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Premiere von "Rock am Löschteich" in Drewitz: Feinste Rockmusik in der Gartenstadt

Das Festival „Rock am Löschteich“ beging am Samstag in Drewitz seine Premiere. Das Konzept umsonst, draußen und regional ging auf.

Ist das eigentlich noch Potsdam? Drewitz ist wirklich ein wenig weiter draußen und von der Innenstadt aus nicht mal eben fußläufig erreichbar. Dennoch ist das kein Grund, dort nicht zu feiern – Drewitz hat jetzt schließlich ein eigenes Festival. „Rock am Löschteich“ hieß die Premiere am Samstag, und auch der zu den sommerlichen Temperaturen leicht vor sich hin müffelnde Tümpel gehört irgendwie zur Gartenstadt Drewitz, die diesen Titel noch gar nicht so lange trägt.

Skeptische Blicke von Drewitzern

Das Konzept des Festivals, das vom Drewitzer Begegnungszentrum „Oskar“ organisiert wurde, ist simpel: umsonst, draußen und regional. Die Idee zum Löschteich-Rock entstand im Rahmen des „Localize“-Festivals, das sich in diesem Jahr bereits Drewitz als Spielstätte erwählt hatte. Der durchschnittliche Potsdamer wird sonst eher selten nach Drewitz kommen, wenn er nicht gerade dort lebt. Und so zog es am Samstag vor allem zahlreiche vornehmlich junge Menschen aus anderen Stadtteilen hinaus ins Randgebiet: Einzig die Drewitzer wollten sich nicht so richtig zeigen. Einige warfen eher skeptische Blicke von ihren Balkonen auf das laute Treiben vor ihrer Wohnung. So viel Trubel ist der Drewitzer wohl nicht gewöhnt.

"Rock am Löschteich": rockig, international, schlüpfrig

Selbst schuld, möchte man meinen: Bei strahlendem Wetter wurde feinste Rockmusik geboten, und mit Julietta Guerrero wurde es sogar international – die argentinische Singer-Songwriterin machte mit ihrer Band den Auftakt. Kurz darauf wurde die Gartenstadt aber schon zur Wüstenstadt: besonders mit den Berliner Wüstenrockern Operators, die einen famosen psychedelischen Rocksound irgendwo zwischen Doors, Danzig und Kyuss spielten, sehr klarer, hitziger Rock mit der nötigen Lautstärke – da bekam der Löschteich doch gleich eine ganz eigene Metaphorik. Ein bisschen schienen Hitze und Wüstenrock auch in die Köpfe der Besucher zu kriechen: Eine Drewitzer Anwohnerin enterte die Bühne und bettelte den Organisten um ein Autogramm an, während ein anderer Besucher nur mit einer quietschgrünen Schlüpfer bekleidet vor der Bühne herumsprang. Das sieht man auch nicht alle Tage – genau wie etwa die Potsdamer Band Conium, die ihrem Stonerrock-Sound eine gehörige Portion Brachialität mit auf den Weg gaben: immer noch einer der besten Liveacts der Landeshauptstadt.

Ansonsten herrschte die wohlige Vorstadtatmosphäre, die perfekt zu einem sommerlichen Open Air passt: Man verschanzte sich hinter der Sonnenbrille, wippte im Takt oder lungerte selig am Bier- oder am Grillstand herum. Mag Drewitz oftmals grau erscheinen, so war es doch wenigstens am Samstag sommerlich bunt. Das macht doch Lust auf mehr: Regelmäßige Kultur würde auch den Potsdamer Außenbezirken wie Drewitz ganz gut tun, jede Wette. 

Oliver Dietrich

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