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Rechenzentrum und Freiland Potsdam: Es geht weiter mit Rechenzentrum und Freiland

Zwei wichtige Kultureinrichtungen in Potsdam sind vorerst gesichert: Die Stadtverordneten haben einen Kompromiss zum Rechenzentrum beschlossen und der Pachtvertrag für das Freiland wird verlängert.

Potsdam - Mit mehreren Beschlüssen haben die Stadtverordneten den Weiterbetrieb von zwei wichtigen Kultureinrichtungen in Potsdam gesichert. Es geht um das Kreativhaus Rechenzentrum und das Jugendzentrum Freiland, die nun fünf beziehungsweise ein Jahr mehr Planungssicherheit besitzen, wie die Stadtverordneten am Mittwochabend beschlossen haben.

Die kontroversere Debatte im Plenum wurde dabei zum Rechenzentrum an der Breiten Straße geführt. Hier kritisierte Annette Paul vom Rat für Kunst und Kultur in einer Rede vor dem Plenum einmal mehr, dass mit dem Kompromiss zum Weiterbetrieb des Rechenzentrums bis maximal Ende 2023 keine ergebnisoffene Debatte zur Zukunft des Hauses mehr möglich sei – anders als eigentlich in einem von der Stadt organisierten Szenarioworkshop mit den Kreativen vereinbart. So könne nicht mehr diskutiert werden, ob das Gebäude trotz des nebenan entstehenden Turms der Garnisonkirche zumindest in Teilen erhalten werden könnte. Oder ob man nicht sogar Teile des Rechenzentrums für ein Kirchenschiff verwenden könnte, dass als Kreativzentrum genutzt wird. Andere Städte wie Leipzig hätten solche Projekte erfolgreich gestaltet, machte die Künstlerin deutlich: So könne etwas großartiges Neues entstehen. 

Dem schloss sich die Linke an. Sie forderte Änderungen an dem Kompromiss zum Rechenzentrum, den das Rathaus mit der Stiftung Garnisonkirche ausgehandelt hatte – bekanntlich gehört der Stiftung ein Teil des Grundstücks. So solle die Stiftung eine weitere Duldung der Künstler auch über 2023 hinaus erlauben, lautete eine Forderung. Ebenso müsse die Stadt untersuchen, ob man den der Stiftung gehörenden Teil des Rechenzentrums abreißen und dies durch einen neuen Anbau an anderer Stelle des Hauses wieder ausgleichen könne, so die Linke. 

Weichen für ein kreatives Miteinander sind gestellt

Doch eine Mehrheit der Stadtverordneten und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) argumentierten, dass der Kompromiss zum Rechenzentrum, den man mit der Stiftung Garnisonkirche ausgehandelt habe, nicht gefährdet werden dürfe – schon im Sinne der Künstler, deren Verträge sonst Ende August auslaufen würden, wie etwa die Grünen betonten. SPD-Fraktionschef Pete Heuer sagte auch, mit dem avisierten Ersatzbau für das Rechenzentrum am nahen Standort Langer Stall/Feuerwache, für den zunächst eine 60.000 Euro teure Machbarkeitsstudie erstellt werden soll, würden sich auch die Arbeitsbedingungen für die Kreativen deutlich verbessern. Auf den schlechten baulichen Zustand des Rechenzentrums wies Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis/FDP) hin: „Dann sollte man lieber richtig Geld in die Hand nehmen.“

Wie berichtet hofft die Stadt auf einen gemeinnützigen Investor, der das Kreativquartier bauen soll. Dagegen sagte Georg Bittcher von der Fraktion Die Andere, der Neubau und die damit verbundenen Mieten für die Kreativen würden zu einer „Gentrifizierung der Kreativ-Szene“ führen. Letztlich stimmten die Stadtverordneten – ohne die Stimmen von Linken und Die Andere – mehrheitlich für den Kompromiss. „Damit sind die Weichen für ein kreatives Miteinander in der Potsdamer Mitte gestellt“, erklärte am Donnerstag Matthias Dombert, Chef der Fördergesellschaft für die Garnisonkirche. Auch die Stiftung für den Wiederaufbau begrüßte das Votum.

Es soll eine langfristige Lösung für das Freiland erarbeitet werden

In der Frage der Zukunft des Jugendkulturzentrums Freiland waren sich die Stadtverordneten weitgehend einig. Sie stimmten mit großer Mehrheit einem Antrag von Grünen, Linken und der Fraktion Die Andere zu. Dieser sieht vor, dass Oberbürgermeister Jann Jakobs die Stadtwerke als Eigentümer des Areals anweist, den Pachtvertrag für das Freiland um ein Jahr zu verlängern. Bis Ende 2018 soll eine langfristige Lösung erarbeitet werden. Auch ein Antrag der SPD fand eine große Mehrheit. Er sieht vor, bis Ende Juni Rahmenbedingungen für den Fortbestand des Freiland zu schaffen. Auch dafür wäre eine Verlängerung des Pachtvertrags über den 30. September hinaus nötig, weil sonst allen Nutzern zum 30. Juni gekündigt werden müsste.

Die Stadtwerke hatten das Freiland wie berichtet eigentlich abstoßen wollen. Dies falle nicht in die Kernkompetenz des städtischen Unternehmens, sondern der Kommune, ließ Stadtwerke-Chef Horst Müller-Zinsius noch am Mittwoch vor der Sitzung über die Märkische Allgemeine Zeitung verbreiten. Er könne sich zum Beispiel vorstellen, das Areal über einen Erbbaupachtvertrag an die Stadt abzutreten. Die noch nötigen Sanierungs- und Umbaukosten vor Ort bezifferte Müller-Zinsius auf eine Million Euro.

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