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Grünen-Baudezernent Matthias Klipp (l.) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (M.) lassen sich die Planungen für das letzte Stück Uferweg an der Vorderkappe zeigen.

© A. Klaer

Radverkehr in Potsdam: Stille Revolution hin zum Fahrrad

Potsdam will Radwege künftig noch stärker ausbauen - und befindet sich damit in bester Gesellschaft. Der Bund investiert nun 100 Millionen Euro in neue Radwege, dem ADFC ist das aber zu wenig.

Potsdam – Er habe den neuen Radweg nicht gleich gefunden, räumte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Montag ein. Aber nun sei er ja rechtzeitig angekommen, fügte er hinzu. Ein Scherz, bevor es losging. Gemeinsam mit Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (parteilos) weihte Jakobs am Morgen den neuen Uferweg an der Vorderkappe ein und radelte unter anderem gemeinsam mit Grünen-Baudezernent Matthias Klipp die rund vier Kilometer bis zur Schiffbauergasse.

Ein angemessener Auftakt für den zweitägigen 4. Nationalen Radverkehrskongress, der dort am Nachmittag begann. Der Bau des Radweges entlang der Havel sei mustergültig gelungen, sagte Jakobs. Und auch in den kommenden Jahren werde Potsdam für die Radler weiter investieren. So gebe die Stadt mehr als sieben Euro pro Jahr und Einwohner dafür aus. In den kommenden Jahren würden es mehr als zehn Euro sein. „Wir wollen hier richtig zulegen“, betonte Jakobs.

Potsdam setzt auf Ausbau des Fahrradnetzes

Der am Morgen eröffnete Wegabschnitt an der Havel ist Bestandteil des denkmalgeschützten „Ufergrünzuges Leipziger Straße – Luisenhof – Tornowstraße – Fährhaus Tornow“. Dieser wurde von dem Stadtgartendirektor Hans Kölle geplant und 1936 eröffnet. Er ist damit einer der ältesten Uferwanderwege Potsdams. Für seine Sanierung wurde rund eine Million Euro aus EU-Mitteln investiert. Neben dem Radweg wurden auch die Wege der Parkanlage erneuert. Ein letztes Stück fehlt aber noch. So befinden sich die Verhandlungen mit den Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) über einen rund 800 Meter langen Uferabschnitt kurz vor dem Abschluss.

Jann Jakobs im Interview: "Potsdam wird keine autogerechte Stadt" >>

Potsdam setzt schon seit dem Radwegekonzept von 2008 auf einen Ausbau des Fahrradnetzes und befindet sich damit in bester Gesellschaft. Auch die brandenburgische Landesregierung und die schwarz-rote Bundesregierung will mehr Radwege. „Inzwischen gibt es 72 Millionen Fahrräder in Deutschland, fast doppelt so viele wie Autos“, sagte Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba auf dem Radverkehrskongress. Allein 2014 seien 480 000 Elektrofahrräder verkauft worden. „Das ist eine stille Revolution hin zum Fahrrad“, fügte er hinzu. Daher stecke der Bund nun bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr in den Ausbau von Radwegen. Ziel ist es, den Anteil des Radverkehrs am Verkehrsaufkommen bundesweit bis 2020 von derzeit zehn Prozent auf 15 Prozent zu erhöhen.

ADFC: 400 Millionen Euro pro Jahr notwendig

Nicht genug, meint der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Hier seien 400 Millionen Euro jährlich notwendig, um dieses Ziel zu erreichen, sagte ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork und verwies auf die vielen sanierungsbedürftigen Radwege.

Nach dem Vorbild anderer Bundesländer wollen in Brandenburg vier Landkreise und neun größere Städte am heutigen Dienstag die Arbeitsgemeinschaft „Fahrradfreundliche Kommunen“ gründen. Darin wollen die Kommunen Erfahrungen austauschen und den Ausbau der Radwege besser koordinieren. „Wir wollen auf den kurzen Strecken mehr Menschen aufs Rad bringen“, sagte Brandenburgs Infrastrukturministerin Schneider. Dazu seien etwa mehr „Bike&Ride“-Stationen an den Haltepunkten des Nahverkehrs und Leihfahrrad-Systeme nötig.

Beim Radkongress beraten bis Dienstag mehr als 700 Vertreter von Städten, Gemeinden und Verbänden über Maßnahmen zum Ausbau des Radverkehrs. Mit dabei sind auch internationale Experten aus den Niederlanden oder Großbritannien. Am Montagabend wurde zudem der Deutsche Fahrradpreis 2015 verliehen. Potsdam ging diesmal leider leer aus. Stattdessen gingen die Ehrungen an Projekte aus Wuppertal, Karlsruhe und dem Saarland. (mit dpa)

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Stefan Engelbrecht

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