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PRO & Contra: Soll das Lenin-Denkmal wieder aufgestellt werden?

Die 2004 entfernte Lenin-Statue vor dem ehemaligen Haus der Offiziere in der Hegelallee sorgt für politische Streitigkeiten. Die CDU-Stadtfraktion versucht per Antrag, die Wiederaufstellung zu verhindern und will der Figur den Denkmalstatus aberkennen lassen.

Die 2004 entfernte Lenin-Statue vor dem ehemaligen Haus der Offiziere in der Hegelallee sorgt für politische Streitigkeiten. Die CDU-Stadtfraktion versucht per Antrag, die Wiederaufstellung zu verhindern und will der Figur den Denkmalstatus aberkennen lassen. Dabei plant der jetzige Eigentümer Dirk Onnen, Bauherr des Areals an der Hegelallee, bisher, den Bronze-Lenin wiederaufzustellen.

Und das ist völlig in Ordnung. Sicherlich, direkte Verbindungen zwischen Wladimir Iljitsch Lenin und Potsdam gibt es nicht. Doch der Platz an der Hegelallee ist dem Großteil der Potsdamer noch immer bekannt als Ort der einstigen Sowjets. Dort fand man das Haus der Offiziere, dort existierte das Magazin – der Laden, in dem man mit etwas Glück russisches Konfekt kaufen konnte, dort trafen Potsdamer auf Russen und umgekehrt.

Der bronzene Lenin war in Potsdam auch Symbol für die Zeit mit den Sowjets. Die muss man nicht gemocht haben oder man kann – noch ärger – Opfer der Politik gewesen sein. Doch erlangt man Genugtuung durch das Entfernen einer Statue? Wohl kaum. Zumal es ziemlich kurz gedacht ist. Opfer gab es auch unter Friedrich II., nur leben diese nicht mehr. Ist das ein Grund, weshalb man den Alten Fritz weiter ehren darf?

Der christdemokratische Vorstoß erinnert vielmehr an unsägliche Denkmalsstürmerei und lässt eher Populismus denn Ehrlichkeit erahnen. Wo bleibt die oft beschworene Souveränität der Demokratie?

Andere Länder sind da bereits weiter. Ein fast identischer Bronze-Lenin steht ganz öffentlich am Fremont Platz, direkt an der Einkaufsstraße. Im Seattle der Vereinigten Staaten von Amerika. Kay Grimmer

Geradezu inflationär bestückte die DDR-Staatsführung ihr Land mit dem in Bronze gegossenen russischen „Weltrevolutionär“. In nahezu jeder halbwegs großen Stadt wurde Genosse Lenin auf den Sockel gehoben und verfolgte mit ernster Miene, wie im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands der Sozialismus Einzug und mit der politischen Wende Auszug hielt. Fast vier Jahrzehnte lang blieben die Statuen und die Idee, für die sie standen. Mit der politischen Wende am Ende der 80er Jahre wurde der Staat DDR demontiert und mit ihm auch seine Symbole. Lenin-Statuen wurden vielerorts gestürzt und ausrangiert. Schwerin, Wittstock und Potsdam bildeten damals die Ausnahme – zum Unverständnis einiger Historiker. Der Osten, so schrieb beispielsweise Werner Müller, Professor für Zeitgeschichte, habe sich von diesem Teil seiner Geschichte noch nicht verabschiedet. „Good bye Lenin“ hieß es allerdings für Potsdams „Revolutionsführer“, als der Bauunternehmer Dirk Onnen die Statue verladen und in seine Heimat nach Norddeutschland bringen ließ. Dort sollte sie auch bleiben. Lenin, schreibt Professor Müller, sei „Wegbereiter eines Terrorregimes gegen Kirche, Bauern, Arbeiter und Andersdenkende“ gewesen. Und wenn eines dieser ausrangierten Denkmale wieder einen Platz bekommen sollte, dann historisch aufgearbeitet in einem Museum – zusammen mit anderen Hinterlassenschaften aus Zeiten des Kalten Krieges. Der alte Sockel in der Hegelallee jedenfalls ist heute nicht mehr der richtige Ort für einen Lenin. Zumal der Mann aus Russland keinerlei Berührungspunkte mit Potsdam hat, sondern hier nur stand, aus oben genannten Gründen. Nicola Klusemann

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