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Radfahren in Potsdam: Fahrradklima-Test: Schlechtere Noten für Potsdam

Potsdamer Radfahrer werden unzufriedener, das zeigt ein neuer Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. Auch Kommunen in Potsdam-Mittelmark schneiden schlecht ab.

Von Birte Förster

Potsdam - So über die Fahrbahn gleiten, dass man den Untergrund kaum spürt, und statt neben Autos an Wiesen oder Parks entlang zu fahren: Das wünscht sich wohl jeder Radfahrer. Die Realität ist jedoch oft eine andere – auch in Potsdam. Es gibt Mängel bei Verkehrssicherheit und Wegeausbau. Wie es sich radfahren lässt in der eigenen Stadt, danach hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) im Rahmen des bundesweiten Fahrradklima-Tests 2016 genau 3273 Radfahrer in Brandenburg gefragt. Am Freitag stellte er die Ergebnisse vor. Danach sind die Radfahrer landesweit weniger zufrieden mit den Bedingungen – sie bewerten sie mit der Schulnote 3,69. Im Jahr 2014 wurde noch eine 3,55 vergeben. Auch das Fahrradklima in der Landeshauptstadt ist laut dem ADFC-Test schlechter geworden: 911 in der Stadt Befragte bewerten es aktuell mit 3,57. Damit rutscht Potsdam auf Platz sechs aller 38 teilnehmenden Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern bundesweit. Im Vorjahr erreichte die Stadt mit einer Note von 3,4 noch Platz vier.

Das Potsdamer Ergebnis im Detail

Für Potsdam wie für ganz Brandenburg gelte: „Die Bedürfnisse der Radfahrer steigen“, sagt Lea Hartung, Geschäftsführerin des ADFC im Land. Unter anderem damit erkläre sich, dass in der Landeshauptstadt und in der Mark schlechtere Noten vergeben worden sind als zuvor. Zudem gebe es viele „aufsteigende Kommunen“, so Ulf Hildebrand, Sprecher des ADFC Potsdam, die in der aktuellen Studie neu dabei seien oder sich stark verbessert hätten. Potsdam habe seit 2014 einiges für mehr Fahrradfreundlichkeit und bessere Infrastruktur getan. Es gebe neue Radwege wie beispielsweise den neuen asphaltierten Uferweg am Jungfernsee sowie auf Hermannswerder. Positiv bewerteten die Befragten des ADFC-Tests die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums per Rad und das gute Angebot öffentlicher Leihfahrräder.

Aber Hildebrand weiß auch: „Es bleiben die üblichen Verdächtigen.“ Gemeint sind Sicherheitsmängel und problematische Radwege. Allen voran nennt Brandenburgs ADFC-Chefin Hartung die Situation für Radfahrer entlang der Zeppelinstraße. Der ADFC fordere, dort die Fahrbahn zugunsten des Radverkehrs neu aufzuteilen und Längsparkplätze im fließenden Verkehr zu streichen. Tatsächlich kam es in der Zeppelinstraße bereits mehrmals zu Unfällen, ab Juli plant die Stadt, dort einen Fahrradstreifen zu errichten (PNN berichteten). Ulf Hildebrand hält das für eine sinnvolle Lösung. „Viele kritisieren, dass Potsdam sich das Leben leicht macht, indem es Schutzstreifen auf der Fahrbahn anbringt statt getrennte Fahrradwege zu bauen“, sagt er. Das Positive an den Schutzstreifen sei aber das Sehen und Gesehenwerden – getrennte Radwege würden besonders auf Kreuzungen zu Problemen führen. Bei gemeinsamen Wegen hingegen müssten sich Autofahrer generell zurückhalten.

Unzufrieden zeigten sich die Potsdamer vor allem angesichts der hohen Zahl von Fahrraddiebstählen in der Landeshauptstadt. Mit der Note 4,9 schneidet Potsdam in diesem Punkt schlecht ab. Mehr als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass in Potsdam häufig Fahrräder gestohlen werden. Das bestätigt auch eine kürzlich veröffentlichte Statistik der Polizei (PNN berichteten). Demnach sind vor allem die Mitte und das südliche Babelsberg Schwerpunkte für Fahrraddiebstähle. Insgesamt ist die Zahl der Diebstähle aber um 16,5 Prozent gesunken. Weitere Kritikpunkte sind schlechte Bedingungen zur Fahrradmitnahme im ÖPNV sowie schlechte Führung an Baustellen.

Potsdam-Mittelmark wenig radfreundlich

Nicht gut schnitten Kommunen in Potsdam-Mittelmark beim ADFC-Test ab. Auf Platz 21 von insgesamt 23 bewerteten Brandenburger Kommunen landet Teltow. Als Gründe benennen die Teilnehmer das mangelhafte Angebot an öffentlichen Leihfahrrädern sowie die schlechte Führung an Baustellen. Kritisiert werden auch der mangelhafte Winterdienst auf Radwegen sowie zu schmale Wege. Nur wenig besser schneidet Michendorf mit Platz 17 ab. Die Kritikpunkte sind ähnliche. Als problematisch wird auch die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln bezeichnet. Kleinmachnow hingegen landet mit Platz acht im Mittelfeld.

Brandenburgs Schlusslichter

Schlusslicht in Brandenburg ist Falkensee mit einer Note von 4,39, es folgen Brandenburg an der Havel (4,34) und Frankfurt (Oder) mit der Note 4,12.

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Wie sieht die Lage beim Nachbarn aus? Im Fahrradklimatest des ADFC hat sich Berlin noch weiter verschlechtert. Vor allem bei Verkehrsklima, Falschparken und Diebstahl sieht es finster aus.

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