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Projekt auf dem RAW-Gelände: Politiker fürchten um Digitalzentrum in Potsdam

Die Kritik an dem geplanten Digitalzentrum auf dem ehemaligen RAW-Gelände an der Friedrich-Engels-Straße war laut. Der Investor drohte abzuspringen.

Teltower Vorstadt - Nach dem deutlichen Hinweis des Investors für das Digitalzentrum auf dem Gelände der maroden RAW-Halle, dass er notfalls in Hamburg bauen könne, reagieren die drei größten Fraktionen in der Stadtpolitik – und wollen mehrheitlich das Projekt retten.

„Die Gelegenheit, einen zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig anzusiedeln und gleichzeitig auch städtebaulich eine Lösung für das Gelände zu bekommen, darf nicht gefährdet und zerredet werden“, sagte etwa CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken am Montag auf PNN-Anfrage. Denn das an der Friedrich-Engels-Straße geplante Zentrum sei für die wirtschaftliche Entwicklung Potsdams eine „einmalige Chance“. Bauverwaltung und Wirtschaftsförderung müssten sich daher rasch mit dem Investor zusammensetzen und eine „einvernehmliche Realisierungsmöglichkeit“ suchen, so Finken.

Kritik vom Gestaltungsrat

Wie berichtet war das 100-Millionen-Euro-Projekt im Gestaltungsrat, der die Stadt in Architekturfragen berät, zuletzt kritisiert worden – das Gremium empfiehlt nun einen Architektenwettbewerb. Diesen Ansatz hatte überraschend auch Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) unterstützt – der noch vor wenigen Wochen den Entwurf als außergewöhnliche Architektur gelobt hatte. Dagegen hatte der Investor einen Wettbewerb abgelehnt: So sei er kein öffentlicher Bauherr und es seien bereits mehrere Architekturbüros im Vorfeld beteiligt worden. Die jetzigen Pläne kommen von dem renommierten Architekten Jürgen Hermann Mayer.

Einen Wettbewerb hält auch SPD-Stadtfraktionschef Pete Heuer für „nicht zielführend“, wie er den PNN sagte: „Der vorliegende Entwurf hat mich grundsätzlich überzeugt.“ Wettbewerbe seien auch kein Allheilmittel, dies zeigten schon die Erfahrungen zum neuen Bad blu und zum Lelbach-Haus an der Alten Fahrt. Es sei vielmehr Aufgabe der Stadtverordneten, dem Investor Höhen- und Baumassengrenzen aufzuerlegen, am besten gleich im anstehenden Aufstellungsbeschluss für den nötigen Bebauungsplan – „damit für alle Beteiligten klar ist, wo die Reise hingeht“. Allerdings müsse dafür noch eine Visualisierung des geplanten Digitalzentrums im „Kontext mit der Umgebungsbebauung“ vorgelegt werden – dass es diese so nicht gibt, war auch im Gestaltungsrat kritisiert worden. Kritiker fürchten, dass der bis zu 33 Meter hohe Bau zu wuchtig wirkt.

„Nicht zwingend“ einen Wettbewerb vorgeben will auch Linken-Oppositionsführer Hans-Jürgen Scharfenberg. Er habe gar „keine grundsätzlichen Schwierigkeiten“ mit dem Projekt, sagte er den PNN. „Solche Chancen sollte man nicht verspielen“, erinnerte Scharfenberg – auch mit Blick auf die einst von den Linken gegen Kritik mitgetragene Entscheidung für die Bahnhofspassagen. Die Bedenken gegen das Innovationszentrum könnten im Zuge des anstehenden Bebauungsplanverfahrens abgewogen werden. Allerdings liege das wirtschaftliche Risiko beim Investor, erinnerte Scharfenberg. Um die RAW-Halle zu sanieren, will der Investor den alten Bau mit einer Bürobrücke quasi überbauen (siehe unten).

Auch die Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) warb am Montag für das Vorhaben. So sei Potsdam zwar zu einem der gefragtesten Standorte Deutschlands für Unternehmensgründungen geworden, sagte ein IHK-Sprecher. Allerdings würden gerade hochwertige Büroflächen knapp. Das RAW-Gelände biete sich wegen seiner „zentralen Lage, seiner herausragenden Architektur und baukulturellen Qualität“ an. 

Hintergrund

Der Investorenvertreter für das geplante RAW-Digitalzentrum hat Vorwürfe zurückgewiesen, er sei immer noch mit dem in Berlin umstrittenen Investor Trockland verbunden. „Das ist einfach nicht sauber recherchiert“, erklärte der Chef der RAW Potsdam GmbH, Mirco Nauheimer, den PNN jetzt auf Anfrage. Anlass ist entsprechende Kritik des linksalternativen Babelsberger Vereins Mediamaro, die dieser auf seiner Blogseite „Stadt für alle“ veröffentlicht hat. „Die Trennung von Trockland ist vollständig“, so Nauheimer. Hinter der RAW GmbH steht eine zypriotische Investorengesellschaft – wer der Eigner ist, ist öffentlich noch unklar, soll aber noch bekanntgegeben werden. Allerdings seien die beteiligten Banken, Notare und die Stadt bereits im Bilde, machte Nauheimer einmal mehr deutlich.

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