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Die Einwohnerzahl Potsdams wächst langsamer.

© Andreas Klaer

Quartalsbericht der Stadtverwaltung: Potsdam wächst nur noch ganz langsam

Im dritten Quartal ist der Einwohnerzuwachs um rund zwei Drittel geringer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ob es zu einem Trend wird, ist noch schwer zu sagen.

Potsdam - Potsdams Wachstum schwächelt. Wie aus dem aktuellen Quartalsbericht des Rathauses hervorgeht, stieg die Einwohnerzahl zum Stichtag am 30. September im Vergleich zum Wert drei Monate zuvor nur um 205. Im Dritten Quartal des vergangenen Jahres lag der Einwohnerzuwachs noch bei 602. Und im Frühjahr war Potsdams Einwohnerzahl zum ersten Mal seit vielen Jahren sogar etwas gefallen.

Ob es an Corona liegt oder am Credo des Oberbürgermeisters, wonach Potsdam nicht mehr dynamisch sondern nur behutsam wachsen soll, lässt sich noch nicht sagen. Auch nicht, ob es ein vorübergehendes Phänomen ist oder der Beginn einer neuen Entwicklungsphase. Klar ist aber, dass es derart niedrige Zuwächse in mehreren Quartalen hintereinander schon lange nicht gegeben hat. Wie berichtet hat Potsdam in den zurückliegenden 20 Jahren mehr Zuzüge registriert als Menschen in der Stadt leben. Das Rathaus zählte zwischen 2000 und 2020 mehr als 211.740 Zuzügler, aber auch knapp 174.000 Wegzüge.

Kurzfristige Effekte können die Daten verzerren

Zum Ende des Sommerquartals hatte die Stadt den Angaben zufolge 182.685 Einwohner mit Hauptwohnsitz. Drei Monate zuvor waren es 182.479 gewesen. Möglicherweise werden die Angaben wegen Nachmeldungen noch korrigiert. In einer Fußnote wird nämlich darauf hingewiesen, dass Meldevorgänge noch nicht abgeschlossen seien aufgrund von Bearbeitungsverzögerungen durch einen Cyberangriff Anfang 2020 und die Coronakrise.

Tatsächlich sind einzelne Quartalszahlen auch nicht so belastbar  wie über einen längeren Zeitraum gesammelte Daten. Kurzfristige Effekte können die Daten verzerren. Beispielsweise würden sich normalerweise zum Semesterbeginn an den Hochschulen viele auswärtige Studenten in Potsdam anmelden. Durch die Aussetzung von Präsenzveranstaltungen blieb dies in der Coronakrise teilweise aus. Nun könnte es zum Wintersemester nachgeholt werden. 

Potsdam schrumpfte letztmals 1999

Allerdings hatte sich der Zuzug nach Potsdam auch schon vor der Coronakrise verlangsamt. Im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres legte die Einwohnerzahl in Potsdam um knapp 0,6 Prozent zu. 2017 und 2018 war die Einwohnerzahl beispielsweise um bis zu 2,5 Prozent jährlich gestiegen.

Von Jahr zu Jahr betrachtet, ist die Einwohnerzahl Potsdams zum letzten Mal im Jahr 1999 gesunken. Es folgten 20 Jahre ununterbrochenen Wachstums. Auch in diesem Jahr dürften es mehr werden: In den ersten drei Quartalen zusammengenommen nahm die Einwohnerzahl bereits um 465 zu. 

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Allerdings ist das Wachstum auch zu einer Herausforderung für die Stadt geworden, weil die kommunale Infrastruktur, von Schulen über Kitas bis zur Wasserversorgung für viel Geld erweitert werden musste. So haben die Stadtverordneten erst im Juni einen neuen Kita- und Schulentwicklungsplan beschlossen, der bis 2030 um Neubauten mit einem Investitionsvolumen von mehr als 280 Millionen Euro vorsieht, um den Bedarf in der wachsenden Stadt zu decken. Dazu kommen Millionenausgaben für anstehende Sanierungen.

Verkehr nimmt zu

Außerdem bedeuten mehr Einwohner auch mehr Verkehr. Und die Zahl der in Potsdam gemeldet Autos mit der Einwohnerzahl mitgewachsen. Und selbst wenn die Zugezogenen ihr Auto häufiger stehen lassen und stattdessen Tram und Bus benutzen, wird auch im öffentlichen Nahverkehr mehr Kapazität gebraucht.

Doch auch ein langsameres Wachstum ist nicht ohne Folgen. So zahlen die Zuziehenden ja auch in Potsdam Steuern. Außerdem erhält die Stadt Zahlungen vom Land als Umlage, die unter anderem an die Einwohnerzahl gekoppelt sind. Dazu kommt, dass mehr Einwohner auch mehr Nachfrage für Einzelhandel und Dienstleistungen in der Stadt bedeuten - also Jobs sichern. Schlimmstenfalls ziehen Menschen in umliegende Kommunen, zahlen dort ihre Steuern, nutzen aber die Potsdamer Infrastruktur.

Hauptursache des langsameren Wachstums ist, dass weniger Menschen nach Potsdam zuziehen. Laut Quartalsbericht meldeten sich 2023 Neupotsdamer im dritten Quartal beim Bürgeramt. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres waren es noch 3096 - also rund 50 Prozent mehr. Gleichzeitig verließen 2004 Potsdamer zwischen Juli und September die Stadt. Unter dem Strich blieb ein sogenannter positiver Wanderungssaldo von 19.

464 Potsdamer Kinder geboren

Dass das Wachstum insgesamt nicht noch schwächer ausfiel, ist dem sogenannten natürlichen Saldo zu verdanken - also dem Verhältnis der Geburten zur Anzahl der Verstorbenen. 464 Potsdamer Kinder wurden im dritten Quartal geboren. Im gleichen Zeitraum wurden 392 Verstorbene gezählt. Damit lag der natürliche Saldo mit 72 im Plus. Im vierten Quartal 2020 und im ersten Quartal 2021 waren jeweils mehr Potsdamer verstorben also im gleichen Zeitraum geboren wurden - also während der zweiten und dritten Coronawelle.

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