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Potsdams neues Wohngebiet: Der nächste Vorstoß

Für das Bornstedter Feld wird ein Jugendklub benötigt – als Lösung ist erneut die Biosphäre im Gespräch.

Bornstedter Feld – Man mag es kaum glauben: In einem Zuzugsgebiet wie dem Bornstedter Feld mit vielen Familien gibt es immer noch keinen Jugendklub – nur am Rande des Stadtteils Bornstedt, an der Potsdamer Straße, steht das völlig marode „Ribbeckeck“. Seit Jahren wird dieser Zustand kritisiert und in der Stadtpolitik darüber diskutiert, ob beispielsweise in der Biosphäre zeitweise oder dauerhaft ein Jugendklub eingerichtet werden könnte. Nun gibt es den nächsten Vorstoß.

Initiatoren sind Linke, SPD, Grüne und FDP. Die vier Fraktionen wollen mit einem Antrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung am kommenden Mittwoch erreichen, dass die Stadtverwaltung noch im Mai die Ergebnisse einer urheberrechtlichen, wirtschaftlichen und baurechtlichen Prüfung vorlegt, ob die Biosphäre als Jugendeinrichtung genutzt werden kann. Gleichzeitig müsse der marode Jugendklub „Ribbeckeck“ an der Potsdamer Straße bis zum Start einer neuen Jugendfreizeiteinrichtung im Bornstedter Feld bautechnisch gesichert werden. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament gilt eine Zustimmung für die Initiative als sicher.

Zur Begründung heißt es in dem Antrag, der Jugendhilfeausschuss habe sich bereits mehrfach dafür ausgesprochen, dass die Biosphäre zunächst als zeitweise und später als dauerhafte Jugendeinrichtung genutzt wird. Ebenso hatte das Jugendamt im Januar mitgeteilt, dass ein Planungsbüro bereits ein Konzept zur möglichen Nutzung der Tropenhalle als Jugendklub entworfen habe. Auch der kommunale Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld, eine Tochter der Bauholding Pro Potsdam, hatte in der Vergangenheit mehrfach signalisiert, in der Biosphäre in kurzer Zeit einen Jugendklub unterbringen zu können – sei es als Provisorium oder als Dauerlösung. „Daran hat sich bisher nichts geändert“, sagte Pro-Potsdam-Sprecher Sebastian Scholze. Der Klub könnte im Verwaltungstrakt der Tropenhalle entstehen, die Jugendlichen hätten einen eigenen Eingang.

Die Nachnutzung der Tropenhalle wird bereits seit Jahren diskutiert: Nach 2017 läuft die Bindefrist für die beim Bau der Biosphäre zur Bundesgartenschau 2001 gewährten Fördermittel in Millionenhöhe aus. Die Stadtverordneten hatten bereits 2012 beschlossen, dass ein Gutachten zur Zukunft der Halle erstellt werden soll.

Allerdings hatte sich diese Prüfung wie berichtet verzögert, da noch juristische Auseinandersetzungen zwischen Stadt und damals beauftragten Baufirmen wegen vermeintlicher Baumängel laufen – geklagt gegen die Stadt hatte unter anderem die Kruppstahl Berlin. Ein Verfahren steht dabei vor dem Abschluss, wie Landgerichtssprecher Frank Tiemann den PNN bestätigte – es läuft demnach auf einen Vergleich hinaus. „Der Inhalt der Einigung besteht im Wesentlichen darin, dass die Stadt 360 000 Euro an ein damals beauftragtes Werkunternehmen zahlt und dass weitere beteiligte Architekten ihrerseits 175 000 Euro an diese Firma zahlen.“ Damit habe man sich etwa in der Mitte getroffen, hieß es weiter. Ein Stadtsprecher sagte, der Vergleich werde den Stadtverordneten noch zur Prüfung vorgelegt. Zudem sind noch weitere rechtliche Streitigkeiten um die Biosphäre anhängig, die Stadt hatte deswegen Rücklagen in Höhe von 3,6 Millionen Euro gebildet. Die jetzt von der kommunalen Pro Potsdam betriebene Tropenhalle ist für die Stadt dauerhaft eine finanzielle Belastung, seitdem 2007 dem ersten privaten Hallen-Betreiber das Geld ausgegangen war.

Gegen die Nutzung der Biosphäre als Jugendeinrichtung wehrt sich die CDU. Diese bezieht sich auf eine zuletzt vom Ribbeckeck durchgeführte Umfrage unter 260 Kindern und Jugendlichen, ob ein Jugendklub lieber in der Biosphäre oder der David-Gilly-Straße oder in der Tropenhalle entstehen solle – der zweite Standort sei dabei eindeutig favorisiert worden, sagte der Chef des CDU-Innenstadt/Nord-Verbands Matthias Finken: „Die Biosphäre fiel glatt durch – wegen ihrer ungünstigen Lage, der komplizierten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und zu wenig Platz im Außenbereich.“ Eine Mutter habe ihm gesagt: „Wir können unsere Zehnjährigen abends nicht alleine durch den dunklen Park gehen lassen.“

Die Verantwortlichen müssten die Initiative der Kinder und Jugendlichen als eindeutige Mahnung ansehen, so die CDU. Damit ein Jugendtreff ein lebendiger Ort des Zusammenseins wird, bedürfe es vor allem der Identifikation mit dem Projekt, so Finken – die Stadt müsse die Betroffenen mehr in die Planungen einbeziehen. Seine Fraktion hat dafür einen Antrag ins Stadtparlament eingebracht: Die CDU will prüfen lassen, ob zwei kleinere Jugendklubs für unterschiedliche Altesstufen eingerichtet werden können – oder ein größerer Klub gebaut werden soll.

Das Bornstedter Feld ist Potsdams Zuzugsgebiet Nummer eins und gehört zum Ortsteil Bornstedt. Das zu DDR-Zeiten von der Roten Armee genutzte Areal soll nach Angaben des kommunalen Entwicklungsträgers am Ende seiner Entwicklung ein Viertel für mehr als 13 000 Bewohner sein. Nach der aktuellsten Erhebung der Stadt leben in Bornstedt knapp 9200 Menschen, knapp 2000 davon sind jünger als 18 Jahre. Für Bornstedt und den benachbarten Stadtteil Bornim – ebenso ein Zuzugsgebiet – gibt es mit dem „Ribbeckeck“ nur einen Jugendklub, allerdings auch den Volkspark mit seinen vielseitigen Freizeitangeboten. (PNN)

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