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Preußen-Hochzeit: Trauung, nicht Trauer

Die Preußen-Hochzeit findet in der Friedenskirche statt – obwohl Jaworte dort keine Tradition haben

In den 163 Jahren ihres Bestehens hat es in der Friedenskirche Sanssouci noch keine königliche Hochzeit gegeben. Und daran wird sich auch am 27. August nichts ändern: Wenn sich dann im Gotteshaus nahe des Schlosses Sanssouci Georg Friedrich Prinz von Preußen, der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers, und Sophie Prinzessin von Isenburg das Ja-Wort geben, wird höchstens ein Hauch königliches Flair zu spüren sein. So hat der Bräutigam berühmte königliche Vorfahren und ist wie seine Braut Mitglied des weit verzweigten europäischen Hochadels, letztendlich jedoch sind beide Bürger dieser Republik. Ganz offiziell handelt es sich also um eine ganz normale Hochzeit – und im Vergleich zu den Traditionen der königlichen Hochzeiten mutet die Friedenskirche als Ort der Trauung eher bescheiden an: Früher schlossen die Hoheiten den Bund fürs Leben im Berliner Dom oder im Neuen Palais. Dass die Wahl des Paares auf das Sanssouci-Gotteshaus fiel, darf aber durchaus als Verbeugung vor Potsdam verstanden werden – der Stadt, der die Preußenkönige, Georg Friedrichs Vorfahren, aufs Engste verbunden waren.

In der Geschichte jedoch war die Friedenskirche oft Schauplatz der Konfirmationen der Kaiserkinder – und vor allem der Trauerfeiern der königlichen Familie. Und sie wurde sogar Bestattungsort. König Friedrich Wilhelm IV., der Bauherr der Friedenskirche, und seine Frau Elisabeth fanden in der Gruft ihre letzte Ruhe. Auch die Särge der sehr jung verstorbenen Söhne Kaiser Friedrich III. und seiner Frau Victoria, Sigismund und Waldemar, fanden in der Sakristei vorübergehend eine Bleibe, die sterblichen Überreste des 99-Tage-Kaisers ebenfalls. 1890 wurden sie in das neu erbaute Mausoleum neben der Friedenskirche überführt. Victoria, auch Kaiserin Friedrich genannt, ist dort 1901 ebenfalls bestattet worden. Für den jüngsten Sohn des Kaisers Wilhelm II., Prinz Joachim, gab es 1920 in der Kirche ebenfalls einen Trauergottesdienst, bevor er im Antikentempel seine letzte Ruhe fand.

Nun endlich sollen die Preußen-Familie und die der Isenburgs ein freudiges Ereignis in der Friedenskirche feiern: die Hochzeit von Sophie und Georg Friedrich, die in einem ökumenischen Zeremoniell vollzogen werden soll, katholisch und evangelisch. Die Familie von Isenburg ist traditionell römisch-katholisch, die der Preußen protestantisch. Georg Friedrichs Großeltern, Prinz Louis Ferdinand, ein Enkel Wilhelms II., und Großfürstin Kira, Nichte des russischen Zaren Nikolaus II., wurden einst noch nach ihrem jeweiligen Glaubensbekenntnis getraut: Am 2. Mai 1938 fand nach russisch-orthodoxem Ritus die Feier im Schloss Cecilienhof statt, zwei Tage später am kaiserlichen Exil-Ort Schloss Doorn in Holland nach evangelischem Zeremoniell. Ein ökumenisches Miteinander gab es nicht. Prinz Louis Ferdinand schreibt dazu in seinem autobiographischen Buch „Im Strom der Geschichte“: „Wer je einer Hochzeit nach russisch-orthodoxem Ritus beigewohnt hat, weiß, dass es eine langwierige, tief ergreifende Zeremonie ist. Der Trauungsgottesdienst wurde von Pater Adamantow zelebriert; er war seit langen Jahren russischer Priester in Wiesbaden und mit Kiras Familie eng befreundet. Ihm assistierten zahlreiche Priester von der russischen Kirche in Berlin – wie viel, haben wir nie genau herausgefunden: vor und nach der Zeremonie tauchten immer neue Gestalten dieser Art an allen Orten des Hauses auf.“ In Doorn gab der Berliner Hof- und Domprediger Bruno Doehring dem Brautpaar den evangelischen Segen.

In der Friedenskirche Sanssouci wird die Trauung nun in einem Gottesdienst, im ökumenischen Geist, vollzogen. Dafür hat Brautpaar als Vertreter der römisch-katholischen und evangelischen Kirche zwei ihnen und ihren Familien nahe stehende Geistliche gewinnen können: den Alt-Abt des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz im Wienerwald, Gregor Henckel Donnersmarck sowie den evangelischen Pfarrer Michael Wohlrab von der Erlöserkirche in Jerusalem.

Der Neffe des Abtes ist der Filmregisseur und Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck. Der Familienname bürgt viel Geschichtsträchtigkeit in sich. Die schlesische Adelsfamilie von Donnersmarck erhielt 1901 von Kaiser Wilhelm II. den preußischen Fürstentitel. Der aus Ostwestfalen gebürtige Pfarrer Wohlrab ist seit 2006 in Israel Geistlicher, „inmitten von vielfältigen politischen, kulturellen, historischen und religiösen Trennlinien“. Mit dem Evangelischen Pilger- und Begegnungszentrum der „Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung“ auf dem Ölberg, das Wohlrab und seine Frau Ulrike leiten, wollen sie ein Stimme der Versöhnung sein. Die Stiftung war im Rahmen der Reise Wilhelms II. nach Israel 1898 entstanden. In Palästina siedelnde Deutsche hatten ihn um Hilfe gebeten, damit erkrankte Kolonisten, vor allem aber erschöpfte Mitarbeitende der dortigen deutschen Schulen, Kranken- und Waisenhäuser Pflege und Erholung finden könnten. Zur 100-Jahr-Feier im vergangenen Jahr reiste auch Georg Friedrich Prinz von Preußen nach Jerusalem.

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