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Marktkost-Gründerin Laura-Maria Horn (r.) ist Enkeltochter eines Fleischermeisters. Inzwischen ist auch Informatikerin Lucia Cloth als Gesellschafterin mit eingestiegen.

© Ottmar Winter

Potsdamer Start-up Marktkost: Aus dem Glas statt aus der Kantine

Kein Verpackungsmüll, keine Lebensmittelverschwendung: Das Potsdamer Start-up Marktkost liefert nachhaltige Mittagsgerichte für Unternehmen – und plant bereits die Expansion.

Potsdam - Wer das erste Mal ein Gericht des Potsdamer Start-ups Marktkost geliefert bekommt, ist erst mal ein bisschen verwundert: Das Essen ist nicht in unzählige Lagen Plastik, Styropor und Alufolie verpackt, wie bei vielen Catering-Diensten üblich, sondern kommt ganz simpel in einem vakuumversiegelten Mehrwegglas daher, die Mahlzeit muss dann nur noch aufgewärmt werden. Die Optik macht etwas her, doch der eigentliche Clou ist, dass keinerlei Verpackungsmüll anfällt: Die Unternehmen, die bei Marktkost Kunde sind, bekommen einmal in der Woche die bestellten Mahlzeiten geliefert, dabei werden die leeren Gläser der Vorwoche wieder mitgenommen, gereinigt und wiederverwendet.

„Ein Unternehmen mit 20 teilnehmenden Mitarbeitern spart mit Marktkost allein 30 große gelbe Abfalltonnen Verpackungsmüll pro Jahr, also rund 180 Kilo“, sagt Unternehmensgründerin Laura-Maria Horn. Bei den Start-up-Days der Internationalen Grünen Woche hatte Marktkost für seine innovative Idee den ersten Preis als bestes Start-up erhalten. „Das war eine super Überraschung“, sagt Horn. „Die Jury hat sogar betont, wie wichtig das Thema Essen am Arbeitsplatz ist.“

Marktkost beliefert aktuell 30 Unternehmen

Die leidenschaftliche Köchin hat Marktkost 2019 in der Landeshauptstadt ins Leben gerufen und beliefert derzeit 30 Unternehmen in Berlin, Potsdam und Brandenburg wöchentlich mit Mittagsmahlzeiten. Als Enkeltochter eines Fleischermeisters ist Horn mit Lebensmitteln aufgewachsen, schon früh befasste sie sich mit Rezepten und verschlang Ernährungszeitschriften. Zunächst studierte Horn jedoch BWL in Köln, die Uni-Kantine mied sie schon damals. Nachdem sie zwei Jahre bei einem Hamburger Gastronomie-Start-up und anschließend bei einem Konferenz-Caterer in Berlin gearbeitet hatte, wollte sie etwas Eigenes machen.

Vielseitig. Derzeit bietet Marktkost vier Gerichte pro Woche an, mit möglichst vielen saisonalen und regionalen Zutaten.
Vielseitig. Derzeit bietet Marktkost vier Gerichte pro Woche an, mit möglichst vielen saisonalen und regionalen Zutaten.

© Ottmar Winter

Die Erfahrungen im Catering-Bereich hatten sie darin bestärkt, etwas gegen Lebensmittelverschwendung zu unternehmen: „Das ist eine echte Katastrophe, wie viel Essen da am Ende des Tages weggeschmissen wird“, sagt Horn. Kantinen hätten indes das gleiche Problem: Damit die Auswahl für alle Mitarbeiter immer möglichst groß ist, wird in der Regel zu viel gekocht, Überschüssiges landet im Müll. Allerdings hätten die meisten Unternehmen ohnehin keine Kantine, sagt Horn: „Bei vielen ist das Thema Mittagsverpflegung überhaupt nicht abgedeckt, die haben vielleicht einen Backshop um die Ecke und sonst nichts.“

Mahlzeiten halten sich im Kühlschrank gut eine Woche

Unter dem Schlagwort „Next Level Lunch“ konzentriert sich Marktkost daher vor allem auf kleine Unternehmen mit fünf bis 50 Beschäftigen. Diese können sich die von Woche zu Woche wechselnden Gerichte für jeweils 7,90 Euro online bestellen und bekommen sie dann am Montag geliefert. Im Kühlschrank aufbewahrt halten sich die Mahlzeiten in den Gläsern gut eine Woche. Weggeschmissen wird so gut wie nichts, denn es wird nur produziert, was bestellt wurde.

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Derzeit bietet Marktkost vier Gerichte pro Woche an, mit möglichst vielen saisonalen und regionalen Zutaten: Vom Putengeschnetzelten über die Gnocchi-Rosenkohl-Pfanne bis zum veganen Kürbis-Dahl mit roten Linsen und Masala-Kartoffeln ist alles dabei. „Wir hören von unseren Kunden immer wieder mal, dass sie durch unser Angebot angeregt wurden, mehr vegetarisches Essen auszuprobieren“, sagt Horn, die sich über solches Feedback freut. „Wir wollen nicht belehren, sondern durch Qualität überzeugen.“ Auch sonst weist Marktkost laut eigener Aussage eine hohe Kundenzufriedenheit auf: „Einige haben gesagt, sie hätten nicht gedacht, dass das Essen so gut ist und solange frisch bleibt“, sagt Horn.

Auf Wachstumskurs. Bislang beliefert Marktkost 30 Unternehmen in Berlin, Potsdam und Brandenburg.
Auf Wachstumskurs. Bislang beliefert Marktkost 30 Unternehmen in Berlin, Potsdam und Brandenburg.

© Ottmar Winter

Unternehmen will expandieren

Die meisten Kunden von Marktkost kommen aus der Kreativ-Branche: Werbeagenturen, Marketing-Firmen, Architektur-Büros. Doch laut Horn seien verstärkt auch andere Branchen dabei, zum Beispiel Baufirmen oder Arzt-Praxen: „Letztlich ist die Verpflegung der Mitarbeiter ja in jedem Unternehmen ein Thema.“ Mit der Kundenzahl wächst auch das Start-up: Noch vor zwei Monaten hatte Marktkost nur drei Mitarbeiter, mittlerweile sind es acht. Dazu gehört auch die promovierte Informatikerin Lucia Cloth, die als Gesellschafterin bei Marktkost eingestiegen ist und für den Internetauftritt und das Online-Bestellsystem zuständig ist.

Zwar bekommt auch Marktkost die Auswirkungen des Lockdowns zu spüren, weil viele Angestellte derzeit im Homeoffice sind, dennoch will Horn auf jeden Fall weiter expandieren: Die Auswahl bei den Gerichten soll größer und das Unternehmen noch bekannter werden, möglichst über Berlin und Brandenburg hinaus: „Wir wollen bald auch in die nächste Region gehen, aber nicht unbedingt nur in Metropol-Regionen, sondern dahin, wo es viele kleine mittelständische Unternehmen gibt“, sagt Horn.

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