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RAW-Gelände wird IT-Standort: „Die beste aller Lösungen“

Die RAW-Halle soll bis 2021 zum IT-Standort werden. Wirtschaft und Forschung sind begeistert.

Von Peer Straube

Potsdam - Die Lobeshymnen kamen prompt. „Wir begrüßen das außerordentlich“, sagte Uni-Präsident Oliver Günther. Potsdam habe „viel kreative Energie in Richtung Berlin verloren“. Der neue IT- und Medien-Innovationsstandort werde dazu beitragen, dass junge Start-ups bei der Suche nach Räumlichkeiten künftig auch wieder hier fündig werden. „Damit haben wir die beste aller bisher vorgeschlagenen Lösungen für die ehemalige RAW-Halle“, jubelte Tilo Schneider von der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Investition werde eine „Initialzündung für weitere derartig attraktive Ansiedlungen sein“, prophezeite er.

Nach einem fast 20 Jahre währenden Ringen um eine Nutzung für die denkmalgeschützte, 1912 errichtete Neue Halle des früheren Reichsbahnausbesserungswerks, kurz RAW, hat Potsdam für das Areal nun einen Haupttreffer gelandet. Ein Investoren-Konsortium um den Berliner Projektentwickler Trockland will das denkmalgeschützte Gebäude sanieren, mit einem Anbau versehen und es zu einer Kreativschmiede der IT-, Medien- und Forschungsbranche mit 1000 Arbeitsplätzen machen. „Das ist ein ganz wichtiges Vorhaben für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Potsdam“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Vorstellung der Pläne am Freitag.

Das Interesse ist offenbar bereits jetzt groß. Diverse Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen hätten ebenso wie verschiedene Unternehmen schon den Wunsch geäußert, Räume auf dem Areal anzumieten, sagte Mirco Nauheimer, Geschäftsführer der RAW Media Havel GmbH, die den Komplex nach seiner Fertigstellung betreiben soll. Rund 25 000 Quadratmeter Nutzfläche sollen geschaffen werden. Damit kann sich das Projekt auch international sehen lassen. Der nach eigenen Angaben größte Start-up- Campus der Welt in Paris verfügt über 34 000 Quadratmeter (siehe Kasten).

Dass sich der Hauptteil der Fläche – ebenfalls wie in Paris – in einem Industriedenkmal befindet, sieht Trockland-Chef Nathaniel als Vorteil an. „Einen solchen Charme kann man in keinem Neubau kreieren“, sagte er. Ziel sei es, die künftigen Nutzer von Anfang an in das Vorhaben einzubeziehen. Wie der geplante Anbau an die Halle aussehen und das Denkmal selbst nutzergerecht saniert werden kann, soll nun ein geschlossener Wettbewerb klären, an dem Potsdamer und Berliner Architekturbüros beteiligt sind. Noch in diesem Jahr soll der Bauantrag gestellt werden, 2019 wolle man mit dem Bau beginnen, sagte Nauheimer. Spätestens 2021, möglicherweise früher, soll der Komplex fertig sein. Nathaniel kündigte auch eine mögliche Zwischennutzung bis zum Baubeginn an. Wie diese aussehen könnte, ist aber noch unklar.

Auf Landesebene hofft man mit dem Projekt auf einen weiteren Schub für Potsdam als Standort für Zukunftstechnologien. Das Wirtschaftsministerium werde die Entwicklung des RAW-Geländes nach Kräften unterstützen, kündigte Staatssekretär Hendrik Fischer an. Von dem Ort werde künftig eine „große Dynamik“ für die gesamte Wirtschaft in Potsdam und der Region ausgehen, sagte er.

Mit dem geplanten Innovationsstandort auf dem RAW-Gelände setzt Potsdam eine weitere Landmarke im IT-Bereich. Wie berichtet ist Potsdam seit 2017 einer von insgesamt zwölf sogenannten Digital Hubs in Deutschland. Der „Hub“-Idee liegt zugrunde, dass die Zusammenarbeit von Unternehmen und Gründern auf engem Raum Innovation befördert. Potsdam ist dabei auf Medientechnologie spezialisiert. Das neue Projekt passt daher perfekt zu dieser Initiative.

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