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Viel Verkehr und hohe Schadstoffbelastung, insbesondere die Stickstoffdioxid-Belastung ist zu hoch.

© Manfred Thomas

Radikale Umgestaltung der Bundesstraße 1: Nur noch eine Spur auf der Zeppelinstraße pro Richtung

Die vielbefahrene Zeppelinstraße soll ab dem Sommer massiv umgebaut werden. Autos sollen dann nur noch auf einer Spur pro Richtung fahren. Grund dafür sind die hohen Schadstoffwerte.

Potsdam - Einspurig, aber mit neuen Busspuren: Mit radikalen Maßnahmen will die Bauverwaltung gegen die zu hohen Schadstoffwerte in der Zeppelinstraße vorgehen. Die Verkehrsplaner im Dezernat des Grünen-Beigeordneten Matthias Klipp wollen die vielbefahrene Bundesstraße 1 in Richtung Werder nach PNN-Informationen ab Sommer massiv umgestalten. Das soll mehr als eine Million Euro kosten. Die Details wollte die Stadtverwaltung am Donnerstag nicht bestätigen. Sprecher Jan Brunzlow sagte den PNN lediglich: „Derzeit werden intern verschiedene Szenarien bewertet. In den nächsten Wochen werden wir neue Vorschläge unterbreiten, wie die Schadstoffbelastung in der Zeppelinstraße gesenkt werden kann.“

Dabei ist nach PNN-Informationen vorgesehen, dass auf der Zeppelinstraße zwischen Kastanienallee und Geschwister-Scholl-Straße nur noch eine Fahrspur je Richtung zur Verfügung steht. Dazu kommt eine dritte Fahrspur in der Mitte, die jeweils wechselseitig für Linksabbieger vorgesehen ist – ein Modell, wie es Autofahrer bereits von der Potsdamer Straße oder der Hegelallee kennen.

Öffentlicher Nahverkehr soll gestärkt werden

Zugleich setzt das Klipp-Ressort massiv auf den öffentlichen Nahverkehr: Unter anderem soll zwischen dem Luftschiffhafen und der Kastanienallee stadteinwärts eine Bus- und Straßenbahnspur eingerichtet werden, auf der Autofahrer nicht mehr fahren dürfen – dort wäre dann wohl auch nur noch Platz für eine Spur. Ebenso soll die derzeit im Berufsverkehr als überlastet geltende Buslinie 631 von Werder über Geltow nach Potsdam öfter fahren. Parallel will Potsdam die bestehende Busspur zwischen der Pirschheide und Geltow verlängern, damit Busse nicht mehr im Stau stehen und der Umstieg auf den Nahverkehr attraktiver wird. Das würde allein bis zu 900.000 Euro kosten, die restlichen Maßnahmen schlagen mit 300.000 Euro zu Buche. Geschaffen werden sollen zusätzliche Park-and-ride-Plätze sowie neue Fahrradstellplätze am Bahnhof Charlottenhof.

Den Vorstoß begründen Klipps Verkehrsplaner mit den schlechten Umweltwerten in der Straße. Wie berichtet kommt Potsdam an dieser Stelle bei der Bekämpfung von Schadstoffen in der Luft kaum voran – obwohl seit Anfang des Jahres strenge EU-Grenzwerte verbindlich gelten. Dabei sind die Potsdamer Messpunkte allesamt unkritisch – nur beim giftigen Stickstoffdioxid (NO 2) ist in der Zeppelinstraße im vergangenen Jahr der erlaubte Mittelwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter erneut überschritten worden, wenn auch nur knapp. Durchschnittlich 41 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter registrierten die Messstellen des Landesumweltamts im Jahr 2014 an der Straße – 2013 wurden sogar noch 44 Mikrogramm gemessen.

Tempo 30 oder verschärfte Pförtnerampeln?

Spätestens in diesem Jahr muss Potsdam die Luft wegen einer EU-Richtlinie sauber bekommen. Wenn nicht, rechnen Experten mit Klagen von betroffenen Anwohnern. Die Stadt hat deshalb einen Luftreinhalteplan aufgelegt und dosiert seit mehr als zwei Jahren den Zustrom von Autos ins Stadtinnere mit 30 computergesteuerten Ampeln. An dem System gab es wegen häufiger Rückstaus immer wieder Kritik, speziell aus direkt betroffenen Umlandgemeinden wie Schwielowsee.

Und vor allem beim NO 2 scheint das System in der viel befahrenen Zeppelinstraße nicht auszureichen – eingehalten wurde der Grenzwert dort zuletzt im Jahr 2001. Daher hatte der Klipp-Bereich bereits im vergangenen Jahr eine Untersuchung angestoßen, wie die Luftverschmutzung in der stark belasteten Straße gesenkt werden kann. Als Varianten waren nach PNN-Informationen unter anderem Tempo 30 über die gesamte Straßenlänge, ein Fahrverbot für Lastkraftwagen oder eine Verschärfung der Pförtnerampeln im Gespräch. Letztlich habe man sich dann für die einspurige Variante entschieden, weil sich zum Beispiel ein Lkw-Verbot praktisch kaum umsetzen lasse und der Umwelteffekt immens wäre. Von der Einspur-Variante verspricht sich die Bauverwaltung ab dem Sommer 16,5 Prozent weniger Verkehr in der Zeppelinstraße – damit könnten die Grenzwerte schon im kommenden Jahr eingehalten werden.

Nächste Woche soll Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Kreis seiner Beigeordneten entscheiden, ob die radikale Umgestaltung angegangen wird. Die Stadtverordneten sollen im Anschluss beteiligt werden – zustimmen müssen sie nach Auffassung des Klipp-Ressorts aber nicht, da die Stadt Potsdam zu diesen Maßnahmen aufgrund der EU-Gesetzeslage gezwungen sei. In der Vergangenheit waren ähnliche Gedankenspiele für eine einspurige Zeppelinstraße stets heftig kritisiert und danach wieder verworfen worden.

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