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Potsdams Dauerstreitthemen 2016: Unendliche Geschichten

Was lange schwelt, wird endlich gut: Das bewahrheitete sich bei den Potsdamer Dauerstreitthemen in diesem Jahr nur äußerst selten. Ein Überblick.

Von Peer Straube

Kongsnæs. Unzählige Male wurde der Baustart für den Wiederaufbau der norwegischen Matrosenstation Kongsnæs angekündigt, und ebenso oft wurde er wieder verschoben. Probleme beim Bau und nicht zuletzt die Klagen diverser prominenter Anwohner, darunter „Bild“-Herausgeber Kai Dieckmann und TV-Moderator Johannes B. Kerner, hatten das Projekt immer wieder verzögert. Nun scheint es doch noch voranzugehen. Im Mai wird die Klage der Nachbarn gegen die Baugenehmigungen abgewiesen. Im Dezember beginnt der Berliner Investor Michael Linckersdorff endlich mit dem Wiederaufbau der Ventehalle, die einmal ein Restaurant beherbergen soll.

Bürgerbahnhof. Die Liste der Terminverschiebungen beim Bürgerbahnhof ist noch länger als die von Kongsnaes. 2011 soll er zum ersten Mal eröffnet werden, daraus wird 2012, 2013, 2014, 2015 und schließlich 2016. Fertig ist Potsdams ältester Bahnhof aber immer noch nicht. Firmenpleiten, Schwammbefall, ein Diebstahl und diverse Umplanungen verzögern das Vorhaben. Nun hofft Investor Josef Laggner, der in Potsdam auch das Krongut Bornstedt betreibt, auf 2017. Drei bis vier Monate sind noch einmal für den Innenausbau nötig, bevor das Fachwerkgebäude am Park Sanssouci als Restaurant mit Biergarten, Café und Kiosk eröffnen kann.

Synagoge. 2017 jährt sich ein weiterer Termin zum fünften Mal. 2012 nämlich, zum 20. Jahrestag der brandenburgischen Landesverfassung, sollte Potsdams neue Synagoge stehen. Bekanntlich tut sie das nicht, ein Baubeginn steht weiterhin in den Sternen. Immerhin, 2016 ist ein Jahr der Hoffnung. Im Frühjahr vertragen sich die bis dato heillos zerstrittenen jüdischen Gemeinden, seit dem Sommer wird sogar gemeinsam gebetet. Doch schwelt hinter den Kulissen der Zwist um das Aussehen des Gotteshauses noch immer weiter. Im Dezember schließlich setzen die Stadtverordneten ein Zeichen und sprechen sich für einen zeitnahen Baustart für die Synagoge aus.

Uferwege. Auch das Jahr 2016 geht ohne offene Uferwege am Griebnitzsee und am Groß Glienicker See. zu Ende. Das Mediationsverfahren mit den sperrenden Anrainern am Griebnitzsee stockt, sehr erfolgversprechend ist es ohnehin nie gewesen. Und am Groß Glienicker See verhandelt die Stadt weiterhin mit Seesperrern über Wegesicherung per Grundbuchdienstbarkeit, parallel laufen Enteignungsverfahren.

Tiefgarage Speicherstadt. Vor sechs Jahren sollte sie eröffnet werden, inzwischen ist sie fast eine Bauruine – die geplante Tiefgarage mit 100 Stellplätzen in der historischen Speicherstadt. Immer wieder wurde die Fertigstellung verschoben, Bauarbeiter suchte man auf der Baustelle lange Zeit vergeblich. Inzwischen ist die Investorenfirma, die Speicherstadt Potsdam GmbH, insolvent, seit ein paar Wochen steht die Baugrube nun auch noch unter Wasser. Wie es weitergeht, ist völlig unklar. Ein Vorschlag lautet sogar, die Eigentümer der benachbarten Wohnungen sollten selbst die Initiative ergreifen und den Bau vollenden. Die werden sich freuen: Schließlich hatten sie vor Jahren bereits Anzahlungen für ihre unterirdischen Stellplätze geleistet – mit mehrere Tausend Euro. Nur gibt es jetzt niemanden mehr, bei dem sich die offenen Forderungen eintreiben lassen.

Sonntagsöffnung. Es hatte schon etwas Surreales: Jahr für Jahr legte die Stadt Potsdam das Brandenburger Ladenschlussgesetz großzügig aus – zu großzügig aus Sicht des Landes. An mehr als sechs Sonntagen dürfen die Geschäfte nicht öffnen, sagte die Regierung. 2015 kam es gar zum Eklat, als ein verkaufsoffener Sonntag kurzfristig vom Gericht verboten wurde. Doch 2016 wendet sich das Blatt, Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) lenkt ein. Bis zu zehn Sonntage pro Jahr sollen künftig erlaubt sein – anlass- und stadtteilbezogen, sodass kein Geschäft an mehr als sechs Sonntagen offen ist.

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