschienen, auch für einen Wahlwerbespot nutzte die Partei einen Song des Musikers. Der brandenburgische Verfassungsschutz hatte dazu eine Passage über den Musiker in seinem Bericht streichen müssen. Korn hatte gegen seine Erwähnung im Kapitel „Rechtsextremistische Hass-Musik“ mit Erfolg geklagt und sich wiederholt von der NPD-CD distanziert. Er hatte versichert, dass seine Musik gegen seinen Willen und durch Lizenzverkäufe seines Managements auf der NPD-CD gelandet war.

Der Bassist der Band soll früher NPD-Politiker gewesen sein

Der jetzt veröffentlichte Antifa-Bericht weist dennoch auf eine personelle Verbindung zum Rechtsextremismus hin: Sacha Korns Bassist soll das frühere Berliner Landesvorstandsmitglied der NPD Jan Michael Keller sein. Demnach soll Keller auch bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2010 in der Rechtsrock-Band Kahlschlag aktiv gewesen sein. Laut den Recherchen der Antifa-Gruppe sollen zudem wiederholt Neonazis Darsteller in Korns Musikvideos gewesen sein, darunter der Inhaber eines Teltower Tattoostudios, dessen Körper mit Hakenkreuzen und SS-Runen tätowiert ist.

Sympathien hat Korn auch für das Hooligan-Milieu, mehrfach hat er mit seiner Facebook-Seite das Portal „Ultras & Hooligans Deutschland“ beworben, das er als „Freunde des Ballsports“ bezeichnet. Martialisch ist auch das offizielle Bild für das Konzert in Potsdam: ein maskierter Mann in drohender Pose mit Baseballschläger.

Die Polizei will Straftaten verhindern, die Stadt kann nichts ausrichten

Möglich ist also, dass es bei dem Konzert am Samstag zu Straftaten kommt. Ob von rechtsextremistischen Besuchern oder wegen möglicher Störversuche aus der linken Szene. Ob es einen Polizeieinsatz geben wird, dazu wollte ein Polizeisprecher aus taktischen Gründen keine Angaben machen. Gleichwohl sagte er: „Ich versichere, dass wir alle Maßnahmen zur Gefahrenabwehr sowie zur Verhinderung von Straftaten durchführen, die aus unserer Sicht notwendig sind.“

Chancen, im Vorfeld des Konzertes einzugreifen, sieht die Stadt Potsdam indes nicht. Bei privaten Feiern könne die Stadt nichts ausrichten, sagte ein Stadtsprecher. Aber: „Ein solches Rechtsrock-Konzert wollen wir nicht in der Stadt Potsdam, die für Toleranz und Offenheit steht.“

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