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Auf Werbetour. Vor rund anderthalb Monaten haben Martin Faust, Jonas Witt und David Schwalb (v.l.) von der Potsdamer IT-Firma Valsight die erste Version ihrer Simulationssoftware vorgelegt. Im November wollen sie ihr Produkt den Potsdamer Stadtwerken vorstellen.

© Andreas Klaer

Potsdamer Start-up Valsight: Berühmter Türöffner

Das Potsdamer Start-up Valsight hat jetzt eine erste Version seiner Simulationssoftware für Firmen entwickelt. Derzeit sucht die Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts nach Partnern für Pilotprojekte.

Von Matthias Matern

Potsdam - Ein großer Name öffnet vielleicht Türen, der Rest ist harte Arbeit. Eine Erfahrung, die auch den vier Gründern der Valsight GmbH nicht erspart blieb. Anfang des Jahres haben die vier Absolventen des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) ihre Firma gegründet (PNN berichteten). Auf der Grundlage einer neuen Datenbanktechnologie des SAP-Konzerns haben David Schwalb, Martin Faust, Jonas Witt und Stephan Müller eine Software entwickelt, die es Unternehmen ermöglicht, beispielsweise die Folgen geplanter Investitionen oder steigender Energiepreise innerhalb kürzester Zeit zu erkennen und sich darauf einzustellen. Selbst die Auswirkungen eines sogenannten Grexits, also eines Ausstiegs Griechenlands aus dem Euroraum, wie er erst im Sommer wieder diskutiert wurde, könnten so berechnet werden

Erste Version der Simulationssoftware ist fertig

Seit rund anderthalb Monaten liegt nun die erste Version ihrer Software-Entwicklung fertig auf dem Tisch, beziehungsweise auf dem Rechner. Nun sucht Valsight Partner für erste Pilotprojekte. Klinkenputzen ist also angesagt. Eine Aufgabe, die trotz erster Erfolge einen langen Atem erfordert, räumt Martin Faust, zuständig für den Vertrieb, ein: „Man wünscht sich natürlich schon, dass es schneller geht. Aber eigentlich haben wir damit ja auch gerechnet.“

Inzwischen hat das Start-up, dass sich bislang vor allem noch durch Geld aus dem Risikokapitalfonds der Hasso Plattner Ventures Management GmbH finanziert, nach eigenen Angaben bereits Kontakt zu mehr als 100 potenziellen Kunden in Deutschland, Europa und Nordamerika aufgenommen, ihre Produktidee 30 bis 50-mal präsentiert. „Wir sind bisher sehr zufrieden. Die Resonanz ist äußerst positiv“, sagt Produktmanager David Schwalb. Kommenden Monat wollen die vier Potsdamer Gründer ihre Software-Lösung bei den Stadtwerken Potsdam vorstellen.

Hasso Plattner hat zum Schritt in die Selbstständigkeit ermuntert

Die Idee für das Unternehmen entwickelte sich aus einem Forschungsprojekt am HPI zur Verarbeitung besonders großer Datenmengen, die zu groß oder zu komplex sind oder sich zu schnell ändern, um sie mit händischen und klassischen Methoden der Datenverarbeitung auszuwerten. Basierend auf der neuen SAP-Datenbank Hana, an deren Grundlagen Faust, Witt, Schwalb und Müller während ihres Studiums ebenfalls mitgetüftelt haben, entwickelten die Gründer ein Tool, das Wechselkursschwankungen innerhalb von Sekunden erkennt und deren Auswirkungen auf die Finanzlage eines Unternehmens berechnet. Letztlich sei es Plattner selbst gewesen, der sie im vergangenen Dezember zum Schritt in die Selbstständigkeit ermuntert hat, erinnert sich Faust. „Plattner hat gesagt, da kann man doch was daraus machen.“ Natürlich öffne der Name Plattner bei der Kundenakquise Türen, sind sich die Valsight-Gründer einig. „Aber deshalb bewirft einen nicht jeder gleich mit Geld“, so Faust.

Den Start von drei bis vier Pilotprojekten noch in diesem Jahr hat sich das Unternehmen als Ziel gesteckt. Die Ergebnisse sollen dann in die Weiterentwicklung der Simulationssoftware einfließen. Ob das aber von Potsdam aus erfolgt, ist mehr als fraglich. Derzeit sitzt Valsight noch auf dem Campus des Hasso Plattner-Hightech-Parks in der Babelsberger August-Bebel-Straße. Mittlerweile ist das Unternehmen auf 13 Mitarbeiter angewachsen. Weitere Stellen sind bereits ausgeschrieben. „Zum Jahresende läuft unser Mietvertrag auf dem Campus aus und es ist eher unwahrscheinlich, dass wir verlängern können“, sagt Entwickler und Mitgründer Jonas Witt. Zum einen sei das Unternehmen einfach zu stark gewachsen, zum anderen würden die Räume anderweitig benötigt.

In Potsdam fehlen Büroräume für Start-ups

Witt zufolge steht ein Umzug nach Berlin durchaus zur Debatte. Schließlich würden zwei der vier Gründer ohnehin in Berlin leben. Auch sechs weitere Mitarbeiter hätten dort ihren Lebensmittelpunkt. Vor allem aber sei es schwer, in Potsdam geeignete Büros zu finden. Ein Umstand, der immer wieder von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden der Stadt beklagt wird. Gerade vor dem Hintergrund, dass es nicht immer einfach ist, vor allem junge gute Software-Entwickler nach Potsdam zu holen, dürfte ein potenzieller neuer Standort auch nicht zu abgelegen sein, so Witt. „Es muss einen Schienenstopp geben und dann sollte man auch nicht mehr unglaublich weit laufen müssen. Das Umsteigen in die Straßenbahn ist vielen oft schon zu umständlich.“

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