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Landeshauptstadt: Rabbiner Homolka ist jetzt Uni-Professor

Gründer des Abraham-Geiger-Kollegs erhielt Lehrstuhl für jüdische Religionsphilosophie in Potsdam

Der Gründer des Potsdamer Rabbinerseminars Abraham-Geiger-Kolleg, Walter Homolka, bekommt zu seinem 50. Geburtstag ein besonderes Geschenk aus Brandenburg: Der liberale Rabbiner, der auch dem Vorstand der Weltunion für progressives Judentum angehört, wird Professor für jüdische Religionsphilosophie der Neuzeit, teilte das märkische Kulturministerium mit. Die Ernennungsurkunde zum ordentlichen Professor der Universität Potsdam wurde von Ministerin Sabine Kunst (parteilos) übergeben. Homolka wird am heutigen Mittwoch 50 Jahre alt und war bislang Honorarprofessor an der Universität Potsdam.

Homolka gilt als eine der herausragenden Persönlichkeiten im deutschen Judentum: Vom Investment-Banker mit Faible für ethisch-ökologische Fonds hat ihn der Weg über Bertelsmann, Greenpeace und die Kulturstiftung der Deutschen Bank nach Potsdam geführt. 1999 hat Walter Homolka dort das Abraham-Geiger-Kolleg an der Universität mitbegründet, seit mehr als zehn Jahren leitet er die erste akademische Ausbildungsstätte für Rabbiner in Deutschland nach der Shoa.

Homolka wurde am 21. Mai 1964 in Landau an der Isar geboren und ist in einem katholischen Umfeld in Niederbayern aufgewachsen. Anfang der 80er-Jahre ist er mit 17 Jahren in Westberlin zum Judentum konvertiert. Seine Berufswahl als Rabbiner habe er bereits als Jugendlicher getroffen, erzählt er: „Ich wollte damit auch zur Stärkung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und ihrem geistigen Erbe beitragen.“

1986 begann Walter Homolka auf Empfehlung des liberalen Berliner Rabbinats in London mit dem Studium. Weitere Studien und Abschlüsse folgten, 1992 wurde ihm der Doktorgrad in Religionswissenschaften verliehen, 1993 folgte ein Magister in jüdischen Studien.

Weil nicht absehbar war, dass es in Deutschland wieder liberale jüdische Gemeinden geben würde, schlug er dann einen anderen Weg ein, ging zu einer Bank in Bayern, dann zu Bertelsmann. 1997 hat er den bis dahin wichtigsten Schritt seiner Laufbahn geschafft: Das Leo-Baeck-College in London bescheinigte seinem ehemaligen Studenten die Befähigung zum Rabbineramt, kurz darauf wurde Walter Homolka in den USA ordiniert.

1998 wurde er Landesrabbiner von Niedersachsen – und für ein paar Monate Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland. 1999 war Homolka maßgeblich an der Gründung des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam beteiligt, die ersten drei Absolventen wurden 2006 unter weltweiter Beachtung in Dresden ordiniert.

Im vergangenen Herbst hat Walter Homolka seinen wohl bislang größten Erfolg erreicht: Die jüdische Theologie wurde mit den christlichen Theologien gleichgestellt, erstmals gibt es nun mit der Potsdamer „School of Jewish Theology“ ein eigenes Institut dafür an einer staatlichen Universität in Deutschland. Dort wird er nun künftig auch als ordentlicher Professor lehren.Y. Jennerjahn

Y. Jennerjahn

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