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Der Potsdamer Verein Kinderhilfe e.V. unterstützt Familien mit schwer erkrankten Kindern oder Eltern.

© Ottmar Winter PNN

Potsdamer Verein hilft Familien mit Schicksalschlägen: Halt in schweren Zeiten

Der Verein Kinderhilfe unterstützt Familien, in denen Kinder oder Eltern schwer erkranken. Er bietet auch Angebote für Geschwister.

Potsdam - Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, zieht das oft der ganzen Familie den Boden unter den Füßen weg. Für solche Fälle ist die Kinderhilfe da. „Wir begleiten die Familien und unterstützen sie im Alltag“, beschreibt Gabriele Rech. Sie macht kunstpädagogische Angebote und koordiniert mit einer Kollegin die Trauerbegleitung im Potsdamer Büro des vor knapp 40 Jahren in Berlin gegründeten Vereins. Am Sonntag wurden die neuen Potsdamer Räume der Einrichtung eingeweiht, in einem Hinterhof in der Lennéstraße mit kleinem Garten. Deutlich größer als vorher in Babelsberg, mit Platz für einen Seminarraum für die Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtler, eine Werkstatt und Beratungsräume. Die sechs hauptamtlichen Mitarbeiter und mehr als 60 ehrenamtlichen Helfer nehmen bei ihrer Arbeit die ganze Familie in den Blick, wenn ein Kind oder auch ein Elternteil schwer erkrankt.

Ab sofort sitz der Verein in neuen Räume in der Lennéstraße 74/75.
Ab sofort sitz der Verein in neuen Räume in der Lennéstraße 74/75.

© Ottmar Winter PNN

„Das kranke Kind selbst wird oft gut versorgt, aber was ist mit den Eltern, den Geschwistern?“, so Rech. Die betroffenen Familien seien in einer Ausnahmesituation. Die Kinderhilfe bietet Beratung an, hilft bei praktischen Fragen des Alltags zu Krankentransporten oder der Umgestaltung der Wohnung genauso wie bei rechtlichen Angelegenheiten wie Anträgen. 

Angebote, um Trost zu spenden, Lichtblicke zu schaffen

Aber es geht auch darum, Trost zu spenden und Lichtblicke zu schaffen. Durch Reisen speziell für Geschwisterkinder, durch Bastel-, Handwerks- oder Sportangebote. Diese sollen künftig in den neuen Räumen noch ausgebaut werden. Oft verstünden sich die Geschwister schwerkranker Kinder aus verschiedenen Familien untereinander gut, das gemeinsame Schicksal verbinde sie. „Unsere Angebote geben einen Rahmen, in der Kommunikation in Gang kommen kann“, beschreibt Rech.

Gabriele Rech koordiniert mit einer weiteren Kollegin die Arbeit im Verein.
Gabriele Rech koordiniert mit einer weiteren Kollegin die Arbeit im Verein.

© Ottmar Winter PNN

Etwa durch einen Ball, auf dem Aufforderungen oder Fragen stehen, und der zwischen Geschwisterkindern hin- und hergeworfen werden kann. „Was macht dich wütend?“, steht dort. Oder: „Was würdest du tun, wenn du unsichtbar wärst?“ Oft seien den Schwestern oder Brüdern schwerkranker Kinder ihre eigenen Stärken nicht bewusst, weil sie oft zurückstecken müssen. „Viele Kinder haben wenig Selbstbewusstsein, manche werden auch gemobbt in der Schule“, so Rech. Denn nicht nur der Alltag wird durch einen Krankheitsfall massiv verändert, auch finanziell bedeutet dieser häufig Einschnitte. „Oft fällt ein Verdienst weg, wenn sich ein Elternteil um das Kind kümmert oder selbst erkrankt“, beschreibt sie.

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Für akute Probleme, wenn etwa die Waschmaschine kaputt geht, kann die Kinderhilfe den Familien über einen Sozialfonds helfen. Sonst werden die Familien nicht finanziell unterstützt, aber die Beratung und auch die Angebote sind kostenlos. „Wir begleiten viele Familien über viele Jahre, in unterschiedlicher Regelmäßigkeit und Intensität. Für sie sind wir immer erreichbar“, sagt Sabine Albrecht. Sie kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising.

 Sabine Albrecht ist im verein für die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising zuständig.
 Sabine Albrecht ist im verein für die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising zuständig.

© Ottmar Winter PNN

Derzeit betreut der Verein mehr als 50 Familien in Potsdam und Brandenburg. Oft beginnt der Kontakt mit der Diagnose, die ein Schock für die Eltern darstelle. Für sterbenskranke Kinder bietet die Kinderhilfe auch einen ambulanten Kinderhospizdienst an. Diese Hilfe kann über die Krankenkassen abgerechnet werden, sonst finanziert sich der Verein größtenteils über Spenden und Mitgliedsbeiträge.

„Unsere Unterstützung endet aber nicht mit dem Tod eines Kindes“, macht Rech deutlich – auch wenn die Finanzierung über die Krankenkasse dann endet. Trauerbegleitung ist ein wichtiger Teil der Arbeit. „Das können Abschiedsrituale sein wie eine gemeinsame, begleitete Sargbemalung“, beschreibt Rech. Eine Erinnerung an schöne Momente mit dem Kind. Da werde dann ein Wohnmobil auf den Sarg gemalt, oder Handabdrücke der Familie. Auch bei der Gestaltung der Trauerfeier unterstützen die ausgebildeten Trauerberater. Zudem werden regelmäßige Trauergruppen speziell für Kinder und Jugendliche sowie eine Gruppe für Männer angeboten.

Auf die Bedürfnisse der einzelnen Familien eingehen

Die Bedürfnisse der Familien seien sehr unterschiedlich, beschreibt Rech. Manchmal gehe es schlicht darum, einen Moment der Ruhe zu verschaffen im durch die Krankheit geprägten Alltag. Sie erzählt von einer Familie, in der das Kind so schwer krank ist, dass es ständig unter Beobachtung stehen muss. Wenn Rech die Familie besucht, passt sie eine Weile auf das Kind auf. „Die Mutter kann sich dann Zeit für sich nehmen, einmal für ein oder zwei Stunden im Bad verschwinden, sich in die Wanne legen und Wellness machen.“

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