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Potsdamer Wochenrückblick: Fortunas Fazit

Ob Tulpenfest, Waldstadt-Campus oder Klinikum-Löhne: Diese Woche in Potsdam blieb unversöhnlich, meint Lokalchef Matthias Matern.

Von Matthias Matern

Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, es allen recht zu machen. Ein aktuelles Beispiel ist das Tulpenfest. Eigentlich ein schöner Anlass, um zwischen Ständen voller Blumen, niederländischer Folklore und Kleinkünstlern durch das Holländische Viertel zu flanieren. Doch nun ist ein erbitterter Streit um die Ausrichtung entbrannt. Nachdem zwei Jahre lang die Event-Managerin Alice Paul-Lunow das Fest ausrichten durfte, hat die Stadt jetzt wieder dem Verein zur Pflege niederländischer Kultur um den Vorsitzenden Hans Göbel den Zuschlag erteilt. Wie am Montag bekannt wurde, will Paul-Lunow jetzt die Ablehnung ihres Antrags durch die Stadt gerichtlich überprüfen lassen. Viel Spaß dabei, heißt es dazu gelassen aus dem Rathaus. Vielmehr sei es doch betrüblich, „dass sich die beiden Anbieter für die Austragung des Tulpenfests nicht auf eine gemeinsame Lösung für die nächsten Jahre einigen konnten“.

Pläne werden vorgestellt, geändert, wieder geändert

Aber auch ein anderes Beispiel zeigt, dass Kompromisse so ihre Tücken haben, besonders, wenn die andere Seite nicht mitspielen will. In diesem Fall geht es um den umstrittenen Schulcampus in der Waldstadt. Wie berichtet sollen dort eine Gesamtschule, eine Förderschule, eine Kita und wettkampftaugliche Sportanlagen entstehen. Seit mehr als anderthalb Jahren streiten Stadt und Anwohner über die Pläne. Dabei geht es im Wesentlichen um die Frage, wie viel Wald in der Waldstadt weichen muss. Auch im Bereich eines nahen Landschaftsschutzgebietes sollte gebaut werden. Mehrfach wurden die Pläne geändert, vorgestellt und wieder verworfen. Nun wurde am Dienstag im Bauausschuss ein neuer Kompromissvorschlag beschlossen. Demnach soll das Gros der Bebauung jetzt im vorderen Bereich des Waldes erfolgen. Im Landschaftsschutzgebiet soll nun nur die Sportanlage entstehen. Alles inakzeptabel, urteilte die Bürgerinitiative noch am Abend. Entschieden werden soll am 9. November auf der Stadtverordnetenversammlung.

Ein Entwurf für den Schulcampus in der Potsdamer Waldstadt.
Ein Entwurf für den Schulcampus in der Potsdamer Waldstadt.

© Stadt Potsdam

Sündenbock Landesregierung

Das immer irgendeiner das Nachsehen hat, zeigt auch das Beispiel Nummer drei der laufenden Woche. Im Hauptausschuss am Donnerstag war der Geschäftsführer des kommunalen Klinikums „Ernst von Bergmann“ (EvB), Steffen Grebner, zu Besuch. Wie berichtet soll am EvB wieder nach Tarif bezahlt werden, zunächst wenigstens das Pflegepersonal. Den Stadtverordneten klagte Grebner einmal mehr sein Leid, durch die Anhebung der Löhne werde das Klinikum mit Sicherheit in die roten Zahlen rutschen, wichtige Investitionen in die Technik und in die Gebäude seien dann nur noch sehr eingeschränkt möglich. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), der den Wiedereinstieg in den Tarif des öffentlichen Dienstes selbst zur Chefsache gemacht hatte, gab sich äußerst verständnisvoll. Praktischerweise bietet sich in solchen Fällen ja oft die Landesregierung als Sündenbock an. Diese müsste nun wirklich mehr Geld locker machen, hieß es unisono. 21 Millionen Euro jährlich benötige er, sagte Grebner. Doch vom Land kämen bislang nur Beträge im mittleren einstelligen Bereich.

Was die Verhandlungsführer der Kenia-Koalition von der Forderung halten, ist nicht überliefert. Aber was soll’s: Man kann es ja ohnehin nie allen recht machen.

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