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An der Georg-Hermann-Allee enstehen baut die Pro Potsdam Sozialwohnungen.

© Andreas Klaer

Rathaus startet Werbekampgne: Viele günstige Sozialwohnungen sind in Potsdam noch zu haben

Potsdam startet eine Infokampagne zu Sozialwohnungen. Doch viele wissen nicht, dass sie Anspruch darauf haben. Im nächsten Jahr sollen allein im Bornstedter Feld rund 200 neue Sozialwohnungen angeboten werden.

Potsdam - Geht es um den Potsdamer Wohnungsmarkt, ist oft von Wohnungsknappheit, steigenden Mieten und kaum vorhandenem Leerstand die Rede. Besonders Menschen mit niedrigerem aber auch mit mittlerem Einkommen sind dadurch belastet. Für sie sind eigentlich Sozialwohnungen gedacht. Doch den dafür notwendigen Wohnberechtigungsschein (WBS) beantragen offenbar weniger Potsdamer als möglich.

Im nächsten Jahr, so fürchtet man im Rathaus, könnte das dazu führen, dass einige der mit Krediten vom Land errichteten Neubauten leer stehen. Das möchte man nun mithilfe einer Informationskampagne verhindern. Über Social-Media-Kanäle, Flyer, Plakate und Spots in der Straßenbahn soll auf die Möglichkeiten aufmerksam gemacht werden. "Bauen und Sanieren allein reichen nicht, damit Haushalte mit kleinem und mittleren Einkommen die passende Wohnung finden – sie müssen auch von den bestehenden Angeboten erfahren und Zugang zur Vermittlung erhalten", sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD).

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Rund 40 Prozent aller Potsdamer Haushalte haben ein Einkommen, das ihnen den Zugang zu gefördertem Wohnraum ermöglichen kann. Jeder vierte dieser Haushalte zählt zur Einkommensgruppe des WBSplus. So hat eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern und einem durchschnittlichen steuerpflichtigen Bruttojahreseinkommen von 62.000 Euro Anspruch auf den WBSplus, ebenso ein Singlehaushalt mit einem steuerpflichtigen Bruttojahreseinkommen von etwa 27.500 Euro. "Eine ganz neue Zielgruppe", so Meier.

Berechtigte zahlen für eine geförderte, sanierte oder neugebaute Wohnung eine Kaltmiete von sieben Euro pro Quadratmeter - das ist deutlich weniger als bei einer Neuvermietung auf dem freien Markt verlangt werden. Wie berichtet gilt der Wohnungsmarkt in Potsdam weiterhin als angespannt, wie kürzlich ein Gutachten im Auftrag der Landesregierung bescheinigt hatte.

59 Millionen Euro für mehr als 200 Sozialwohnungen

Anlass des Kampagnenstarts ist der Baufortschritt bei zwei Projekten der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam im Bornstedter Feld zwischen Georg-Hermann-Allee und Peter-Huchel-Straße. Dort entstehen derzeit insgesamt 274 Wohnungen, von denen mehr als drei Viertel als Sozialwohnungen gefördert werden. Die ersten 117 sollen im Frühjahr 2022 bezugsfertig sein, weitere 157 im Sommer 2022, sagte Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal. Insgesamt werden 59 Millionen Euro in das Projekt investiert.

Geschäftsführer der Pro Potsdam GmbH, Jörn-Michael Westphal
Geschäftsführer der Pro Potsdam GmbH, Jörn-Michael Westphal

© Andreas Klaer

Alle Wohnungen verfügen über einen Balkon oder eine Terrasse und sind barrierefrei. Der Schwerpunkt bei beiden Bauprojekt liegt auf kleinen Wohnungen: 123 Zwei-Zimmer-Wohnungen und 98 1,5-Zimmer-Wohnungen werden errichtet. Aber es gibt auch Angebote für Familien. Elf Wohnungen haben drei Zimmer, 30 haben vier und zwölf haben fünf Zimmer. Auf dem Areal soll außerdem eine Tagespflege sowie eine Sozialstation mit Begegnungsräumen untergebracht werden.

