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Ausschnitt aus "Die Entdeckung der Heimat": Die Fischerfamilie Böttcher am Stechlin. 

© Johannes Unger/rbb

Premiere des rbb-Fünfteilers: Mit Fontane durch die Mark

Zur Premiere des Fontane-Films „Die Entdeckung der Heimat“ im Potsdamer Thalia kam auch Schauspieler Florian Hinrichs. Das Geheimnis des Films ist auch das gute Wetter.

Potsdam - Was alle brennend interessiert: Hat irgendjemand tatsächlich die kompletten Wanderungen durch die Mark gelesen? Knut Elstermann stellt die Frage nach dem ersten Film. Ein Raunen, ein Lächeln im Saal im Thalia. Und genau einer, oder eine, hebt die Hand.

Schauspieler Fabian Hinrichs (l.) und Regisseur Johannes Unger kamen am Sonntag ins Thalia. 
Schauspieler Fabian Hinrichs (l.) und Regisseur Johannes Unger kamen am Sonntag ins Thalia. 

© Manfred Thomas

So ist das also mit dem gefeierten Starautor der Brandenburger. Beinahe ein ganzes Jahr schon wird er mit Aufmerksamkeit bedacht und am gestrigen Sonntag die Premiere des neuen Fünf-Teilers des rbb im Thalia gefeiert. „Die Entdeckung der Heimat“, ein Film von Johannes Unger, in dem es an genau die Orte geht, die in Fontanes in seinem Reisetagebuch eine Rolle spielen. Fünf Bände, Tausende Seiten über eine Region, die Unger in seiner eigenen Art und Weise jetzt bereiste und präsentierte. Jetzt muss keiner mehr lesen, man kann vor dem Fernseher genießen. Leicht und doch gehaltvoll versucht der Film eine neue Annäherung. Und lässt natürlich dem Dichter den Vortritt. Fontane ist immer dabei. Der Schauspieler Fabian Hinrichs mimt den Denker, den Suchenden, den Erzählenden, der dem Film, eine Art Montage-Dokumentation, den Rahmen verleiht.

Die Apotheker Sabine und Burghard Oeverhaus sind Protagonisten im Film.
Die Apotheker Sabine und Burghard Oeverhaus sind Protagonisten im Film.

© Manfred Thomas

Fontane selbst war nicht an allen Orten seiner Wanderungen

Zur gut besuchten Premiere am Sonntag kamen nicht nur Hinrichs mit Familie und Regisseur Johannes Unger. Moderator Knut Elstermann stellte alle vor, die an der Herstellung beteiligt waren, Technik, Maske, Recherche. Und dann die Protagonisten, die Menschen in den Orten, die dem Team ihre Türen öffneten, in Herrenhäuser, Schlösser und Kirchen einluden oder für sie mit dem Fischerboot rausfuhren. Eine große Truppe. Fontane reiste seinerzeit einfacher. Und nicht alle Orte hat er tatsächlich besucht. Er ließ sich auch gerne berichten, war dann aber pingelig. Kurz und knapp aber genau mussten die Beschreibungen von einer Kirche oder einem Landhaus sein. Zum Wiedererkennen. All das erfährt der Zuschauer in den Filmen, die neben den Ortsbegehungen auch Biografisches, historische und kulturelle Hintergründe liefern und alles dann mit dem Jetzt verknüpfen. Mit den heutigen Menschen.

„Ich dachte, ich war schon überall, wo Fontane auch war“, sagt nach dem Film eine Kinobesucherin, Jahrgang 1941 und Fontane-Auskennerin, „aber das stimmt offenbar nicht, ich habe wieder Neues entdeckt“. Eine Zuschauerin, die aus der Region Fürstenberg stammt und heute in Potsdam lebt, lobt die Authentizität. Alles wiedererkannt, sagt sie. Für die Menschen dort sei der Fontane natürlich Normalität. Städte mit Fontanestraßen und Gedenktafeln an den Häusern gebe es überall.

In der Mediathek ist die Produktion bereits zu sehen

Der Film will den Schriftsteller, der so viel mehr war als nur Romancier, ein bisschen emporheben, damit er in all seinen Facetten auch jenseits des Flächenlandes wahrgenommen werde. Martina Zöllner vom rbb-Drehteam sagte, sie rechne damit, dass sich in Kürze auch andere Fernsehsender für die Filme interessieren und sie in Programm nehmen werden. Der rbb zeigt die Produktion ab Dienstag, in der Mediathek ist sie bereits abrufbar. 

Da sitzt er dann, Fabian Hinrichs als Fontane, an dem wuchtigen Schreibtisch, den man an der jeweiligen Station des Films in die Natur stellte. Auf die Brandenburger Erde. Hinrichs zitiert aus den Büchern, schreitet durchs Gras, schaut aufs Wasser. Baumelt mir den nackten Füßen im Stechlin. Während, wir sind im Jetzt, Imbissbudenbesitzer Marlis und Bernhard Schulz mit Besucherpass ins Schloss Meseberg dürfen. Spazieren, wo sonst Kanzlerin Merkel Gäste empfängt. Ein schöner Ort, auch Fontane war begeistert. Aber über Umwege. Während einer Tour durch Schottland nahm er sich vor, die Heimat zu erkunden. „Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen.“

Gedreht wurde nur bei gutem Wetter

Abstand macht manches schöner, der See leuchtet smaragdgrün in den Aufnahmen der Drohne. Vom Land aus ist das Wasser dunkel gekräuselt. Drei Fischer sitzen am Ufer auf einer Bank, drei Generationen, und essen frischen Räucherfisch. Sie brauchen keine Worte. Fontane waren die poetischen Geschichten des Landadels am liebsten, der Film führt zu Häusern und Orten, die sich später in Romanen wiederfinden. Dabei habe Fontane in den „Reisen“ ein Preußen beschrieben, dass so nie gegeben hat, sagt die Sprecherin, Schauspielerin Nadja Uhl, und ihre trockene, leicht sandige Stimme scheint ganz wie von selbst zum Thema zu passen.

Was das wahre Preußen ist, die Frage stellt der Film nicht. Er möchte lediglich Anstoß sein, sich mit Fontanes Erbe zu befassen. „Der Film will verführen“, sagt Elstermann. Das sollte mit den sommerleichten Bildern gelingen – gedreht wurde ausschließlich bei sehr gutem Wetter.

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