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Einscannen, bitte. Mehr als 10 000 Potsdamer haben eine VBB-Fahrcard. Die stand wegen eines Datenlecks in der Kritik. Nun will der Verkehrsbetrieb noch mehr elektronische Scanner installieren. Auch Tickets auf Smartphones sollen damit kontrolliert werden.

© Andreas Klaer

Potsdamer Verkehrsbetrieb testet Scanner für E-Tickets: Pilot im Bus

In den Bussen des Potsdamer Verkehrsbetriebs sollen Ticketdaten elektronisch gescannt werden. Das gefällt nicht allen. Denn in Berlin wurden die Daten unerwünscht gespeichert.

Potsdam - Aufmerksame Fahrgäste haben es möglicherweise bereits bemerkt: In mehreren Potsdamer Bussen gibt es seit Ende Februar neue sogenannte Einstiegskontrollsysteme. Damit werden elektronische Fahrausweise wie die VBB-Fahrcard oder Handytickets auf Smartphones geprüft. Für den Verkehrsbetrieb ist das die Zukunft: Im Rahmen der Fortentwicklung der elektronischen Vertriebssysteme werde der Verkehrsbetrieb in den kommenden Monaten alle Busse mit den Systemen ausstatten. Doch an dem Vorhaben gibt es Kritik – es geht um Datenschutz und Praktikabilität.

Derzeit spricht der Verkehrsbetrieb noch von einer Pilotphase. Drei Monate lang soll sich das System unter realen Bedingungen bewähren. Während dieser Zeit sind zwei Busse des Verkehrsbetriebs und ein Bus des Subunternehmers Anger mit dem Kontrollsystem ausgestattet. Nach Abschluss der Testphase sollen die Geräte in alle 69 Busse des Verkehrsbetriebs und der Subunternehmer eingebaut werden. Die komplette Ausrüstung der Busse einschließlich aller Hard- und Softwarekomponenten koste etwa 280 000 Euro. Davon werden rund 217 000 Euro durch das Land Brandenburg gefördert.

Mehr als 10.000 Potsdamer nutzen die VBB-Fahrcard

Wer sich ein herkömmliches Ticket kauft, ist von der Neuerung nicht betroffen. Kontrolleure kann sich der ViP also auch künftig nicht sparen. Doch allein der Potsdamer Verkehrsbetrieb hat nach eigenen Angaben bereits rund 10 000 der VBB-Fahrcards ausgegeben. Man rechne damit, dass durch den zusätzlichen Pendlerstrom von und nach Potsdam schätzungsweise insgesamt etwa 20 000 Fahrgäste mit dem Einstiegskontrollsystem in Berührung kommen. Über die Anzahl der Online-Tickets konnte der ViP am Mittwoch noch keine Aussagen treffen.

Praktisch heißt das, wer so eine Karte besitzt oder sich das Ticket auf das Smartphone lädt, muss es beim Einstieg auf oder in die Nähe des Scanners halten. Das System prüfe die zeitliche und räumliche Gültigkeit. Bisher funktioniere alles, heißt es auf Nachfrage. „Die neuen Geräte werden von den Fahrgästen interessiert wahrgenommen“, so Sprecher Stefan Klotz.

So positiv wird die elektronische Kontrolle jedoch nicht überall beurteilt. Beim Fahrgastverband Igeb steht man dem System kritisch gegenüber. Man zweifele daran, ob die Unternehmen im Verkehrsverbund die Technologie auch wirklich beherrschen, so Sprecher Jens Wieseke. Außerdem befürchte man längere Wartezeiten, wenn im Berufsverkehr viele Fahrgäste einsteigen und jeder sein Ticket an der vorderen Bustür einscannen muss.

Zustiegsdaten unerwünscht gepeichert

Hintergrund der Skepsis sind die Erfahrungen aus Berlin und aus dem Landkreis Barnim. Dort war die Einführung des Systems Ende vergangenen Jahres abgebrochen worden, nachdem ein Datenleck bekannt geworden war. Die mit jahrelanger Verspätung in etwa 900 der insgesamt mehr als 1300 Berliner Busse eingebauten Lesegeräte hatten nach Angaben des Berliner Verkehrsbetriebs (BVG) beim Ranhalten der Karte die Zustiegsdaten darauf geschrieben. Das war jedoch gar nicht vorgesehen – und ist aus Datenschutzgründen problematisch. Schließlich lassen sich so Bewegungsprofile der Nutzer erstellen. Der Igeb hatte die Daten nach eigenen Angaben mit einer Handy-App ausgelesen.

Nachdem die Geräte Mitte Februar wieder in Betrieb genommen worden waren, hatte der Potsdamer Verkehrsbetrieb mit einer Erklärung auf das Datenleck reagiert: Bei der Kontrolle in den Bussen des ViP seien keine ortsbezogenen Daten auf den Karten gespeichert worden. Das hatte jedoch auch die BVG zuvor behauptet – bis das Gegenteil offenbar wurde.

Die Panne stimmt auch die Brandenburger Landesbeauftragte für Datenschutz nachdenklich: Die unbeabsichtigte Erfassung der sogenannten Transaktionsdaten im vergangen Jahr war für die Aufgabenerfüllung der Verkehrsbetriebe in keiner Weise erforderlich und damit unzulässig, so Sprecher Sven Müller. „Wir gehen somit davon aus, dass eine Erfassung und Speicherung der beschriebenen Daten auf der Fahrcard nicht mehr möglich ist und dies von den Potsdamer Verkehrsbetrieben auch nicht beabsichtigt ist.“ Müller weist darauf hin, dass Kunden überprüfen können, ob sie von der Datenpanne betroffen waren. Im VBB-Infocenter am Hardenbergplatz 2 in Berlin gibt es ein Terminal, an dem man die Daten löschen kann.

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