zum Hauptinhalt
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

© Ottmar Winter

Potsdams Rathaus kämpft gegen Personalmisere: Mehr als 400 Stellen in der Stadtverwaltung nicht besetzt

Auch mehrere Führungspositionen sind vakant. Nun holt sich Oberbürgermeister Mike Schubert Hilfe von außen.

Potsdam - Die Potsdamer Stadtverwaltung gerät im Kampf gegen ihre chronische Überlastung immer mehr ins Hintertreffen. Das zeigt ein aktueller Bericht zur allgemeinen Personalsituation, den die Stadtverordneten am nächsten Mittwoch im Hauptausschuss diskutieren sollen. 

Zugleich werden Rückschläge bei der Gewinnung von Personal für Spitzenpositionen bekannt. Das Rathaus selbst hat einmal mehr eine Besetzungsoffensive angekündigt. Die PNN geben einen Überblick.

Sind im Rathaus zu wenig Mitarbeiter beschäftigt?

Offensichtlich. Denn immer wieder hat es auch in den vergangenen Monaten Berichte über Personalengpässe gegeben, sei es im ohnehin durch die Coronakrise überlasteten Gesundheitsamt oder aktuell im Kommunalen Immobilienservice. Der besagte Personalbericht an die Stadtverordneten fasst das Grundproblem in Zahlen. 

Demnach ist die Zahl der besetzten Stellen seit Antritt von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) Ende 2018 zwar gestiegen, von 1952 auf 2077 Ende vergangenen Jahres. Allerdings waren seine Ambitionen viel größer: Die Zahl der besetzten Stellen sollte auf 2491 steigen. 408 Posten im Rathaus sind derzeit also unbesetzt. 

Insofern ist die Quote der besetzten Stellen unter Schubert von 92 Prozent auf jetzt noch 83,4 Prozent gefallen. Zugleich ist für die Stadtverwaltung die Zahl der Aufgaben in der wachsenden Kommune gestiegen, die zudem mit Krisen wie Corona, dem Cyber-Angriff vor zwei Jahren oder aktuell dem Zustrom an Flüchtlingen aus der Ukraine konfrontiert wurde.

Was sind die Gründe für die Personalmisere?

Diese sind vielfältig. In Zeiten des Fachkräftemangels und demographischen Wandels sei es prinzipiell schwerer, neue Mitarbeiter zu gewinnen, hatte auch Schubert schon mehrfach erklärt. Deutschlandweit sei die Zahl der offenen Stellen größer als die Zahl der Bewerber, heißt es auch in dem neuen Bericht – insofern konkurriert Potsdam zum Beispiel auch mit zahlreichen Landes- und Bundesbehörden im benachbarten Berlin. 

Als eine Herausforderung werden in dem Bericht aber auch „nicht planbare“ Abgänge genannt. Allein 2021 habe es 74 Kündigungen von Rathausmitarbeitern gegeben. Zum Vergleich: 67 Mitarbeiter gingen wegen Rentenbeginns oder dem Erreichen der Altersgrenze. Etwas besser sieht es beim Krankenstand aus: Dieser lag 2018 noch bei durchschnittlich 26 Fehltagen pro Mitarbeiter und Jahr, inklusive Reha-Maßnahmen und Kuren. 2021 sank diese Zahl auf 23, trotz der Corona-Pandemie. Auch die Zahl der Überlastungsanzeigen hat sich seit 2018 nahezu halbiert – von 62 auf zuletzt 33.

Uta Kletzing, Leiterin des Fachbereichs Personal und Organisation.
Uta Kletzing, Leiterin des Fachbereichs Personal und Organisation.

© Birte Zellentin

Welche Gegenmaßnahmen ergreift die Verwaltungsspitze?

Nun wird Hilfe von außen gesucht. Das hat Schubert bereits in der Stadtverordnetenversammlung Anfang des Monats angekündigt. „Derzeit suchen wir externe Dienstleister, die uns noch in 2022 bei Stellenausschreibungen und Besetzungsverfahren unterstützen.“ Laut Bericht habe das Personalamt unter der seit Herbst 2020 neu eingestellten Chefin Uta Kletzing im vergangenen Jahr knapp 410 Stellenausschreibungen geschafft, anderswo längst übliche Online-Bewerbungen sind seit einem Jahr auch im Rathaus möglich. 

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Es sind den Angaben nach 34 Prozent mehr Bewerbungsverfahren mehr als noch 2020. Doch laut Schubert sei der Bedarf noch höher „und durch Arbeit des Fachbereichs Personal allein nicht zu leisten“. Ziel bleibe es, den Anspruch als „bürgernaher Dienstleister und attraktiver Arbeitgeber Schritt für Schritt umzusetzen“. Unter anderem hatte das Rathaus ein verbilligtes Jobticket und Gesundheitsangebote offeriert, in Planung sind auch eine umfassende Sanierung des Verwaltungscampus in der Hegelallee sowie ein Neubau am alten Tramdepot in der Heinrich-Mann-Allee.

Warum sind Spitzenpositionen seit Monaten unbesetzt?

Auch hier sind die Gründe vielfältig. Die „Märkische Allgemeine“ hatte Anfang der Woche berichtet, dass ein neuer Chef für das Ordnungsamt, der von den Stadtverordneten Mitte 2021 berufen worden war, immer noch nicht seinen Job angetreten habe. Grund ist nach PNN-Informationen eine erfolgreiche Konkurrentenschutzklage gegen das Rathaus, weswegen die Ausschreibung nun wiederholt werden muss. Der Rathaus-Favorit aus Leipzig blieb dort.

Das Potsdamer Rathaus (Symbolbild)
Das Potsdamer Rathaus (Symbolbild)

© Andreas Klaer

In acht der insgesamt 34 Fachbereiche der Verwaltung sind derzeit nur kommissarische Chefs tätig oder die Leitung ist unbesetzt. Schlagzeilen gemacht hat unter anderem die Suche nach einer neuen Führung für die Denkmalschutzbehörde – hier war Andrea Behrendt auserkoren worden. Diese blieb dann aber die meiste Zeit krank zu Hause, ferner wurden Bewerbungen in anderen Städten publik. 

Inzwischen ist die Stelle neu ausgeschrieben worden, das Verfahren zieht sich schon viele Monate in die Länge. Wann die Führungsposten allesamt wieder besetzt sein könnten? Dies strebe man schnellstmöglich an, sagte eine Stadtsprecher am Dienstagabend.

Zur Startseite