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Preis für soziale Arbeit: Corinna Kmezik mit dem "Hexenbesen" geehrt

Überraschung am Montag: Als Corinna Kmezik am Morgen das Haus verließ, ahnte sie noch nicht, dass sie einen Preis bekommen würde. Wenig später bekam sie den "Hexenbesen" übereicht.

Potsdam - Jedes Jahr am 30. April vergibt das Autonome Frauenzentrum Potsdam e.V. zur Walpurgisnacht den "Hexenbesen". Mit dem Preis werden Frauen geehrt, sich für Frauen- und Kinderrechte stark machen.

Mit der Preisverleihung soll auch ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt werden. In den vergangenen Jahren erhielten unter anderem Regine Hildebrandt (SPD), ehemalige Ministerin für Arbeit, Soziales und Gesundheit sowie Gudrun Perko, Professorin für Gender, Diversity und Meditation der Potsdamer Fachhochschule den „Hexenbesen“.

Engangement für Frauen mit Beeinträchtigung

In diesem Jahr wurde Corinna Kmezik mit dem Preis ausgezeichnet, weil sie sich besonders für Frauen mit Beeinträchtigung einsetzt. Kmezik ist Leiterin der DRK Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familienplanung und Sexualität in Potsdam. Dort startete sie ihre Karriere bereits vor 28 Jahren. In Potsdam und Potsdam-Mittelmark leistet sie mit der Beratung von Frauen mit Beeinträchtigung zum Thema Sexualität, Selbstbestimmung und Kinderwunsch Pionierarbeit. Sie hat diese Angebote nicht nur entwickelt, sondern auch für Frauen mit Beeinträchtigung zugänglich gemacht.

„Die Barrieren sind häufig gar nicht die körperlichen“, sagt Kmezik. Vorrangig gehe es um Frauen mit geistiger Beeinträchtigung. „Die sind in Strukturen eingebunden und kommen da nicht ohne Weiteres raus.“ Dabei müsse sie immer an einen bestimmten Satz aus dem Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz denken. Das schreibe vor, dass Beratungsangebote allen Personengruppen zugänglich sein müssen. „Ja, klar, sind sie. Theoretisch.“ Dass dies in der Realität allerdings nicht so einfach für Betroffene sei, sei allen Anwesenden bewusst. Frauen mit Beeinträchtigung, die auch noch Opfer von Gewalt wurden, müssten abgeholt werden, anstatt von ihnen zu verlangen, sich selbst aktiv Hilfe zu suchen.

Zudem seien beeinträchtigte Frauen noch weit davon entfernt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. „Da haben wir noch einen weiten Weg vor uns“, sagte Kmezik. Den Besen in ihrer rechten Hand leicht hebend fügte sie hinzu: „Diesen Weg gehen wir – mit Fahrrad und mit Hexenbesen!“

An Kmezik übergeben wurden nicht nur der metaphorische Besen und die Urkunde durch Heiderose Gerber, Leiterin des Frauenzentrums Potsdam. Nachdem das erste Erstaunen vorbei war, zeigte sich Kmezik gerührt: „Meine Kolleginnen, auf die ich sehr stolz bin, haben den Besen genauso verdient wie ich“, so Kmezik, „diese Überraschung ist absolut gelungen.“ Das war allerdings gar nicht einfach: Vier Wochen hatte Kmeziks Umfeld, einschließlich ihrem Ehemann, diese Preisverleihung vor ihr geheim gehalten.

Sabrina Lösch

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