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Olaf Scholz konnte viele Menschen in Potsdam überzeugen.

© Andreas Klaer

Potsdams politische Lage: Neue und alte Hochburgen

Bei der Bundestagswahl erlebte Potsdam die höchste Wahlbeteiligung seit 1990 – und bemerkenswerte Verschiebungen.

Potsdam - Die Bundestagswahl hat in Potsdam für einen Rekord bei der Wahlbeteiligung gesorgt. Diese betrug 81,2 Prozent – so ein Wert sei seit 1990 noch nie erreicht worden, sagte am Montag der Kreiswahlleiter Michael Schrewe bei der Auswertung der Ergebnisse vor Journalisten. Demnach gingen 2017 noch 78,8 Prozent der wahlberechtigten Potsdamer zur Urne. Insgesamt zog der Wahlleiter ein positives Fazit: Pannen wie im benachbarten Berlin habe es nicht gegeben, auch Corona-Auflagen seien eingehalten worden. Die PNN geben einen Überblick, was die Ergebnisse für die jeweiligen Parteien zeigen

SPD (Erststimmen: 33,5 Prozent, Zweitstimmen: 26,3 Prozent)

Die SPD ist die große Gewinnerin der Wahl, auch in Potsdam. Zwar sind die Sozialdemokraten in der Landeshauptstadt noch weit entfernt von den goldenen Zeiten, als man zum Beispiel 2002 sogar mehr als 45 Prozent holte. Aber erstmals nach einem langen Sinkflug ist der Stimmenanteil bei einer Bundestagswahl wieder gestiegen – und zwar deutlich. Mit einem Plus von 8,3 Prozentpunkten steht die Partei bei 26,3 Prozent bei den Zweitstimmen und damit deutlich auf der Siegerseite. Die höchsten Werte ergatterte sie in Zentrum Ost und Nuthepark mit je 40,1 Prozent der Stimmen, ebenfalls am Stern und in der Brandenburger Vorstadt waren die Sozialdemokraten erfolgreich.

Klicken Sie auf das Bild, um die gesamt Grafik  zu sehen.
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© Rita Böttcher

Auch bei den Briefwählern im Süden, Südosten und Norden konnten sie punkten. Geschwächelt hat die SPD dagegen im Nordwesten und in einigen Teilen der Innenstadtbezirke. Die niedrigsten Stimmanteile holte die SPD am Hauptbahnhof mit 21,8 Prozent.

Auffällig ist, dass der Erststimmanteil der SPD den der Zweitstimmen noch einmal deutlich übertrifft. Olaf Scholz konnte als Direktkandidat viele Potsdamer von sich überzeugen, auch wenn sie ihre Zweitstimme einer anderen Partei gaben. 6,9 Prozentpunkte mehr Erst- als Zweitstimmen für die SPD – Stefan Tolksdorf vom Bereich Statistik und Wahlen der Stadt sieht darin einen „gewissen Kandidatenfaktor“. Bei den Erststimmen zeigt ein Blick auf die Potsdam-Karte eine Art roten Ring: Alle Stimmbezirke in den nördlichen, östlichen und südlichen Randlagen der Stadt haben Olaf Scholz gewählt.

Olaf Scholz während der Wahlparty im Berliner Willy-Brandt-Haus.
Olaf Scholz während der Wahlparty im Berliner Willy-Brandt-Haus.

© dpa

GRÜNE (Erststimmen: 21,3 Prozent, Zweitstimmen: 21,4 Prozent)

Bei den Grünen gibt es diese Diskrepanz zwischen Erst- und Zweitstimme nicht. Wer in Potsdam grün gewählt hat, hat dies mit beiden Stimmen getan. Die Partei holte in Potsdam das beste Ergebnis ihrer Geschichte. Von allen Parteien können die Grünen bei den Stimmen die höchsten Zuwächse im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren verzeichnen: Plus 12,4 Prozent bei den Erst- und plus 8,9 Prozent bei den Zweitstimmen. 

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Die grünen Hochburgen liegen in der Brandenburger Vorstadt, der historischen Innenstadt und dem Süden von Babelsberg, mit Werten um 37 Prozent der Stimmen. Gut abgeschnitten haben die Grünen auch bei den Briefwählern: Hätten nur sie entschieden, wären die Grünen bei den Zweitstimmen bis auf drei Prozentpunkte an die SPD herangerückt. Gerade in den Briefwahlbezirken in den Vorstädten, der Innenstadt und Babelsberg war der Zuspruch groß.

Nur wenig Unterstützung bekommen die Grünen am Stern, in Drewitz und am Kirchsteigfeld. Auch in den ländlicheren Stimmbezirken im Norden wie Fahrland, Satzkorn oder Marquardt machten weniger Potsdamer ihre Kreuzchen bei den Grünen. Doch selbst hier liegt der Stimmanteil bei etwa 10 Prozent – mehr als doppelt so viel als 2017, als die Grünen in einigen Bezirken am nördlichen oder südlichen Stadtrand nur rund 4 Prozent holten.

