zum Hauptinhalt

Prozess um Messerstich an Silvester: Gutachterin: Angeklagter sei psychisch gestört

Dissoziative Persönlichkeitsstörung: So lautete die psychologische Beurteilung des mutmaßlichen Täters der Messerstecherei in Potsdam in der Silvesternacht. Das ergab das Gutachten, das am gestrigen Freitag im Prozess vor der großen Strafkammer des Potsdamer Landgerichts verlesen wurde.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Der des versuchten Totschlags beschuldigte Kilian R. zeige demnach eine starke Gewalttätigkeit und große Probleme, seine Impulse zu kontrollieren. Die Gutachterin berichtete, ihr gegenüber habe sich der 20-Jährige dagegen höflich und freundlich gezeigt. Sie könne nicht ausschließen, dass die Persönlichkeitsstörung kombiniert mit dem erheblichen Alkohol- und Drogenkonsum seine Steuerungsfähigkeit in der Tatnacht eingeschränkt habe.

In der Silvesternacht hatte Kilian R. in der Wohnung seines Freundes Marvin Z. gemeinsam mit diesem ab dem Nachmittag Wodka und Bier getrunken, Cannabis und Kokain konsumiert. Als sie vor dem Fenster in der Nacht Knaller hörten, fühlten sie sich offenbar gestört und gingen nach draußen. Unten soll Kilian R. einem Vorbeigehenden unvermittelt ins Gesicht geschlagen haben, ein Nasenbruch war die Folge. Auf der Suche nach den Böllerwerfern trafen die beiden Angeklagten auf weitere Feiernde, dabei soll es zu dem Messerstich gekommen sein.

In der Vernehmung am Tag nach der Tat hatte Kilian R. angegeben, üblicherweise ein Springmesser in der Jacke dabeizuhaben. Das sagte die Polizistin, die ihn damals vernommen hatte, in ihrer Zeugenaussage. Er habe allerdings Erinnerungslücken, könne sich aber nicht vorstellen, das Messer benutzt zu haben. Anschließend habe Kilian R. widersprüchlich dazu ausgesagt, er habe die Jacke mit dem Messer oben in der Wohnung gelassen. Die mutmaßliche Tatwaffe war aber bei Überprüfung nicht mehr in der Jacke.

Die Darstellung der Gutachterin sowie die vor Gericht verlesene Biografie des Angeklagten Kilian R. ergeben das Bild eines jungen Mannes mit schwieriger Kindheit und Jugend, der schon früh zu Aggressionen neigte. Schon in der Grundschule fiel sein aggressives Verhalten demnach auf. In der Jugend begann er, Cannabis zu rauchen, mit 15 kamen Speed und Ecstasy dazu. Ab 13 Jahren wurde der Junge wegen Verhaltensauffälligkeiten von der Jugendhilfe betreut und war in den folgenden fünf Jahren in sieben unterschiedlichen Einrichtungen. Er wurde mehrfach in der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt. Kilian R. wurde schon früh straffällig und immer wieder auch ohne Anlass gewalttätig. Eine ganze Liste von Straftaten hat er angesammelt, von Körperverletzung über Bedrohung, schwerem Raub bis zu Anbau von Cannabis und Besitz von Polenböllern. Er saß schon einmal in Jugendhaft, wurde bereits drei Mal verurteilt. Der Prozess wird am 1. Dezember fortgesetzt, dann werden die Plädoyers gehalten. sca

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false