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Katharinas Vater steht im Verdacht, seine Tochter in Lebensgefahr gebracht zu haben.

© Hajo von Cölln

Prozess um Kindesmissbrauch: Ärztin belastet angeklagtes Paar aus Potsdam

Als Zweijährige soll Katharina im Stadtteil Schlaatz misshandelt worden sein. Die mutmaßlichen Täter: Ihr Vater und dessen damals neue Lebensgefährtin.

Von Florian Kistler

Schlaatz - Im Prozess um die mögliche Kindesmisshandlung der damals zweieinhalb Jahre alten Katharina, erhob die zuständige Ärztin des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) Potsdam am Montag schwere Vorwürfe: „Katharina war, als ich sie im Sommer 2017 zum ersten mal gesehen hatte, psychisch auffällig“, sagte die 60-Jährige vor dem Amtsgericht Potsdam. „Wir hatten eine Bindungsstörung bei ihr diagnostiziert.“ Außerdem sei eine Posttraumatische Belastungsstörung festgestellt worden.

Die inzwischen fünf Jahre alte Katharina musste am 3. Mai 2017 mit lebensbedrohlichen Verletzungen im Klinikum „Ernst von Bergmann“ behandelt werden. Sie sei unterernährt gewesen und offenbar misshandelt worden. Katharina hatte verschiedene Hämatome und Blutergüsse am Ohr. Auch sprach eine Ärztin an einem vorherigen Verhandlungstag davon, dass das Mädchen womöglich gewaltsam gefüttert worden sei. Darauf hätten Griffspuren im Gesicht und Verletzungen im Mundraum hingedeutet. Zudem hätte man eine Leberprellung festgestellt, was eine Folge von Schlägen gegen den Bauch sein könnte.

Angeklagte bestreiten die Vorwürfe

Seit Ende Oktober 2019 stehen deshalb der leibliche Vater sowie dessen damals neue Lebensgefährtin vor Gericht. Den 32 und 24 Jahre alten Angeklagten wird vorgeworfen, Katharina in ihrer Wohnung im Stadtteil Schlaatz in Lebensgefahr gebracht zu haben. Die beiden bestreiten die Vorwürfe, sprechen davon, dass die Verletzungen andere Ursachen gehabt hätten und das Mädchen beim Toben vom Sofa auf einen Heizkörper gefallen sei.

Ursprünglich lebten die Eltern des Mädchens zusammen. Nach der Trennung zog der Vater zu seiner neuen Frau an den Schlaatz. Die Mutter blieb mit Katharina zurück in Berlin. Sie sei jedoch so überfordert gewesen, dass sie das Kind später zu ihrem Ex-Partner nach Potsdam gab.

Urteil soll am 20. Januar fallen

Die Aussagen der Ärztin des SPZ legen den Verdacht nahe, dass dieses neue Umfeld keineswegs gut für das kleine Mädchen gewesen war: „Wir konnten beobachten, dass Katharina bei der geringsten Verunsicherung den Kontakt zu Menschen abbrach.“ Dieser Befund sei, so die Ärztin, „eine gravierende Störung“. Inzwischen hätte sich der Zustand von Katharina wieder verbessert. „Sie ist aber immer noch ein zurückhaltendes und ruhiges Kind. Sie spricht kaum“, so die Ärztin. Auch zu möglichen Wachstumsproblemen des Mädchens äußerte sich die 60-Jährige: „Bei der Erstbehandlung vor zweieinhalb Jahren war sie zu klein. Inzwischen hat sie aber aufgeholt.“

Katharina besucht noch immer in regelmäßigen Abständen das SPZ Potsdam. Wie lange die Behandlung dort weiter stattfinde, sei derzeit unklar. „Das kommt auf die Entwicklung an. Das kann man nicht voraussagen“, so die Ärztin im Gerichtssaal. Die Verhandlung wurde gestern unterbrochen. Das Urteil soll am 20. Januar fallen, den Angeklagten drohen Haftstrafen.

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