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Wie funktionieren Programmiersprachen? Christoph Sterz erklärt der zehnjährigen Phoebe (l.) und der siebenjährigen Eve, wie man mit Programmiersprachen umgeht. 

© Manfred Thomas

Programmieren am Hasso-Plattner-Institut: Die Woche der jungen IT-Tüftler

Die „EU Code Week“ soll Kinder und Jugendliche spielerisch an Computerthemen heranführen. Den Auftakt machte das HPI.

Was der elfjährige Niklas am Computer beherrscht, stellt so manch einen Erwachsenen in den Schatten. Vor einem Jahr fing der Fünftklässler an, den Kurs „Coder Dojo“ am Hasso-Plattner-Institut (HPI) zu besuchen, der junge Menschen ans Programmieren heranführt. Seither sammelte Niklas Erfahrung mit den Programmiersprachen JavaScript, HTML, Scratch und Python. Ob er mit seinem Können später selbst einmal am HPI studieren will? „Ich hab noch keine Ahnung, was ich machen möchte. In der fünften Klasse muss man das zum Glück auch noch nicht“, sagt Niklas.

Auch die EU-Kommission fördert die Woche

Mit „Coder Dojo“ startete am vergangenen Samstag die „EU Code Week“ in Potsdam. Die Workshopreihe soll junge Menschen für das Programmieren und den kreativen Umgang mit Coding und Computing begeistern. Noch bis zum 20. Oktober wird es im alternativen Jugendkulturzentrum Freiland, im Treffpunkt Freizeit und am HPI zahlreiche Veranstaltungen und Workshops rund um die Themen Programmieren und technisches Problemlösen geben. Die „Code Week“ findet bereits seit 2013 europaweit statt und wird von der EU Kommission unterstützt und gefördert.

IT-Wissen mit der nächsten Generation teilen

„Coder Dojo“ gehört bei der „EU Code Week“ in Potsdam zur Tradition, die Veranstalter boten den Kurs bereits 2014 im Rahmen der Reihe an. Nach der „Code Week“ ist aber keinesfalls Schluss mit dem Programmierkurs für Kinder, dieser findet auch abseits davon alle zwei Wochen am HPI statt. Ursprünglich begann „Coder Dojo“ als Initiative von einigen HPI-Studenten, mittlerweile haben die meisten ihr Abschlusszeugnis in der Tasche. Das abgeschlossene Studium bedeutete aber zum Glück nicht das Ende für das „Coder Dojo“. Christoph Sterz, einer der Veranstalter und Betreuer, freut sich, sein IT-Wissen mit der nächsten Generation teilen zu können. „Als Kind hätte ich mir auch gewünscht, einen solchen Kurs mit meinem Vater besuchen zu können, deshalb freue ich mich, so etwas für andere Kinder und deren Väter anzubieten“, erzählt der 28-Jährige.

Die Hemmschwelle ist hoch - auch bei den Jüngeren

Ziel der „EU Code Week“ ist es, junge Menschen möglichst früh mit Programmiertechniken und themenverwandten Inhalten in Berührung zu bringen. Zu oft sei die Hemmschwelle gegenüber den neuen Technologien auch bei Jüngeren noch zu hoch, wodurch begabter Nachwuchs verloren gehe oder junge Menschen ihre Potenziale nicht erkennen, heißt es auf der Internetseite der Veranstalter. Auch bei „Coder Dojo“ kommen, dem Klischee entsprechend, noch vor allem Jungen und Kinder, deren Eltern im IT-Bereich tätig sind. Mittlerweile öffnen sich aber auch immer mehr Mädchen und komplette Neueinsteiger dem Programmieren, sagt Kirstin Heidler, die „Coder Dojo“ mit ins Leben gerufen hat und den Kurs am Samstag gemeinsam mit Christoph Sterz und Nicco Kunzmann leitet.

Das Prinzip der Mitmach-Woche „Code Week“ basiert trotz der EU-Initiative auf Freiwilligkeit wie bei den Ehrenamtlern bei „Coder Dojo“. Vereine, Schulen und Unterstützer in Europa sind aufgerufen, Veranstaltungen rund um den Themenbereich Programmieren zu organisieren und junge Menschen dafür zu begeistern. In Potsdam richten die Workshops unter anderem die Initiativen „OK Lab Potsdam“, „Coder Dojo“, der Potsdamer Chaostreff und der gemeinnützige Verein Wissenschaftsladen e.V. aus. Veranstaltungen und Workshops der „EU Code Week“ finden in ganz Europa und mittlerweile auch darüber hinaus statt. Ableger auf anderen Kontinenten, wie etwa die „Africa Code Week“, bringen die Veranstaltungsreihe über die Landesgrenzen hinaus an das junge Volk. Auch große Technologiekonzerne wie Apple haben mittlerweile die Wichtigkeit der „EU Code Week“ erkannt und bieten eigene Gratis-Workshops an, um mit dem IT-Nachwuchs in Kontakt zu kommen. Auch der Suchmaschinenriese Google unterstützt die „Code Week“ finanziell.

Veranstaltungen für Einsteiger und Fortgeschrittene

In Potsdam werden in diesem Jahr mehr als 15 Veranstaltungen angeboten, die sowohl Einsteiger als auch fortgeschrittene Tüftler zu gemeinsamen Nachmittagen einladen. Die Workshops reichen von 3D-Druck und 3D-Modellierung über eine Einführung in das Robotersteuern bis hin zu einem Open-Source-Coding-Kurs. Sie finden hauptsächlich auf dem Freiland-Gelände, dem Kulturzentrum Freizeit und am Hasso-Plattner-Institut statt. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenfrei und in der Regel für Einsteiger geeignet.

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In Potsdam geht die „EU Code Week“ bis zum 20. Oktober. Am heutigen Montag etwa kann man um 15.30 Uhr in der Machbar im Haus 5 des Jugendkulturzentrums Freiland, Friedrich-Engels-Straße 22, lernen, wie man Microcontroller richtig anwendet und damit etwa seinen Homeserver steuert. Am Freitag um 16 Uhr gibt’s dort einen Kurs nur für Mädchen: „Wie funktioniert eine Website?“. Die nächsten „Coder- Dojo“-Kurse am HPI, Prof.-Dr.-Helmert-Straße 2-3, finden am Sonntag von 14 bis 17 Uhr statt. Im Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, kann man am 15. Oktober von 14 bis 18 Uhr alles über 3D-Modellierung und 3D-Druck lernen. Virtuelle Kätzchen, sogenannte Cryptokitties, erschaffen kann man am 19. Oktober von 16 bis 18 Uhr in der Machbar. An gleicher Stelle gibt es am 21. Oktober um 15 Uhr einen Kurs zum Programmieren von 3D-Welten. Mehr Infos gibt es hier.

Caroline Kulling

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