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Einblick in ein neues Metier. Bildungsdezernentin Noosha Aubel besuchte am Montag Tierpräparator Christian Blumenstein in seiner Werkstatt im Naturkundemuseum Potsdam. Bei der Gelegenheit durfte sie sich selbst einmal an der Präparation von Tieren versuchen. Unter anderem sollte sie einen Katzenschädel in Form bringen (r.M.).

© Sebastian Gabsch

Präparierte Tiere im Naturkundemuseum: Wie frisch aus dem Leben

Christian Blumenstein präpariert im Potsdamer Naturkundemuseum heimische Tierarten. Ein Besuch.

Von Birte Förster

Es ist eine ganz eigene Welt. Überall auf den Werkbänken stehen und liegen Vögel, Marder, Mäuse, Käfer oder Schmetterlinge. Obwohl die Tiere längst tot sind, sehen alle wie lebendig aus – mit frischen Farben und glänzendem Gefieder. Sie sind das Werk von Tierpräparator Christian Blumenstein. In der Präparationswerkstatt des Naturkundemuseums Potsdam arbeitet er an den Sammlungen. Im Raum stehen Arbeitsmaterialien wie Fläschchen mit Alkohol und Farbe, zahlreiche Pinsel sowie mehrere Mikroskope.

Noosha Aubel, Beigeordnete für Kultur, Bildung und Sport, besuchte den Präparator am Montag in seiner Werkstatt und erhielt einen Einblick in seine Arbeit. „Wir jagen nicht, wir sammeln nur, was die Menschen uns bringen“, betonte Blumenstein. Meist handele es sich dabei um verendete Tiere, die von Menschen in der Natur gefunden wurden. Mit einem Präparat erhalte man die Tiere etwa 100 Jahre lang, erklärte Blumenstein, der seit 1981 als Tierpräparator im Naturkundemuseum Potsdam arbeitet.

Der Besuch der Beigeordneten beschränkte sich nicht auf einen Blick über die Schulter des Meisters. Blumenstein reichte ihr nach Ankunft einen weißen Kittel und gab ihr eine Aufgabe. Los ging es mit Schädeln einer Katze sowie eines Goldschakals. Beide sind aus sogenannter Dermoplastik entstanden, bei der der Körper des Tieres aus Gips oder Kunststoff nachgebildet und später mit der konservierten Originalhaut des Tieres überzogen wird. Blumenstein zeigte Aubel die ersten Schritte, dann wagte sie sich nacheinander an die beiden Schädel und baute an den entsprechenden Stellen Glasaugen ein. Blumenstein forderte sie schließlich dazu auf, einen Überaugenwulst anzubringen. „Wie ein Mandarinenstückchen“, erklärte er die Form, die Aubel anschließend knetete und oberhalb der Augen befestigte. Es sei ein bisschen schief, stellte sie mit Blick auf die Augen fest. „Aber ist es denn in der Natur immer symmetrisch?“. „Nein“, sagte Blumenstein entschieden. Aber die Katze solle auch nicht schielen, dann fange sie schließlich keine Mäuse mehr, scherzte der Präparator.

Derzeit arbeitet der 49-Jährige an etwa 20 kleinen Vögeln, die eine Vitrine zu brandenburgischen Brutvogelarten im Erdgeschoss des Museums ergänzen werden. Kernbeißer, Mönchsgrasmücke und Goldammer würden später in der Ausstellung zu sehen sein, so Blumenstein. Das Naturkundemuseum sammelt alle heimischen Tierarten, vor allem aus dem Land Brandenburg. Auf über 650 Quadratmetern präsentiert das Museum die Artenvielfalt anhand von Insekten, Fischen, Vögeln und Säugetieren. Mehr als 400 000 Objekte werden außerdem in den Depots aufbewahrt. Für seine Arbeit erhielt der erfahrene Tierpräparator Blumenstein bereits mehrere Auszeichnungen. Im März dieses Jahres belegte er wie berichtet mit seinem Exponat zweier Gelbhalsmäuse und eines Hirschkäfers den zweiten Platz bei der Europameisterschaft in Salzburg. 2012 und 2008 erhielt er jeweils den Weltmeistertitel.

Unter den Tieren, die er in der Museumswerkstatt bearbeitet, sind verbreitete Tierarten wie verschiedene Vogel- und Insektenarten, aber auch seltene und geschützte Tierarten wie der Wolf. Blumenstein führte seinen Gast sowie einige andere Anwesende anschließend in einen Raum, in dem sich seine Arbeit mit toten Tieren deutlich offenbarte. Zuallererst über die Nase. Ein strenger Duft machte sich in dem Raum breit. Der Geruch stamme von Restfetten von Wolfsknochen, erklärte der Experte. Brandenburger Wölfe, die überfahren wurden, würden hier landen, so Blumenstein. In mehreren Schalen lagen verschiedene Wolfsknochen, in einem großen Behälter direkt daneben Knochen und Geweih eines verendeten Elchs.

Nicht alle Tiere würden präpariert, so Blumenstein. Das hänge vom Zustand der gefundenen Tiere als auch von deren Vorkommen ab. „Aber jedes Tier wird in die Datenbank aufgenommen.“ In der Regel stehe das Tierpräparat als Original, nur wenn es nicht anders gehe, werde zusätzlich mit künstlichen Stoffen gearbeitet.

Zu seiner besonderen Arbeit überwinden musste er sich nie, erzählte Blumenstein, der am liebsten kleine bis mittelgroße Tiere präpariert. Seine Begeisterung für seinen Beruf und seine Faszination an Formen und Farben der Tierwelt sind ihm deutlich anzumerken. Selbst am Wochenende setze er sich ins Auto, wenn ihm ein Tierfund gemeldet wurde, erzählte er. Handelt es sich um kranke oder verletzte Tiere, bringt er sie zur Tierrettung Potsdam oder ins Tierheim. Denn Blumenstein interessiert sich nicht nur für tote Tiere. Zu Hause hat der Tierpräparator viele Kleintiere, wie Fische, Mäuse und einen Waldkauz, den er selbst aufgezogen und ausgewildert habe, erzählte Blumenstein. Alle sind lebendige Tiere.

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