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Der Potsdamer Weihnachtsmarkt wurde am Freitag evakuiert.

© Sebastian Gabsch

Potsdamer Weihnachtsmarkt evakuiert: Verdächtiges Paket war wohl nicht explosionsfähig

"Sehr gut imitierter Sprengkörper" war an Apotheke geliefert worden. Ermittler finden keine weiteren verdächtigen Pakete, prüfen aber bundesweite Parallelen. Auf dem Weihnachtsmarkt soll jetzt mehr Polizei präsent sein.

Potsdam - Nach dem Fund eines verdächtigen Pakets ist der Potsdamer Weihnachtsmarkt am Freitagnachmittag teilweise evakuiert worden. Spezialkräfte der Bundespolizei machten das mit hunderten kleinen Nägeln, Batterien, Kabeln und einem sogenannten Polenböller gefüllte Paket unschädlich. Der Inhalt steckte in einem zylindrischen Gegenstand. Eine weitere Substanz, die sich darin befand, wurde am späten Abend noch untersucht. 

Das etwa 30 mal 40 Zentimeter große Paket sei vermutlich nicht explosionsfähig gewesen, sagte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Er sprach allerdings von einem „sehr gut imitierten Sprengkörper“. Die Polizei suchte bis kurz vor 22 Uhr mit Sprengstoffhunden nach weiteren Paketen, die im Umkreis des Weihnachtsmarkts abgegeben oder abgelegt worden sein könnten. Die Suche wurde am späten Abend ohne weiter Funde beendet. Das verdächtige Paket war einem Apotheker in Marktnähe von einem Lieferdienst ausgehändigt worden. Laut Schröder bestand am Abend keine Gefahrenlage mehr.

Die Ermittler wollen laut Schröter nun bundesweit nach möglichen Parallelen suchen. Es werde in den kommenden Tagen geprüft, ob Inhalte des Sprengsatzes ohne Zünder schon einmal irgendwo anders entdeckt worden seien, sagte Schröter am Abend im RBB. Man werde Abfragen an alle Bundesländer richten, sobald der Inhalt endgültig analysiert sei. Der Minister betonte, von einem sogenannten Polenböller gehe in einem fest verschlossenen Behältnis eine erhebliche Sprengkraft aus. Der Vorfall sei komplett überraschend, fügte er hinzu. Es habe im Vorfeld keinerlei Hinweise darauf gegeben. Zugleich kündigte er an, dass die Polizeipräsenz am Weihnachtsmarkt verstärkt werde.

Ministerpräsident Woidke: Jetzt müssen die Hintergründe aufgeklärt werden

Weil es sich um eine politisch motivierte Tat handeln könnte, ermittelt nun der Staatsschutz des Landeskriminalamtes. Es sei allerdings zu früh, von einem Anschlag zu sprechen, sagte Minister Schröter. Das Paket könne auch dem Apotheker gegolten haben. Der Absender war am Abend noch unbekannt. Als ein Mitarbeiter der Apotheke das Paket öffnete, sah er „komische Drähte“ herausragen, er brachte die Lieferung sofort vor die Tür und rief die Polizei. Diese richtete umgehend einen Sperrkreis ein. Bombenentschärfer machten das Paket mit einem Roboter und sowie einem Wasserschneider unschädlich.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, jetzt müssten die weiteren Hintergründe der Tat aufgeklärt werden. Nach Polizeiangaben habe es zuvor keine Drohungen gegeben. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Für die Spurensicherung blieben der Bereich des Weihnachtsmarkts sowie die umliegenden Wohn- und Geschäftshäuser bis zum späten Abend gesperrt. Die Polizei geht davon aus, dass der Potsdamer Weihnachtsmarkt am Sonnabend wieder normal öffnen kann. 

Die Schutzmaßnahmen auf dem Weihnachtsmarkt waren schon von Beginn an verstärkt worden

Nach dem islamistischen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt vor einem Jahr und weiteren Terroranschlägen in Europa waren die Schutzmaßnahmen auch auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt verschärft worden. Seitenstraßen wurden gesperrt und mit Pollern und schweren Fahrzeugen gesichert, bewaffnete Polizisten patrouillierten auf dem Markt. 

Von der Berliner Polizei hieß es am Abend mit Blick auf Konsequenzen für die Hauptstadt: „Wir müssen erst abwarten, was genau da vorgefallen ist.“ Ein anderer Polizeisprecher hatte zuvor bekräftigt, dass auf Weihnachtsmärkten eingesetzte Kollegen sensibilisiert seien.

In ganz Deutschland waren Anfang der Woche Weihnachtsmärkte unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen eröffnet worden. Gleichzeitig appellierten Politiker an die Menschen, sich durch die Terrorbedrohung nicht einschüchtern zu lassen. Am 19. Dezember 2016 war der Attentäter Anis Amri mit einem Lastwagen auf den Markt an der Berliner Gedächtniskirche gefahren. Er tötete zwölf Menschen und verletzte mehr als 70. Das hatte eine bundesweite Debatte über das Versagen von Sicherheitsbehörden ausgelöst. (mit dpa)

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