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Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 hat neben dem von ihr vor zehn Jahren erbauten Französischen Quartier nun weitere Wohnungen in Fünfgeschossern im Visier.

© C. Freytag

PWG plant Wohnungen in Potsdams Innenstadt: Neue Pläne für Französisches Quartier

Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 will bis zu 50 weitere Wohnungen in der Innenstadt bauen – und feiert das zehnjährige Bestehen des öffentlich teilfinanzierten Wohnkomplexes.

Potsdam - Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) will am Rande des von ihr erbauten Französischen Quartiers in der Französischen Straße weitere Wohnungen in Fünfgeschossern bauen. Wie PWG-Vorstandsmitglied Wolfram Gay den PNN bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Quartiers sagte, stellte die Genossenschaft der Stadt vor etwa drei Monaten ihre „Planungsansätze“ vor. Danach könnten auf den Grundstücken, die derzeit in einem Stahlbetonbau aus den 60er Jahren das Kunsthaus „sans titre“ und in der benachbarten Baracke einen Getränkehandel beherbergen, „zwei oder drei miteinander verbundene Quer- und Längsriegel“ entstehen. Denkbar seien 40 bis 50 Zwei- oder Drei-Raum-Wohnungen in der Größe von 55 bis 80 Quadratmetern. Diese will die Genossenschaft selbst finanzieren.

Ist das Kunsthaus "sans titre" integrierbar?

Ob das seit 2009 von Künstlern gemietete und ausgebaute Atelierhaus in dem Bauprojekt berücksichtigt wird, sei derzeit unklar. Es gebe aber Überlegungen, um das bestehende Gebäude herum zu bauen und diesen Teil entweder als Wohn- oder als Vorraum der Ateliers zu nutzen. „Die Frage ist, ob das Gebäude integrierbar ist, und was das kostet“, sagte Gay. „Jetzt müssen wir abwarten, welche Pläne die Stadt gemeinsam mit Berggruen entwickelt.“ Der Investor Nicolas Berggruen hatte das benachbarte Grundstück Am Kanal, Ecke Französische Straße, gekauft und ursprünglich den Bau eines Seniorenzentrums geplant. Die Stadt sei daran interessiert, dass Berggruen und die PWG ihre Bebauung miteinander abstimmen und ein einheitliches Bild entstehe. Ob der Sohn des Kunsthändlers Heinz Berggruen derzeit den Bau von Gewerbeeinheiten plane, wisse er nicht.

Das begehrte Karree östlich des Platzes der Einheit beherbergt seit zehn Jahren auch das Französische Quartier. Auf der von der Post ungenutzten Industriebrache mit Garagen baute die PWG bis zum Jahr 2005 für rund 22 Millionen Euro „ein wohnungswirtschaftliches Kleinod“: 103 öffentlich geförderte und 44 frei finanzierte Wohnungen in gelbgrauen Gebäuderiegeln, die barrierefrei und teilweise rollstuhlgerecht ausgestattet sind.

Neues Leben im Französischen Quartier

Damals war das Projekt, das ursprünglich rund 200 Wohnungen vorsah, besonders bei den Anwohnern stark umstritten. Heute scheint dies angesichts des vielen Grüns, zweier Spielplätze und gut gepflegter Vorgärten mit Sitzmöglichkeiten vergessen, und die Mietinteressenten tragen sich auf einer Warteliste ein.

„Wir haben hier ein neues Leben angefangen“, erzählt Irmgard Fröhlich, die als erste vor zehn Jahren mit ihrem Mann eingezogen ist. Dieser hatte beide Beine verloren, und das Ehepaar musste aus der sanierten Wohnung am Alten Markt ausziehen. „Zufällig haben wir über das Sozialamt die 78-Quadratmeter-Wohnung bekommen“, freut sich die 78-Jährige. Dass die Genossenschaft den Pflegedienst „Wallow & Schneider“ gleich mit Räumen mitten im Quartier versorgte, war ebenfalls ein Glücksfall. Der Mann von Irmgard Fröhlich, an den Rollstuhl gebunden und vor vier Jahren verstorben, konnte im Clubraum Kontakte zu anderen Mietern knüpfen. „Hier hat sich in den zehn Jahren nichts zum Negativen verändert“, berichtet sie. Schade nur, dass viele schwer krank seien und man ihnen nicht begegne.

„Hauptziel ist das generationenübergreifende Wohnen“, erzählt Antje Schneider, Leiterin des Pflegedienstes. „Hier leben Familien, Ehepaare, die noch fit sind, aber auch solche, die Hilfe brauchen.“ Das größte Plus der Anlage sei die Ruhe - und die gut erreichbaren Geschäfte.

„Hier wohnen viele alte Leute, aber das stört mich nicht“

„Wir finden es wunderschön hier“, schwärmt eine 48-jährige Kasachin, die ebenfalls seit 10 Jahren hier lebt. Nach langer Suche habe sie hier für ihre Familie eine große Vier-Zimmer-Wohnung gefunden. „Hier wohnen viele alte Leute, aber das stört mich nicht.“ Das einzige Problem sei der jährlich wiederkehrende Schimmel in einem Zimmer. Aber selbst dann komme der Hausmeister und helfe.

Der Name des Wohnkomplexes bezieht sich auf das ehemalige Französische Quartier, das im 18. Jahrhundert hier entstand, um in etwa 50 Häusern geflohene Hugenotten zu beherbergen. Nicht weit davon, zwischen Französischer Kirche und Klinikum, baut die Genossenschaft das „kleine Französische Quartier“ - und will damit bis Ende des Jahres fertig sein.

Isabel Fannrich-Lautenschläger

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