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Angebot. Die Garnisonkirchen-Stiftung bietet jetzt Flüchtlings-Praktika an.

© A. Klaer

Praktikum bei der Stiftung Garnisonkirche für Flüchtlinge: Mal Kaffee kochen in der Kapelle

Die Stiftung Garnisonkirche bietet auf der Hilfsplattform „HelpTo“ Praktika für Flüchtlinge an. „Ein ganz normaler Vorgang“, sagt Vorstandsmitglied Peter Leinemann. Noch hat sich aber keiner beworben.

Potsdam - Zum Praktikum in die Nagelkreuzkapelle? Auf der kürzlich erst eingerichteten Internetplattform www.helpto.de, die Hilfsangebote und Bedürfnisse der Flüchtlinge koordinieren möchte, findet sich auch diese Anzeige der Stiftung Garnisonkirche: „In der Nagelkreuzkapelle und Ausstellung zur Garnisonkirche Potsdam können Flüchtlinge ab dem 09.11.2015 ein Praktikum absolvieren. Sie werden von den ehrenamtlichen Ausstellungsbetreuern begleitet und nehmen Aufgaben der Ausstellungs- und Besucherbetreuung sowie der Veranstaltungsvorbereitung wahr.“

Bis vor Kurzem lebten Asylbewerber noch in direkter Nachbarschaft

Bisher habe es noch keine Reaktion auf das Angebot gegeben, sagt Vorstandsmitglied Peter Leinemann. Die Idee dazu sei spontan entstanden: „Wir haben ,HelpTo’ gesehen und gedacht, da müssen wir dabei sein“, sagt Leinemann. Das Engagement der Stiftung für Potsdamer Flüchtlinge sei aber nicht neu. Noch bis vor wenigen Monaten waren Asylbewerber in der Alten Feuerwache in unmittelbarer Nachbarschaft untergebracht gewesen, da seien viele gute Kontakte entstanden. „Wir wollen das jetzt fortsetzen.“ Dass jemand dem Verein vorwerfen könnte, die Flüchtlinge für die inhaltliche Debatte um den umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche zu instrumentalisieren, findet Leinemann absurd. „Es geht uns in erster Linie darum, den Menschen überhaupt etwas anzubieten. Damit sie etwas zu tun haben, ein Ziel. Um sagen zu können, heute habe ich etwas vor. Dafür ist die Kapelle genauso geeignet wie jeder andere Ort der Stadt.“

Die Praktikanten würden gemeinsam mit anderen ehrenamtlichen Helfern aus Stiftung oder Förderverein in die Betreuung der Besucher einbezogen. Dazu käme die Vorbereitung von Veranstaltungen, gelegentlich auch mal ein größerer Arbeitseinsatz. „Die gehen aber auch mal einkaufen und kochen Kaffee für die Besucher“, so Leinemann. Die Kapelle sei ein guter Ort für zwischenmenschliche Begegnungen. Es wäre schön, wenn man die neu angekommenen Flüchtlinge dadurch direkt in die Stadt und ihre Geschichte hineinziehen könne.

Ein winziger Tropfen auf den heißen Stein

Dabei sei es unerheblich, ob die Praktikanten Juden, Christen oder Moslems seien oder auch gar keiner Religionsgemeinschaft angehörten. So ein Kennenlernen untereinander könne schließlich sehr spannend sein. Schwierigkeiten könnte es höchstens bei der Verständigung geben. „Aber die meisten von uns sprechen immerhin ganz gut Englisch“, sagt Leinemann. Drei Monate könnte so ein Praktikum dauern, natürlich abgestimmt mit Terminen und Verpflichtungen der Praktikanten, Sprachkurse etwa. Offiziell vergütet werden darf das Praktikum wohl nicht, solange der Flüchtling keine Arbeitserlaubnis hat. „Das müssen wir noch klären.“ Aber manchmal ergeben sich durch den persönlichen Kontakt andere Unterstützungsmöglichkeiten. „Unser Angebot ist sicher nur ein winziger Tropfen auf den heißen Stein. Aber den wollen wir gern leisten.“

Auf der Plattform „HelpTo“ finden sich derzeit nur zwei Angebote: Neben der Stiftung Garnisonkirche bietet eine IT-Firma einen Praktikumsplatz an; eine Frau aus Syrien sucht einen Platz in einer Apotheke. Die meisten Hilfegesuche und Angebote beziehen sich derzeit noch auf ganz praktische Dinge. Gesucht werden vor allem Menschen mit Sprachkenntnissen, Fahrdienste, diverse Sachspenden und Wohnungen.

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