Interessenten könne sich schon melden

Allein damit kommen im nächsten Jahr also mehr als 200 Sozialwohnungen auf einen Schlag auf den Markt. Im Bereich Wohnen und bei der Pro Potsdam macht man sich Sorgen, dass einige davon möglicherweise leer stehen könnten, weil sie nicht schnell genug vermittelt werden können. Deshalb bitte man nun Interessenten, sich jetzt schon zu melden, so Gregor Jekel vom zuständigen Bereich Wohnen in der Stadtverwaltung.

Hintergrund sind Erfahrungen aus dem Jahr 2019 als erstmals seit vielen Jahren neu gebaute Sozialwohnungen in Potsdam auf den Markt kamen. Seinerzeit waren es mehrere Hundert im Bornstedter Feld, am Moosfenn in der Waldstadt und am Tiroler Damm. Das lässt sich auch in der Statistik nachvollziehen: Im Jahr 2019  konnte 1166 Besitzern eines Wohnberechtigungsscheins eine Sozialwohnung vermittelt werden. Im vergangenen Jahr - als kein großes Neubauprojekt mit geförderten Wohnungen fertig wurde - waren es nur noch 702.

Wohnberechtigungsschein gilt ein Jahr

Den WBSplus gibt es seit 2019. Er kann wie der WBS auch bei der Stadtverwaltung Potsdam im Bereich soziale Wohnraumversorgung beantragt werden. Er gilt in der Regel für ein Jahr. Zusätzlich zum Antrag werden für die Bearbeitung weitere Unterlagen benötigt, zum Beispiel die Einkommensnachweise der letzten zwölf Monate. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt vier bis sechs Wochen.

Auch den bekannten Wohnberechtigungsschein können seit 2019 mehr Menschen bekommen. Denn seitdem gelten neue Einkommensgrenzen. Zum Beispiel 15.600 Euro netto im Jahr statt 12.000 für eine Einzelperson. Wer weniger verdient, zahlt 5,50 Euro pro Quadratmeter in einer Zweizimmerwohnung mit maximal 50 Quadratmetern.

Die Pro Potsdam baut am Volkspark 274 Wohnungen.
Die Pro Potsdam baut am Volkspark 274 Wohnungen.

© LHP

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 2472 Anträge gestellt. 2019 waren es mit 2749 etwas mehr. Allerdings suchen nicht alle Antragsteller tatsächlich eine Wohnung. Manche wohnen in einem Haus, das saniert wird, und möchten anschließend keine hohe Miete zahlen. 

Die Vermittlung von Sozialwohnungen wird die Verwaltung wohl auch in den nächsten Jahren beschäftigen. Allein in den Bau von Sozialwohnungen durch die Pro Potsdam sollen bis zum Jahr 2030 rund 521 Millionen Euro investiert werden. Damit sollen bis zum Ende des Jahrzehnts allein 2000 geförderte Wohnungen entstehen. Fast 500 ungeförderte Neubauwohnungen kommen noch dazu. Erst im Jahr 2014 war das Land Brandenburg wieder in die Wohnungsbauförderung eingestiegen. Mittlerweile stehen landesweit jährlich 100 Millionen Euro Fördermittel für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bereit.

Auf der Webseite www.propotsdam.de/rokawest steht ein Kontaktformular bereit. Dort kann man sich über das konkrete Bauvorhaben informieren und bei Interesse vormerken lassen. Grundsätzliche Informationen zum Wohnberechtigungsschein, zum WBSplus, zu den Einkommensgrenzen und benötigten Unterlagen finden Interessierte auch unter www.potsdam.de/sozialesWohnen. Der Bereich Soziale Wohnraumversorgung hilft auch bei der Wohnungsvermittlung. Beratungen sind telefonisch unter (0331) 289 2694, per E-Mail unter Wohnungswesen@rathaus.potsdam.de oder persönlich nach Terminvereinbarung möglich.

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