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Robert Kauschke untersucht den Park Babelsberg mit der Handsonde nach möglichen Bomben im Boden.

© Soeren Stache/dpa

Potsdamer Welterbe: Park Babelsberg wird nach Bomben durchsucht

Zwei Jahre lang wird der Park Babelsberg systematisch nach Kampfmitteln sondiert. Für Besucher kommt es zu Einschränkungen.

Potsdam - 36 Bombentrichter und 17 Verdachtspunkte: Das ist die bisherige Bilanz der Kampfmittelsondierung im Park Babelsberg. Seit Anfang Februar sucht die Firma Müsing Kampfmittelräumung das südliche Parkgelände systematisch ab. 77 Hektar des Parks werden untersucht, etwa zwei Drittel der Gesamtfläche. Das verbleibende Drittel im Norden ist bereits früher überprüft worden. Nötig ist die Sondierung zur Vorbereitung Sanierungsmaßnahmen im Park, aber auch zur Gartenpflege. Es ist nach Angaben der Schlösserstiftung die erste derart umfassende und systematische Suche nach Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg in einem der Potsdamer Welterbeparks. Bis 2022 soll die Untersuchung abgeschlossen sein. Die Schlösserstiftung veranschlagt einen mittleren sechsstelligen Betrag für die Sondierung. 
„Zunächst wird fahrzeuggestützt untersucht“, erläuterte Frank Protzmann am gestrigen Freitag vor der Presse. Er koordiniert die Sondierung im Auftrag der Schlösserstiftung. Das bedeutet, ein Auto mit einem angehängten Gerät fährt die Fläche systematisch ab und erfasst so Eisenteile im Boden. Die Ergebnisse werden am Computer ausgewertet. Auch Luftbilder, die nach den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg aufgenommen wurden, werden zu Rate gezogen. 

Bei Verdacht werden Sondierungsbohrungen durchgeführt

Die identifizierten Bombenkrater und Verdachtspunkte werden dann genauer untersucht. „Dazu rücken wir mit einem Gerät zum Bohren und einem Bagger an“, sagte Thomas Wietfeldt, Chef der Kampfmittelräumfirma. Mit einem Bagger wird abgetragen, mit dem Bohrer etwa 5,50 bis sechs Meter tiefe Sondierungsbohrungen durchgeführt. So soll herausgefunden werden, ob und was dort liegt. „In vielen Fällen sind die Krater mit Schutt verfüllt worden“, so Wietfeldt. Wird tatsächlich eine Bombe entdeckt, wird der Kampfmittelräumdienst des Landes Brandenburg dazugerufen, um diese zu entschärfen.
Für die Untersuchung von Kratern und Verdachtsfällen wird die jeweilige Fläche mit einem temporären Bauzaun abgesperrt. Für Besucher des Parks bedeutet das, dass jeweils für einige Tage kleinere Parkteile oder Wege gesperrt werden. Zum ersten Mal wird das in etwa eineinhalb Wochen geschehen. Für etwa eine Woche wird der Parkzugang über den Kopfsteinpflasterweg am Havelhaus abgeriegelt. Denn genau unter diesem Weg liegt ein einstiger Bombenkrater verborgen. Details und auch Beschilderungen von alternativen Zugängen zum Park sollen rechtzeitig ausgeschildert werden. 

Sicherheitsvorkehrungen für Besucher

Weitere Fundorte werden auch im Uferbereich vermutet. „Dort wollen wir bis Ende April fertig sein“, sagte Jan Uhlig von der Schlösserstiftung – bevor im Frühling die vielen Ausflügler und Spaziergänger kommen. Zehn bis 14 Mitarbeiter der Firma Müsing sind jeweils vor Ort mit den Untersuchungen beschäftigt. „Zu ihrer eigenen Sicherheit bitten wir Besucher, die Absperrungen unbedingt einzuhalten“, so Uhlig.
In schwerer zugänglichen Teilen des Parks, etwa in dem bewaldeten Bereich auf dem Babelsberg, muss von Hand sondiert werden. Mit einem Gerät, das aus einer Stange zum Festhalten, einem Anzeiger und einer stangenförmigen Sonde Richtung Boden besteht, werden die einzelnen Teilstücke Meter für Meter abgesucht. Befindet sich im Boden in bis zu sechs Meter Tiefe darunter Eisen, fängt das Gerät an zu piepsen. „Die Handsonde misst die Magnetfelder“, sagt Robert Kauschke. Er ist Feuerwerker, so die offizielle Berufsbezeichnung. „Wenn ich etwas finde, kommt der Buddler und gräbt.“ In vielen Fällen handelt es sich um Schrott, es kann aber eben auch Munition im Boden liegen. 
Schon in letzter Zeit hat diese möglicherweise in der Erde ruhende Gefahr die Arbeit der Gärtner behindert. So konnten diese in bestimmten Bereichen nicht mehr mit schwerem Gerät anrücken – also die Wiesen nicht mit dem großen Mähtraktor kürzen. 
Die Sondierung ist aber auch die Vorbereitung für die so genannte Komplexerschließung. Diese beinhaltet die weitere Instandsetzung des kilometerlangen Bewässerungssystems im Park. Die Maßnahmen sind Teil des zweiten Masterplans zur Sanierung der Schlösser und Gärten. Auch die Wiederherstellung von Wasserspielen und des seit Jahrzehnten trockenen Großen Sees gehören dazu, genau wie die Sanierung des Havelhauses und verschiedenen Bepflanzungen. „Wir wollen den Park schön und sicher machen für künftige Generationen“, so Uhlig.

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