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Eine der Schmierereien.

© René Strammber

Rechtsextreme Graffiti: Neonazi-Schmierereien im Karl-Liebknecht-Stadion

Im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion wurden am Sonntagmorgen Neonazi-Schmierereien entdeckt. Im Verdacht steht eine polnische Hooligan-Gruppierung

Die Graffiti auf der Gegengerade im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion verzieren erst seit etwas mehr als zwei Jahren die graue Rückwand der Tribüne und wurden von Fans verschiedener Vereine gesprüht. Viele der Kunstwerke enthalten antirassistische Botschaften wie „Love Football – Hate Racism“. Nun wurden die Graffiti übersprüht, zum zweiten Mal im laufenden Jahr. Das erste Mal im Mai von Hertha-Anhängern, einen Tag vor der Partie des SV Babelsberg 03 gegen die Reservemannschaft von Hertha BSC, und nun offenbar von polnischen Neonazi-Hooligans.

Sonntagmorgen, kurz vor 8 Uhr: Die Spielerinnen der neuen Frauenmannschaft des SV Babelsberg 03 sammeln sich im Karl-Liebknecht-Stadion, um gemeinsam zu ihrem Auswärtsspiel nach Brandenburg zu fahren. Als eine der Spielerinnen das Stadiongelände betritt, bemerkt sie bereits, dass die Werke der Graffitikünstler hinter der Gegengerade mit roter Farbe übersprüht wurden: Das SVB-Vereinslogo ist überdeckt von einem Davidstern und an zwei Stellen steht „Fuck Antifa“ geschrieben. „Kurz darauf ist ein weißer Transporter mit Wiesbadener Kennzeichen auf das Stadiongelände gefahren. Aus dem Auto stiegen drei Männer aus und haben die übermalten Graffitis fotografiert. Anschließend haben sie ‚Fuck Antifa‘ gebrüllt und sind winkend davongefahren“, so die Spielerin. Ob es sich dabei allerdings um die Schmierer handelt, ist noch unklar und wird nun von der Polizei überprüft. Denn zu den Neonazi-Schmierereien bekannten sich in einem Schriftzug zufolge Fans des polnischen Drittligisten Polonia Przemysl. Diese machen auch sonst aus ihrer rechtsextremen Gesinnung keinen Hehl: Auf ihrer Facebook-Seite teilten sie vor einer Woche einen Flyer, der von der „Allpolnischen Jugend“, einer militanten nationalistischen Jugendorganisation aus Polen, mit herausgegeben wurde.

Ein Grund, warum die polnischen Hooligans ins Karl-Liebknecht-Stadion gekommen sein könnten, wäre, dass sie auf der Durchreise nach Köln waren. Dort fand am gestrigen Sonntag eine Demonstration des rechtsextremen Netzwerks „Hooligans gegen Salafisten“ mit über 2500 Teilnehmern aus ganz Europa statt. Der SV Babelsberg 03 erstattete am Sonntag Anzeige. Die SVB-Fans kümmerten sich indes um die Wiederherstellung der ursprünglichen Graffitiwerke.

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