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Für unterwegs. Markus Brand (links) und Ludwig Kitschke mit ihrem intelligenten, cloudbasierten Videobearbeitungssystem, das auf jedem Smartphone funktioniert.

© Andreas Klaer

Projekte des HPI: Hollywood in die Tasche stecken

Von Videobearbeitung auf dem Handy bis hin zum Aussieben nützlichen Wissens aus Datenbergen: 83 Studenten des HPI stellten ihre Projekte des vergangenen Jahres vor.

Potsdam - Nervös und voller Vorfreude stehen die Studierenden in ihren schicken Anzügen, Kleidern und Röcken im Foyer des Gebäudes. Sie unterhalten sich in allen Winkeln laut mit Kollegen, Dozenten, Unternehmern und Experten, die alle nur ihretwegen da sind. Am gestrigen Donnerstag haben die Bachelorstudenten des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) Projekte vorgestellt, an denen sie in den vergangenen beiden Semestern gearbeitet haben. Das sogenannte Bachelorpodium hat mittlerweile Tradition auf dem HPI-Campus am Griebnitzsee und fand bereits zum 15. Mal statt.

Die 83 Studenten starteten mit ihren Projekten vor rund einem Jahr am Anfang ihres fünften Semesters. Die Projekte werden zusammen mit Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen erarbeitet, in diesem Jahr unter anderem der Deutschen Bahn, Porsche oder SAP. Von der Echtzeiterkennung von Cyperangriffen über die Vereinfachung der Analyse eines Elektro-Kardiogramms (EKG) bis hin zu schnellen Modellen aus dem Lasercutter reicht die Themenpalette der 14 Projektteams.

„Hollywood in die Tasche stecken“ kann man mit dem Projekt von Markus Brand, Ludwig Kitschke, Phaedra Goudoulak und ihren vier Mitstreitern. Bei ihnen geht es um eine der Lieblingsbeschäftigungen der „Digital natives“, die mit den digitalen Medien großgeworden sind. Nämlich Videos mit dem Smartphone drehen. Ihr Partner und damit Auftraggeber war Digital Masterpiece aus Potsdam, die kreative Werkzeuge sowie Apps, Systeme und Services für alle Branchen anbieten, die mit visuellen Medien zu tun haben.

Mit den Werkzeugen der Studenten, lassen sich die Videos auf dem Smartphone bearbeiten. Das ist bisher schwierig, denn die Kapazitäten der Geräte reichen oft nicht, um die Effekte und nötigen Tools überhaupt zum Laufen zu bringen. Und selbst wenn, sei der Akku danach ziemlich schnell alle, so Brand. „Nur etwa 20 Prozent aller mobilen Geräte sind technisch in der Lage die Prozesse der Bildbearbeitung umzusetzen“, erklärt auch Phaedra Goudoulaki, eine der Projektteilnehmerinnen bei der Präsentation auf der Bühne des HPI. Die Studenten hatten dafür eine pfiffige Idee. „Bei uns ist alles automatisiert. Das Werkzeug erkennt, welche Bereiche vom Video überflüssig sind. Wo nicht sehr viel passiert, wird erkannt und automatisch einfach weggeschnitten“, erklärt der 21-jährige Brand. Außerdem kann man die einzelnen Bildbereiche, also jedes der Einzelbilder aus dem ein Video oder Film besteht, mit Effekten hervorheben. Etwa Bildszenen überlappen lassen oder mit Kennzeichnungen versehen.

Das Problem des Arbeitsspeichers der Smartphones wird umgangen, indem die Tools einfach auf einem Cloud-Server ausgelagert liegen. „Das Smartpone sendet das Video an den Server, damit du die Effekte darauf anwenden kannst und sendet es zurück, wenn es fertig ist.“ Eine der größten Herausforderungen bei der Projektarbeit sei das Bestandssystem gewesen, erzählt Brand. Denn Effekte und Tools für Bild- und Videobearbeitung gebe es bereits in Massen. Um sich da hinein zu arbeiten, haben sie nebenbei noch eine Dokumentation über die ganzen Effekte angelegt und einen Editor für Neue entwickelt.

An der Lösung eines komplett anderen Problems haben die Studenten Freya Behrens, Sebastian Bischoff, Fabian Stolp und ihre fünf Teamkollegen gearbeitet. Sie haben eine Methode entwickelt, um gezielt Wissen aus Unmengen von Daten zu extrahieren. Ihr Projektpartner war „neo4j“ , eine Open Source Graphdatenbank, und das Helmholtz Zentrum München, ein Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt.

Das System ermöglicht durch die gezielte Befragung der Nutzer, in ihrem Fall waren es Wissenschaftler und Experten aus dem medizinischen Bereich, große Informationsnetzwerke zu analysieren. Dadurch können Zusammenhänge erkannt und komplexe Themen und Fragestellungen schneller bearbeitet werden. „Damit könnte man zum Beispiel auch als Journalist die Panama-Papers untersuchen“, sagt Freya Behrens. Beispielsweise um die Beziehungen zwischen einzelnen Personen auszuwerten.

Die Projekte der Studenten werden von den Projektpartnern verwaltet und gegebenenfalls weiterausgearbeitet. Denn marktreif sind die Produkte nicht. Das sei aber auch nicht der Plan, wie Christiane Rosenbach, Pressesprecherin des HPI, erklärt. „Ziel bei diesen Projekten ist, dass die Studenten an einem ganz realen Problem arbeiten, die Abläufe bei der Arbeit kennenlernen und Kontakte knüpfen.“ Die Studenten sollen sich vor allem ausprobieren können, rumexperimentieren und das gemeinsame Arbeiten in einem Team kennenlernen, so Rosenbach.

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INTERGRUND: Studium am Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut (HPI), das im Oktober 1999 seine Pforten für die ersten Studenten öffnete, bietet auf seinem Campus am Griebnitzsee den Bachelorstudiengang IT-Systems Engeneering an. In dem sechs Semester langen Informatikstudium werden Grundlagen in der Softwareentwicklung vermittelt und mit ingenieurswissenschaftlichen Methoden verbunden. Die Studenten können im Studium vertiefende Schwerpunkte in den einzelnen Fachbereichen des Instituts setzen, wie etwa in „Computergrafische Systeme“, also dem Teil der Informatik, der sich mit computergestützter Bilderzeugung beschäftigt. Daneben gibt es Masterstudiengänge in It-Systems EngineeringData Engineering, das sich schwerpunktmäßig mit Big-Data-Systemen befasst und seit Herbst letzten Jahres in Digital Health, in dem die Studenten an digitalen Innovationen in der Medizin arbeiten. Außerdem gibt es noch die HPI School of Design Thinking, eine Art Innovationsschmiede, an der Studenten und Absolventen aus allen Fachrichtungen lernen können, wie man benutzerfreundliche Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Derzeit sind rund 450 Bachelor- und Master-Studenten am HPI eingeschrieben. 

Sarah Stoffers

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