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Kira Vinke hat in Bangladesch und auf den Marschall-Inseln zu den Folgen des Klimawandels geforscht.

©  Andreas Klaer

Preis für Potsdamer Wissenschaftlerin: Sie gibt Klimavertriebenen eine Stimme

Die Migrationsforscherin Kira Vinke ist mit dem Potsdamer Nachwuchswissenschaftlerpreis ausgezeichnet worden. Vinke beantwortet die Frage, ob Migration eine Anpassung an Klimaerwärmung sein kann. 

Der Bauer von den Marshall-Inseln weiß womöglich gar nichts vom Klimawandel. Was er aber bemerkt, ist die zunehmende Versalzung seines Bodens durch den steigenden Meeresspiegel. Aufgrund der Ernteausfälle kann er sich und seine Familie nicht mehr versorgen, deshalb wandert er in eine US-Megastadt aus und sucht Arbeit. Er landet in einer Fabrik für Hühnerfleisch, wo er einfachste Arbeiten verrichtet – denn Kenntnisse aus der ozeanischen Landwirtschaft braucht dort niemand. In der Heimat erfolgreich, gehört er nun zur untersten ökonomischen Schicht.

Mit den Ergebnissen ihrer Dissertation „Unsettling Settlements: Cities, Migrants, Climate Change. Rural-Urban Climate Migration as Effective Adaption?“ füllt Kira Venke eine Forschungslücke. Für ihre Arbeit zu den sozialen Folgen des Klimawandels ist die Politikwissenschaftlerin mit dem 13. Potsdamer Nachwuchswissenschaftlerpreis ausgezeichnet. Der mit 5000 Euro dotierte Preis solle auch ihre dazugehörige Forschung am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung würdigen, hatte Oberbürgermeister und Juryvorsitzender Mike Schubert (SPD) auf einer Pressekonferenz anlässlich der Auszeichnung gesagt.

Vinke sprach mit vielen Betroffenen

Vinke kombiniert in ihrer Arbeit naturwissenschaftliche Klimaforschung mit sozialwissenschaftlichen Feldstudien in Bangladesch und auf den Marshall-Inseln. Die Frage, ob Migration eine effektive Anpassung an den Klimawandel sein kann, so wie es einige Forscher behaupten, hat sie damit beantwortet: Klimavertriebene haben laut Vinke wenige Möglichkeiten, sich in den Arbeitsmarkt der Städte zu integrieren. Besonders wertvoll seien ihre zahlreichen Interviews mit Betroffenen, so die Betreuerin der Arbeit und Forscherin am Institut für Klimafolgenforschung Helga Weisz.

„Sie hat es geschafft, den schon jetzt vom Klimawandel betroffenen Menschen eine Stimme zu geben“, begründet Heinz Kleger, Jurymitglied und ehemaliger Professor für politische Theorie an der Uni Potsdam, die Auszeichnung der Arbeit. Weitere Jurymitglieder waren Susan Neiman vom Einsteinforum, Ulrich Buller, ehemaliger Forschungsvorstand der Frauenhofer-Gesellschaft, Rolf Emmermann, ehemaliger Vorstand des Deutschen Helmholtz Zentrum GFZ sowie Ralf Engbert und Bernd Müller-Röber von der Universität Potsdam.

Vinke baute in Potsdam eine Projektgruppe auf

Vinke ist die erste Politikwissenschaftlerin, die mit dem Preis ausgezeichnet wird. Unter den zehn Mitbewerbern habe sie sich auch deshalb durchgesetzt, „weil sie in ihrer Arbeit Themen verbindet, die in Potsdam schon länger eine Rolle spielen“, so Schubert. Kira Vinke schrieb ihre Doktorarbeit an der Humboldt-Universität Berlin, baute danach jedoch am Institut in Potsdam eine interdisziplinäre Projektgruppe auf. Deren Mitglieder führen ihre Forschung nun in Tansania, Indien und Peru fort. Zurzeit ist sie außerdem Co-Vorsitzende des Beirats für zivile Krisenprävention und Friedensförderung der Bundesregierung. Sie legt Wert auf die politischen Schlussfolgerungen ihrer Arbeit: „Klimavertriebene leben oft am Existenzminimum.“ Man könne sich nun den moralischen Fragen des Klimawandels stellen. 

Sophie Laaß

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