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Potsdamer Verkehrsbetriebe: Rollstuhlfahrer im Regen stehengelassen

Ein Potsdamer erhebt schwere Vorwürfe gegen Busfahrer der Verkehrsbetriebe. Diese bestreiten die Fälle aber.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Ein  Rollstuhlfahrer erhebt schwere Vorwürfe gegen die Potsdamer Verkehrsbetriebe. Busfahrer hätten ihn bereits mehrfach nicht mitgenommen und an der Haltestelle stehengelassen, obwohl noch Platz für einen Rollstuhl gewesen wäre, sagte der 30-jährige Steven Kallenbach den PNN. Er nannte auch zwei konkrete Beispiele – eines vom Dezember 2018, eines vom Januar 2019. Die Verkehrsbetriebe (ViP) wiesen die Vorwürfe zurück, es steht Aussage gegen Aussage. 

Beim ersten Fall am 9. Dezember stand Kallenbach, der wegen einer Nervenerkrankung im Rückenmark seit 2017 im Rollstuhl sitzt, mit seiner Mutter und einem Bekannten an der Haltestelle Dortustraße. Sie wollten den Bus um 16.41 Uhr Richtung Golm nehmen – Kallenbach wohnt nahe der Station Kaiser-Friedrich-Straße/Polizei. Im Bus sei noch Platz für einen Rollstuhl frei gewesen, trotzdem habe der Fahrer ihn und seine Begleiter stehengelassen, so Kallenbach. 20 Minuten hätten sie auf den nächsten Bus gewartet – im Regen. 

Laut ViP durfte der Rollstuhlfahrer mitfahren 

Der ViP stellt die Situation gänzlich anders dar. Der Fahrer habe aufgrund eines Falschparkers die Haltestelle nicht komplett anfahren können, sodass nur die zweite Tür ordentlich an der Haltestelle begehbar war, teilte Sprecher Stefan Klotz auf PNN-Anfrage mit. Dort habe sich bereits ein Rollstuhl befunden, was dem Kunden auch erklärt worden sei. Daraufhin habe der Fahrer den Bus so positioniert, dass die dritte Tür genutzt werden konnte „und ermöglichte dem Fahrgast somit den Einstieg und die Mitfahrt“. 
Auch in dem Fall vom Januar widersprechen sich die beiden Parteien. Kallenbach erzählt, er habe den Bus um 7.21 Uhr an der Station Kaiser-Friedrich-Straße/Polizei Richtung Hauptbahnhof nehmen wollen. Auch hier habe der Fahrer ihn nicht mitgenommen, obwohl aus Kallenbachs Sicht noch Platz war. 

Der Fahrer sah dies offenbar anders, so heißt es von Klotz auf Anfrage: „Bei dem genannten Fall im Januar war der Bus voll, so dass kein Platz mehr vorhanden war.“ Der Fahrer sei ausgestiegen und habe den Rollstuhlfahrer gefragt, ob er nicht alternativ den nächsten, in drei Minuten kommenden Bus nehmen könne. „Damit war der Rollstuhlfahrer einverstanden und hat dies dem Fahrer mitgeteilt.“ 

Es steht Aussage gegen Aussage

Eine Lüge, behauptet Kallenbach. Der Fahrer sei keineswegs ausgestiegen. Der nächste Bus sei auch nicht drei, sondern zehn Minuten später gekommen. Kallenbach kam deshalb zu spät zu einem Termin. „Ich habe mich schon öfter beim ViP beschwert, aber diese Dinge passieren immer wieder“, so der 30-Jährige. Auch von anderen Rollstuhlfahrern kenne er ähnliche Geschichten. Generell dürfen laut Klotz so viele Rollstühle mitgenommen werden, wie entsprechend ausgestattete Stellplätze mit Gurt vorhanden sind. In einem Standardbus gibt es davon einen, im Gelenkbus zwei.

Wenn der Stellplatz durch Kinderwagen oder Rollatoren belegt sei und keine einvernehmliche Lösung zwischen den Fahrgästen zustande komme, könne der Rollstuhlfahrer nicht mitfahren. „Hier appellieren wir natürlich einerseits an unsere Kunden und sensibilisieren andererseits unsere Fahrer, in solchen Situationen eine für alle Seiten befriedigende Lösung zu finden.“ Dies scheint allerdings nicht immer zu gelingen.

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