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Potsdamer Toleranzfest: Sambabands und nigerianische Trommler

Zum neunten Mal feiert Potsdam am Samstag das Toleranzfest – und den erfolgreichen Kampf gegen Pogida. Für das Bündnis "Potsdam bekennt Farbe" haben sich die Demos erledigt.

Babelsberg - Das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ war in diesem Jahr gefordert wie selten zuvor. Fast wöchentlich demonstrierte seit Januar die rechte Pogida-Bewegung in Potsdam, jedes Mal folgten Hunderte Menschen dem Aufruf des Bündnisses und schlossen sich den Gegendemos an. Am Samstag feiern die 33 Vereine und Parteien nun auf dem Weberplatz in Babelsberg zum neunten Mal das Fest der Toleranz.

Unter dem Motto „We are united – Potsdam bleibt bunt“ beginnt um 13 Uhr das Straßenfest, zu dem mehr als 1000 Besucher erwartet werden. Er sei stolz, dass es mittlerweile zu einer Tradition geworden sei, so Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der zugleich Vorsitzender des Bündnisses ist. Gerade in Zeiten des Erstarkens von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus sei es wichtig zu zeigen, dass Integration gelingen könne. Andere Kulturen seien eine Bereicherung und gemeinsam feiern gehöre dazu.

"Sexta Feira" eröffnet das Fest

Das Fest eröffnen werden die Sambatrommler „Sexta Feira“. Die Tanzgruppe „Das fantastische Dutzend“ wird sich ebenso wie die Kirchengemeinde Babelsberg präsentieren. Dazu gehört unter anderem die syrische Tanzgruppe „Mosaikstein“ und Potsdams Flüchtlingspfarrer Bernhard Fricke wird über seine Arbeit informieren. Später sorgen die nigerianischen Trommler des Kulturvereins Nzuko Ndoi Igbo für Stimmung. Außerdem organisieren die Vereine SV Babelsberg 03 und SV Concordia Nowawes 06 ein Straßenfußballturnier. Am Abend spielt dann gegen 18 Uhr die Band Folkadelik.

Der Zeitpunkt für ein solches Fest könnte kaum besser sein. Die Pogida-Aufmärsche, die Potsdam bis in den Sommer hinein regelmäßig in Atem gehalten hatten, finden wegen der geringen Teilnehmerzahlen nicht mehr statt. Ende August versuchte es dann ein Nachfolger, der Pogida-Klon „Freie Patrioten Potsdam“ und brachte ebenfalls nur wenige Dutzend Demonstranten auf die Straße.

Beispiel für andere Städte

Einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen Rechtsextremismus hätten dabei das Bündnis sowie die Vereine geleistet, sagte die Leiterin der Geschäftsstelle, Ursula Löbel, am Dienstag. Besonders wichtig sei aber, dass Oberbürgermeister Jakobs und die gesamte Stadtpolitik dahinterstünden. „Von der Antifa bis zur CDU sind alle dabei“, sagte Löbel. Auch gebe es in der Stadtverwaltung einen festen Ansprechpartner mit der Servicestelle Tolerantes und Sicheres Potsdam (Tosip). Daran könnten sich die anderen Kommunen bundesweit ein Beispiel nehmen. Löbel warf unter anderem der früheren Oberbürgermeisterin von Dresden, Helma Orosz (CDU), vor, sich nicht rechtzeitig genug gegen die Pegida-Bewegung positioniert zu haben. „Das hätte sonst einen anderen Verlauf genommen.“

Der Potsdamer Pegida-Ableger Pogida jedenfalls werde künftig nach Überzeugung von Löbel nicht mehr zu Demos aufrufen. „Das wird sich in dieser Form wohl erledigt haben“, sagte sie. Es werde aber neue Versuche geben. Durch die vielen Vereine im Bündnis sei man in Potsdam aber sehr aufmerksam gegenüber rechtsextremen Entwicklungen. Wenn ein Hakenkreuz auf einer Häuserwand entdeckt werde, bekomme sie bereits am nächsten Tag Anrufe, warum das noch nicht entfernt worden sei, so Löbel.

„Potsdam bekennt Farbe“ ist ein Bündnis der Zivilgesellschaft und besteht seit 14 Jahren. Im Beirat sind alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung sowie die Verwaltung, zivilgesellschaftliche Organisationen, der Migrantenbeirat, Kirchenvertreter und der Stadtsportbund vertreten.

Stefan Engelbrecht

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