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Prototyp. Am ersten „Mediatrike“ wollen die Schüler noch nachbessern.

© promo

Landeshauptstadt: Radio auf Rädern

Potsdamer Schüler bauen eine mobile Radiostation

Radio machen und Fahrräder bauen – zwei Sachen, die nicht unbedingt zusammenpassen. Mit „Mediatrike“ ist beides möglich: In der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft an der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule in Potsdam-West starteten am Montag 15 Schüler mit dem Bau eines Lastenrades, auf dem künftig Audio- und Videotechnik für öffentliche Veranstaltungen im Freien transportiert werden soll. Das Ganze tun sie „Open Source“ – das heißt: Die Pläne für das dreirädrige Vehikel aus vierkantigen Alu-Stangen stehen frei verfügbar im Internet, jeder darf sie verwenden oder bei Bedarf verbessern.

Initiator des Projektes ist Erich Benesch, Medienpädagoge und Moderator des Freien Radios Potsdam (Frrapo), der anderswo bereits Erfahrungen mit einer zum Ü-Wagen umgebauten Rikscha gemacht hat – zwecks Live-Berichterstattung aus einem Park. Für solche und andere Zwecke soll auch das Mediatrike dienen: mobiler Lautsprecher und DJ-Station für Events wie das Kiezfest „Plattenspieler“, fahrbare Beamer-Ständer für Freiluftkinos, bewegliche Litfaßsäule für die Stadtteilzeitung oder eben als Ü-Wagen für Frrapo. „Dazu brauchen wir gar keine Antenne, es reicht ein billiges Smartphone, das eine Verbindung zum Frrapo-Studio im Freiland herstellt“, sagt Benesch. Das Mediatrike soll bevorzugt aus gebrauchten Materialien bestehen; der zentrale Behälter, der mindestens 100 Kilogramm Last aushalten muss, soll von Rollstuhlrädern getragen werden.

Zunächst wird das Lastenrad aber als fahrbares Soundsystem unterwegs sein: „Unsere Schüler wünschten sich schon seit Längerem, Schulradio auf dem Pausenhof zu machen, und eine Schrauber-AG war auch geplant“, sagt Kirsten Schmollack, Leiterin der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule. Gemeinsam mit Benesch, dem Projekthaus Babelsberg, dem Jugendzentrum Freiland und dem Stadtteilnetzwerk Potsdam-West bewarb man sich beim bundesweiten Förderprogramm „Kultur macht stark“ und erhielt eine Förderung in Höhe von 20 000 Euro. Während die Schüler der Klassen sieben bis neun nun unter der Anleitung von Rad-Konstrukteur Benjamin Maltry das Mediatrike bauen, probt Benesch mit den Jugendlichen schon das Live-Radiomoderieren.

Bei recht intensiven Testfahrten mit dem Prototyp hatten die Schüler bereits einige Schwachstellen des Rades festgestellt: „Wir müssen es auf jeden Fall stabiler machen“, sagt Benesch.

Wann das Mediatrike fertig sein wird, steht noch nicht fest, denn die Schüler sollen vor allem selber basteln und ihre eigenen Vorstellungen einfließen lassen. Frühestens Anfang 2014 könnte das Gefährt dann mit Lautsprechern und Auto-Batterie bestückt durch die Stadt rollen. Erik Wenk

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