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TV-Moderator Günther Jauch über das Hotel Mercure: „Ich verstehe jeden, der seine Jugendweihe im Hotel Mercure gefeiert oder andere Nostalgien im Kopf hat.“

© A. Klaer

Prominente Potsdamer über das Hotel Mercure: "Zur Innenstadt gehört DDR-Architektur"

Eigentlich sind TV-Moderator Günther Jauch, Schauspieler Jörg Hartmann und Bild-Herausgeber Kai Diekmann bekannte Fürsprecher für die Wiedergewinnung der historischen Mitte Potsdams. In einem aktuellen Bericht für das Wochenmagazin Die Zeit finden sie aber versöhnliche Worte - zumindest für das Hotel Mercure.

Potsdam - Bei prominenten Fürsprechern für die Wiedergewinnung der historischen Mitte zeichnet sich eine vorsichtige Neubewertung des Hotels Mercure ab: Das ist das Fazit eines Artikels, der in der aktuellen Ausgabe des Wochenmagazins Die Zeit auf den Seiten „Zeit im Osten“ erscheint. Autorin Anne Hähnig beleuchtet den Potsdamer „Kulturkampf“ um die Mitte und hat unter anderem mit dem Schauspieler Jörg Hartmann, TV-Moderator Günther Jauch und Bild-Herausgeber Kai Diekmann gesprochen. Während bei der Fachhochschule und dem Staudenhof die Ablehnung nach wie vor groß ist, wirkt der Ton in Sachen Hotel Mercure versöhnlich.

Diekmann: Bahnhof müsste man gleich mit abreißen, wenn Mercure aus ästhetischen Gründen verschwindet

Diekmann ist nach seinem Aufenthalt in dem 17-Geschosser (PNN berichteten) ins Nachdenken gekommen: „Ich frage mich, ob das Mercure nicht sogar ein ästhetisch spannender Kontrast zum Schloss ist“, wird er zitiert: „Ich finde, zur Innenstadt gehört DDR-Architektur.“ Der Wahlpotsdamer spricht sich auch gegen den Umbau der Stadt zu einer „Puppenstube im Sinne Friedrichs des Zweiten“ aus. Er verweist auf den Bahnhof als „unsagbar hässlichen“ Nachwende-Bau: „Den müssten wir gleich mit wegreißen, wenn wir das Mercure aus ästhetischen Gründen verschwinden lassen.“

Schauspieler und Tatort-Kommissar Jörg Hartmann, seit Jahren engagiert bei der Initiative Mitteschön, äußerst sich weniger scharf als gewohnt zu dem umstrittenen Hotel: „Ich finde das Mercure nicht besonders schön, aber ich kann im Zweifel damit leben.“ TV-Moderator Günther Jauch, der das Mercure einst als „sozialistische Notdurftarchitektur“ verdammte, bringt nun immerhin Verständnis für die Abrissgegner auf. Wer den Erhalt der Fachhochschule fordere, der könne nur ideologisch argumentieren, wird er zitiert: „Dagegen verstehe ich jeden, der seine Jugendweihe im Hotel Mercure gefeiert oder andere Nostalgien im Kopf hat.“ Das sei „menschlich zwar verständlich, aber architektonisch und für das Gesamtbild der Stadt nicht zuträglich“.

16.000 Unterschriften für das Bürgerbegehren zur Potsdamer Mitte

Wie berichtet haben die Stadtverordneten mit dem Beschluss zu den Sanierungszielen für den Lustgarten die Weichen für den Hotelabriss gestellt. Perspektivisch soll dort eine Wiese entstehen. Allerdings waren die Verhandlungen zum Verkauf des Hauses an die Stadt zumindest vorläufig gescheitert. Gegen den Abriss hat die Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ ein Bürgerbegehren gestartet. Gut 16.000 Unterschriften sind laut der Initiative bereits gesammelt worden – nötig wären nur rund 14.000 gültige Stimmen.

"Kann das weg?": Hier finden Sie den aktuellen Zeit-Beitrag >>

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