Eine Grünen-Hochburg war die Brandenburger Vorstadt. 
Eine Grünen-Hochburg war die Brandenburger Vorstadt. 

© Andreas Klaer

LINKE (Erststimmen: 9,5 Prozent, Zweitstimmen: 12,0 Prozent)

Mau präsentiert sich das 12-Prozent-Wahlergebnis für die Linken: Selbst in einstigen Hochburgen wie Potsdam-West kamen sie bei den Zweitstimmen nicht mehr über 18 Prozent hinaus. 2017 waren es dort zum Beispiel noch 26 Prozent. Auch hatte die Linke 2017 noch mit 26,1 Prozent die Brandenburger Vorstadt für sich entschieden – diesmal dominierten dort SPD und Grüne. Im Potsdamer Süden hatte die Linke einst Ergebnisse von 30, 40 Prozent eingefahren – nun reichte es zum Beispiel am Stern nur für Ergebnisse um die 12 Prozent. Im Norden der Stadt blieb die Partei sogar vielerorts nur einstellig, im Schnitt sackten die Genossen um mehr als neun Prozentpunkte nach unten. Und wählten 2017 noch 22 000 Menschen mit ihrer Zweitstimme die Linken, waren es jetzt eben nur noch 13 000.

Noch deutlich größer war der Einbruch für Kandidat Norbert Müller, der insgesamt nur 9,5 Prozent erhielt. In einzelnen Stadtgebieten wie dem Schlaatz oder der Waldstadt war dieser Unterschied noch stärker ausgeprägt, votierten viele Linke-Wähler vermutlich auch für Olaf Scholz. Etwas stärker als seine Partei schnitt Müller allerdings in seinem Wohnort Fahrland ab – allerdings gewann auch dort die SPD.

Norbert Müller, Bundestagsabgeordneter für Potsdam, bei der Wahlparty der Linken im Karl-Liebknecht-Stadion.
Norbert Müller, Bundestagsabgeordneter für Potsdam, bei der Wahlparty der Linken im Karl-Liebknecht-Stadion.

© Andreas Klaer

CDU (Erststimmen: 11,2 Prozent, Zweitstimmen: 11,8 Prozent)

Mit noch 11,8 Prozent der Zweitstimmen hat die Potsdamer CDU ihr schon schlechtes Ergebnis bei den Landtags- und Kommunalwahlen 2019 noch einmal unterboten – und im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 knapp zehn Prozent verloren. Noch etwas stärker ist die Partei einzig im Norden, in der Berliner Vorstadt errang die Union in einem Wahllokal sogar mehr als 25 Prozent – vor der FDP und der SPD. Doch in Stadtteilen wie Bornim, wo die Union 2017 noch auf fast 30 Prozent gekommen war, erreichte sie nun nur Werte um die 16 Prozent, hinter der SPD.

Selbst die von Kandidatin Saskia Ludwig gestartete Kampagne mit klaren Attacken gegen Scholz verfing da nicht – die Landtagsabgeordnete aus Golm blieb in Potsdam noch mehr als 600 Stimmen unter dem CDU-Ergebnis.

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FDP (Erststimmen: 8,2, Zweitstimmen: 9,5 Prozent)

Die FDP konnte ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl 2017 steigern, bei den Erststimmen um 1,4, bei den Zweitstimmen um 1,3 Prozent. Die Unterschiede innerhalb des Stadtgebietes sind groß: Im Norden Babelsbergs liegen die Liberalen mit 16,8 Prozent der Zweitstimmen gleichauf mit der CDU, Direktkandidatin Linda Teuteberg schlägt hier CDU-Politikerin Ludwig um zwei Prozentpunkte.

Linda Teuteberg (FDP) bei ihrer Stimmabgabe im Wahllokal in der Kirche St. Antonius in Potsdam.
Linda Teuteberg (FDP) bei ihrer Stimmabgabe im Wahllokal in der Kirche St. Antonius in Potsdam.

© Thilo Rückeis

In Teilen von Drewitz erreichen die Liberalen aber gerade einmal 4,7 Prozent Zweitstimmenanteil, Teuteberg landete da mit 3,4 Prozent Erststimmenanteil weit abgeschlagen auf dem sechsten Platz der Direktkandidaten.

AfD (Erststimmen: 8,5, Zweitstimmen: 9,2 Prozent)

Die Rechtspopulisten haben im Vergleich zu 2017 mehr als drei Prozentpunkte verloren. Ihre Hochburgen sind gleichwohl noch der Norden, aber auch Teile der Plattenbaugebiete. Gewonnen hat die Partei den Ortsteil Uetz-Paaren mit knapp 25 Prozent. Dagegen schnitt sie zum Beispiel in der Brandenburger Vorstadt nur unterdurchschnittlich ab.

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