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Umstritten. Die Pro Potsdam will den Wohnblock „Heidesiedlung“ in Babelsberg verkaufen, die Mieter fürchten eine Luxussanierung. Nun erwägt die Wohnungsgenossenschaft PWG 1956 den Kauf und die sozialverträgliche Sanierung der knapp 100 Wohnungen.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: PWG prüft Kauf der Heidesiedlung

Genossenschaft erwägt sozialverträgliche Sanierung. Grüne wollen geplanten Verkauf verhindern

Babelsberg - Hoffnung für die Mieter von 100 sanierungsbedürftigen Wohnungen in Babelsberg: Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) interessiert sich für den Wohnblock „Heidesiedlung“ am Findling, den die städtische Bauholding Pro Potsdam veräußern will. Sobald das Angebot zum Verkauf offiziell vorhanden sei, wolle die Genossenschaft einen Kauf prüfen, sagte PWG-Vorstandssprecher Wolfram Gay auf PNN-Anfrage.

Der Verkauf der Heidesiedlung ist politisch umstritten. Kritiker fürchten, dass Privatinvestoren die Wohnungen luxuriös sanieren und so die jetzigen Mieter verdrängt werden. Gay sagte, der PWG gehe es als Genossenschaft beim Kauf von Objekten nicht um künftige Gewinne, sondern um neue Wohnungen für Genossenschaftler. 400 der 5000 PWG-Mitglieder würden aktuell eine Wohnung in Potsdam suchen. Zudem sei die PWG in Babelsberg noch nicht vertreten, sagte Gay. Über die Verkaufsabsichten habe seine Genossenschaft erst aus der Zeitung erfahren, merkte er an. Zusammen mit der Pro Potsdam sitzt die PWG im Arbeitskreis Stadtspuren, dem Dachverband der Potsdamer Wohnungswirtschaft.

Wie berichtet hatte die Pro Potsdam den angestrebten Verkauf der Wohnungen mit der finanziellen Situation des Unternehmens begründet. Wegen der von den Stadtverordneten beschlossenen Mietenbremse, mit der die Pro Potsdam auf mögliche Mieterhöhungen und damit auf 1,3 Millionen Euro pro Jahr verzichten muss, sei nicht mehr genügend Geld zur Sanierung der Heidesiedlung vorhanden. Für den Wohnblock will die Pro Potsdam bis zu zwei Millionen Euro. Die geschätzten Sanierungskosten betragen bis zu 8,2 Millionen Euro in der Maximal- und bis zu fünf Millionen in der Minimalvariante.

Angesichts der Kosten müssten sich die Anwohner aber auch bei einer Sanierung durch die PWG auf höhere Mieten einstellen, sagte Gay. Bislang werden in der Heidesiedlung Kaltmieten von unter vier Euro pro Quadratmeter abgerufen. Selbst wirbt die PWG 1956 damit, dass ihre durchschnittlichen Nettokaltmieten mit rund fünf Euro unter den in Potsdam üblichen Mittelwerten liegen. Gay sagte, bei einem Kauf würde den Mietern des Wohnblocks eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft nahegelegt – sie sei allerdings kein Muss. Wer bei der PWG Mitglied werden will, muss je nach Wohnungsgröße sieben bis zwölf Genossenschaftsanteile à 200 Euro erwerben.

Bei den Mietern, die den geplanten Verkauf ihrer städtischen Wohnungen kritisieren, stieß die Nachricht vom Interesse der PWG am Montagabend auf vorsichtige Erleichterung. „Wir haben ja vor allem Bedenken, dass die Wohnungen an einen Investor wie Semmelhaack verkauft werden“, sagte eine Mieterin den PNN. In so einem Fall sorge man sich, dass die Mieten extrem steigen könnten. Bei einer Genossenschaft als Käufer seien solche Befürchtungen weniger begründet, so die Frau.

Zuletzt hatten sich die Mieter der Heidesiedlung mit offenen Briefen an die Öffentlichkeit gewandt. Neben einer sozialverträglichen Sanierung hatten sie Mitsprache bei den anstehenden Arbeiten sowie eine bessere Informationspolitik der Pro Potsdam gefordert. Die Verkaufspläne waren offensichtlich durch Indiskretion im Aufsichtsrat vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangt. Nach einer Strafanzeige der Pro Potsdam ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft.

Auch die Stadtpolitik debattiert über den geplanten Verkauf. Die Grünen haben für die nächste Stadtverordnetenversammlung am 7. November einen neuen Antrag gestellt: Demnach soll Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) als Gesellschaftervertreter die Pro Potsdam anweisen, die Heidesiedlung nicht zu verkaufen. Zur Begründung heißt es, diese Wohnungen seien besonders geeignet, eine mietenschonende Sanierung im Bestand durchzuführen. Auch die Fraktion Die Andere und die Linke hatten den Verkauf bereits kritisiert. Dagegen hatte die Potsdamer FDP gefordert, die Mietenbremse zurückzunehmen, damit die Pro Potsdam wieder Handlungsfähigkeit gewinnen könne.

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