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POTSDAMER WELTERBE: Die Suiten im „Grand Hotel“ Friedrichs II.

Fast 30 Jahre war das Untere Fürstenquartier im Neuen Palais geschlossen. Jetzt sind die Räume restauriert.

Von Peer Straube

Sanssouci - Man könnte glatt einziehen. Vier Zimmer, eines kostbarer und pompöser als das andere – und das sind noch nicht einmal die Schlafzimmer. „Das Neue Palais ist so etwas wie das Grand Hotel für den König und seine Gäste – und das Untere Fürstenquartier sind die Suiten“, sagt Hartmut Dorgerloh.

Nach einer fast 30-jährigen Schließung konnte der Generaldirektor der Schlösserstiftung diese Suiten am Mittwoch wieder der Öffentlichkeit präsentieren. Fast fünf Jahre waren die Restauratoren damit beschäftigt, die Räume des Unteren Fürstenquartiers wieder in einen präsentablen Zustand zu versetzen. 1,2 Millionen Euro hat das gekostet – ein großer Teil stammt aus Spenden der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und des World Monuments Fund Europe (WMF).

Für Dorgerloh ist das Ergebnis ein „Geschenk“, nicht nur für die Stiftung und ihre Besucher, sondern auch für Friedrich II., dessen 300. Geburtstag in der kommenden Woche gefeiert wird. In der großen Jubiläumsausstellung „Friederisiko“ sollen die Räume erstmals seit 1983 wieder für das breite Publikum geöffnet werden. Eine besondere Herausforderung für die Restauratoren war das Tressenzimmer, dessen Seidentapeten noch aus der Zeit Friedrichs II. stammen – nur im Lesekabinett des Königs sind die Wandbespannungen ebenfalls original. Der stark zerschlissene Damast wurde aufwendig gereinigt, um das brüchige Gewebe zu stabilisieren, erhielt es ein Stützgewebe aus Baumwolle. Nach der Restaurierung wurden die einzelnen Stoffbahnen mit Kartoffelstärke wieder angeklebt – ein historisches Verfahren. Im Konzertzimmer mussten Hausschwamm entfernt und Holzwürmer aus den Wänden vertrieben werden, anschließend konnte das wertvolle Holzparkett restauriert werden. Die fünf großen Wandgemälde, die Szenen aus Orvids „Metamorphosen“ zeigen, hängen wieder an ihrem Platz. Vor ihrer Restaurierung hatten sie aufgrund ihres schlechten Zustands ein Vierteljahrhundert im Lager verbracht.

Die Geschichte der Bilder ist pikant. Im 18. Jahrhundert hingen die Werke des Hofmalers Jacob van Schuppen im Schloss Laxenburg südlich von Wien. Friedrich II. habe sie zuerst nicht kaufen wollen, erzählt Samuel Wittwer, Chef der Abteilung Schlösser und Sammlungen. Doch als er dann erfuhr, dass seine Erzfeindin Maria Theresia die Bilder wegen der nackten Körper darauf aussortierte, griff Friedrich „begeistert“ zu. Es müsse dem Monarchen besonderes Vergnügen bereitet haben, seine Gäste darauf hinzuweisen, dass die damals wohl mächtigste Frau Europas „zu prüde für diese große Kunst“ sei, meint Wittwer.

Im benachbarten Ovalen Kabinett, wegen seiner Kuppelform auch „Tassenkopfzimmer“ genannt, sind noch Restarbeiten im Gange, ebenso wie im Vorzimmer, das zu Zeiten Wilhelms II. als Lagerraum für Stühle diente. Bis zur Ausstellungseröffnung soll alles fertig sein. Unter den sieben Doppel- und drei Einzelapartments, die im Neuen Palais als Gästewohnungen für Adelige eingerichtet wurden, sei das Untere Fürstenquartier das mit Abstand prächtigste, so Wittwer. „Es ist wie ein kleines Schloss im Schloss.“

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