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Radfahren in Potsdam: Radeln, reinigen und reparieren

150 Potsdamer waren am Sonntag beim Anradeln im Volkspark dabei. Zum Saisonstart gab es auch Tipps von Experten.

Potsdam - Noch einmal prüft Martin Stenzel den Reifendruck seines schwarzen Herrenrads. „Tendenziell werde ich den Reparaturservice nicht brauchen“, sagt der 27 Jahre alte Mathematikstudent aus Potsdam. Das war aber ohnehin nicht der Grund, warum er am Sonntag zum Anradeln in den Volkspark gekommen ist. Eine Freundin, die er vom Tanzkurs kennt, hatte von der Aktion auf Facebook erfahren und ihn gefragt, ob er Lust darauf habe. „Wir fahren in Potsdam eigentlich nur Rad“, erklärt Stenzel. „Und ich kannte die Strecke noch nicht“, ergänzt seine 24-jährige Freundin Astrid Gilein, die aus den Niederlanden stammt und in Potsdam Linguistik studiert. Beide wollen sie gemeinsam mit anderen Radfahrern die Strecke durch die Lennésche Feldflur zurücklegen.

Vor dem Start wurden alle Radler mit kostenlosen Warnwesten ausgestattet. Nach einem Grußwort von Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) geht es dann los – zunächst mit einem „Anbimmeln“. Alle Teilnehmer nutzen einmal kräftig ihre Fahrradklingel, dann teilt sich die Masse: Es gibt eine zehn Kilometer lange Familientour und eine doppelt so lange Fortgeschrittenenroute. „Beide Touren führen durch die Feldflur“, erklärt Normann Niehoff, Leiter für den Bereich Verkehrsentwicklung der Stadt Potsdam. „Die für Fortgeschrittene geht zusätzlich am Campus Jungfernsee vorbei.“ Dort werde der Radverkehrsbeauftragte der Stadt, Torsten von Einem, dann noch etwas zur Entstehung des Weges, der erst vor zwei Jahren eröffnet wurde, erläutern.

„Eine Bratwurst haben wir uns dann verdient.“

Studenten sind beim Anradeln aber keineswegs in der Überzahl – vor allem Familien zog es bei strahlendem Sonnenschein gestern in den Volkspark. Andre Germann war mit seinem sieben Jahre alten Sohn Till zum zweiten Mal dabei. „Ein Freund hat mir davon mal erzählt“, berichtet der gebürtige Potsdamer. „Und wir sind leidenschaftliche Radfahrer“. Er selbst pendle das ganze Jahr über mit dem Rad zu seiner Arbeitsstätte im Max-Planck-Institut in Golm. Nach der Tour, an der er in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal teilnimmt, will er mit seinem Sohn die Angebote im Volkspark wahrnehmen. „Eine Bratwurst haben wir uns dann verdient“, sagt er.

„Wie jedes Jahr sind um die 150 Radler dabei“, sagt Niehoff. Ganz sicher, seit wann es die Aktion gebe, sei er gar nicht. „Wir nennen es nur noch traditionelles Anradeln“, sagt er und lacht. Gemeinsam mit dem ADFC, dem Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club, organisiert die Stadt das Anradeln. Jeweils zwei Verantwortliche radeln hinter und vor der Fahrradgruppe und weisen so den Weg.

Waschanlage für Räder

Mit der Aktion soll für das Verkehrsmittel Fahrrad in Potsdam geworben werden. „Wir realisieren zum Beispiel Radwegebau und Fahrradstellplätze“, erklärt Niehoff die Motivation seiner Abteilung. „Und wir wollen natürlich auch für gutes Klima werben.“ Nach der gut einstündigen Tour gibt es Spiele für die Teilnehmer, dabei sorgt ein Moderator von Radio Teddy für Unterhaltung und Musik. Und die Teilnehmer können als Belohnung für ihren sportlichen Einsatz kostenlose Angebote wie eine Fahrradwaschanlage und einen Reparaturservice in Anspruch nehmen.

Werner Frick baut mit seinem Kollegen Shaun Nicolai die Fahrradwaschanlage der Firma Clean-your-bike auf. „Das funktioniert wie eine Autowaschanlage“, erläutert der Berliner. „Doch zusätzlich werden die Felgen und Reifen mit Ultraschall gereinigt – wie beim Optiker.“ Dazu wird das Fahrrad über eine kleine Rampe in das computergesteuerte Gerät mit den großen Waschbürsten an den Seiten geschoben. Bereits nach eineinhalb Minuten ist das Rad wieder blitzblank. Von der Maschine, die 2010 von dem Münchner Stefan Sarfert erfunden wurde, gibt es weltweit erst 13 Stück. Oft werde der Service auch in der Pedales-Radstation im Hauptbahnhof angeboten – dann jedoch für gut 9,90 Euro statt wie an diesem Nachmittag gratis.

Luftdruck und Kettenöl

Die Firma des Reparaturservice heißt mit „like your bike“ fast identisch – übrigens reiner Zufall. Sven Seeger ist mit seiner mobilen Fahrradwerkstatt – bestehend aus Fahrrad, Taschen und Anhänger – eigentlich in Berlin unterwegs, heute wird er die Drahtesel der Potsdamer überprüfen – etwa den Luftdruck ihrer Reifen und ob die Ketten geölt werden müssen. Nach dem Winter seien drei Dinge wichtig, erläutert der Fachmann: „Zunächst einmal die Luft im Reifen. Wenn nicht genug Luft drauf ist, schuppert man von innen den Schlauch kaputt und bekommt einen Platten“, warnt er. Zudem sollten alle beweglichen Teile und das Licht auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft werden. „Und ganz wichtig: Die Bremse muss schon beim Schließen der Hand anziehen, nicht erst dann, wenn die Hand geschlossen ist.“ Und schon nach gut 45 Minuten treffen die ersten Radler ein. Es dauert nicht lange und vor den Angeboten haben sich Schlangen gebildet.

Anne-Kathrin Fischer

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