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Potsdams neuer Partner: Ja zu Versailles

Die Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Versailles ist besiegelt. Für die französische Schlösserstadt ist es eine Premiere, für Potsdam ist Versailles die achte Partnerstadt.

Potsdam - Für Versailles ist es eine Premiere, für Potsdam schon das achte Ja-Wort zu einer Städtepartnerschaft – die Klimapartnerschaft mit Sansibar nicht mitgerechnet: Am gestrigen Donnerstag unterzeichneten Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), sein Versailler Amtskollege François de Mazières und Potsdams Stadtpräsidentin Sigrid Müller im Nikolaisaal die Urkunden für die neue deutsch-französische Verbindung. Es war der Gegenbesuch, die Potsdamer hatten vor zwei Wochen bereits in Versailles unterschrieben.

Auch der französische Botschafter in Deutschland, Philippe Étienne, war am Donnerstag unter den Gästen. Er würdigte die neue Städtepartnerschaft als beispielhaft für die positive Wendung, die das vormals so belastete deutsch-französische Verhältnis seit dem Élysée-Vertrag von 1963 durch Engagement auf beiden Seiten und in vielen Bereichen genommen hat. Rund 2300 Partnerschaften zwischen Städten und Regionen in beiden Ländern gebe es derzeit.

An die mit dem Namen Versailles verknüpften Eckpunkte der deutsch-französischen Geschichte erinnerte Oberbürgermeister Jann Jakobs: Die Krönung von Preußenkönig Wilhelm I. zum deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Versailles am 18. Januar 1871, mitten im deutsch-französischen Krieg, als Zeichen des deutschen Triumphes über Frankreich. Und die Unterzeichnung des Versailler Vertrags nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg am 28. Juni 1919, ein Dokument, das bis nach Potsdam Auswirkungen hatte, wie Jakobs erklärte: Weil die Luftwaffe verboten war, wurde der Potsdamer Luftschiffhafen zum Sportareal umgebaut. Die Anregung zu einer Städtepartnerschaft sei 2010 vom Versailler Bürgermeister ausgegangen, persönlich kennengelernt habe man sich erstmals am Rande der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des 1963 im Élysée-Palast geschlossenen deutsch-französischen Freundschaftsvertrags.

Freundschaft zwischen den Bürgermeistern und gute Beziehungen

Seitdem haben sich eine Freundschaft zwischen den Stadtoberhäuptern und gute Beziehungen zwischen den Städten entwickelt, wie François de Mazières auf Deutsch erklärte – ehe er seine Frau Christine als Übersetzerin auf die Bühne bat. Potsdam und Versailles hätten viel gemeinsam: Beides seien Hauptstädte neben Hauptstädten, beide geschichtsträchtige und kulturell interessante Orte, beide geprägt von Königsschlössern.

Jakobs verwies auf die mittlerweile sieben Potsdamer Schulen, die Austausche mit Schulen in Versailles anbieten oder anstreben, den Freundeskreis Potsdam-Versailles und die Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet etwa zwischen den Musikfestspielen und dem Zentrum für Barockmusik in Versailles (PNN berichteten). Botschafter Étienne erwähnte auch die Potsdamer Tanztage in der fabrik: Das internationale Festival für zeitgenössischen Tanz war im Mai mit einem Stück aus Frankreich eröffnet worden. Jakobs verwies darauf, dass eine Städtepartnerschaft nicht nur aus Treffen von Politikern bestehen könne, sondern auch gelebt werden müsse.

Verein Potsdam-Versailles will Netzwerk aufbauen

Das hat sich der Freundeskreis Potsdam-Versailles zum Ziel gesetzt. Etwas mehr als 20 Mitglieder habe der Verein mittlerweile, sagte Chefin Jutta Michelsen den PNN. Es seien bereits zwei Bürgerreisen nach Versailles organisiert worden. Außerdem sei der Verein Ansprechpartner für Anfragen nach Praktikumsplätzen und die Vermittlung privater Kontakte. Aus Versailles habe es bereits mehrere Anfragen nach Praktika gegeben. „Wir versuchen, ein Netzwerk aufzubauen“, sagt Jutta Michelsen.

Auch in den Bereichen Kultur und Sport sind Kooperationen angeschoben worden: So habe am Potsdamer Schlösserlauf eine Laufgruppe aus Versailles teilgenommen, im Gegenzug will eine Gruppe des Potsdamer Laufclubs im September zum Halbmarathon nach Versailles fahren. Im kulturellen Bereich sei eine Kooperation zwischen den Potsdamer Musikfestspielen und dem zeitgleich in Versailles stattfindenden Theater- und Musikfestival „Le Mois Molière“ geplant. Neue Interessenten im Freundeskreis seien willkommen. Die Gruppe trifft sich zum Austausch jeden zweiten Montag im Monat um 19 Uhr im Restaurant „Fliegender Holländer“, Benkertstraße 5.

Partnerschaft mit Bobigny etwas eingeschlafen

Versailles ist nicht Potsdams einzige französische Partnerstadt: Bereits seit 1974 ist man mit Bobigny nahe Paris verbandelt – und will es auch bleiben, wie Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage sagte. Allerdings seien die Kontakte in letzter Zeit eingeschlafen, die französische Seite habe auf Einladungen aus Potsdam nicht mehr reagiert. „Wir freuen uns, wenn das in Zukunft wieder mehr mit Leben gefüllt würde.“

Am morgigen Samstag spricht Ulrich Pfeil um 11 Uhr im Bildungsforum am Platz der Einheit über die deutsch-französischen Beziehungen. Mehr Infos zum Freundeskreis gibt es hier >>

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